Weihnachten in der DDR – das war nicht nur Besinnlichkeit, sondern auch Kreativität, Improvisation und ein Hauch von „Ostalgie“. Während auf der einen Seite klassische Traditionen wie der Kartoffelsalat mit Würstchen gepflegt wurden, sorgte die Mangelwirtschaft für originelle Lösungen und nachhaltige Rituale, die heute fast Kultstatus haben. Wir werfen einen Blick auf die schönsten, skurrilsten und herzerwärmendsten Erinnerungen an das Fest der Liebe im Osten. Erinnern Sie sich noch ...?
Lametta, Nussknacker und Räuchermännchen – die Kunst der Weihnachtsdeko
Die Dekoration war in DDR-Haushalten ein Mix aus Tradition und Pragmatismus. Lametta vom VEB Glasschmuck in Lauscha, das Jahr für Jahr wiederverwendet wurde, gehörte ebenso dazu wie die berühmten Nussknacker, Schwibbögen und Pyramiden aus dem Erzgebirge. Auch die NARVA-Lichterkette war ein Klassiker, der inzwischen sogar wieder produziert wird. Besonders einprägsam: die Lichter-Glocken-Spiele, die mit ihren glockenähnlichen Klängen eine festliche Stimmung verbreiteten.
Doch in einer Mangelwirtschaft wurde nichts verschwendet. Geschenkpapier wurde vorsichtig aufbewahrt, geglättet und oft gebügelt, um es erneut zu verwenden. Was damals eine Notwendigkeit war, könnte heute als Paradebeispiel für Nachhaltigkeit durchgehen.

Heiligabend: Kartoffelsalat und die Kunst der Planung
Am 24. Dezember wurde in den meisten DDR-Haushalten nicht üppig geschlemmt – das war den Feiertagen vorbehalten. Stattdessen stand traditionell Kartoffelsalat mit Würstchen auf dem Tisch. Die Weihnachtsgans für den 25. oder 26. Dezember musste oft Monate im Voraus organisiert und in der Tiefkühltruhe aufbewahrt werden. Alles, von der Deko bis hin zu Zutaten wie Orangeat und Zitronat für den Stollen, erforderte eine präzise Planung. Der Weihnachtsbraten war nicht nur ein Gaumenschmaus, sondern auch ein logistisches Meisterwerk.

Westpakete: Bananen und Luxus aus der Ferne
Das Weihnachtsfest in der DDR hatte oft einen besonderen Höhepunkt: die heiß ersehnten Westpakete. Für Familien, die Verwandtschaft im Westen hatten, war das Päckchen mit Kaffee, Schokolade oder Bananen ein kleines Fest im Fest. Im Gegenzug schickten DDR-Bürger ihre „Ostpakete“ mit handgefertigten Produkten aus dem Erzgebirge oder Dresdner Stollen.
Musikalischer Dauerbrenner: „Weihnachten in Familie“
Ein absoluter Klassiker, der in keiner DDR-Weihnachtszeit fehlen durfte, war die Schallplatte „Weihnachten in Familie“. Frank Schöbel und seine damalige Partnerin Aurora Lacasa schufen 1985 mit dieser Mischung aus Eigenkompositionen und Weihnachtsliedern einen Dauerbrenner. Mit zwei Millionen verkauften Exemplaren avancierte sie zur erfolgreichsten Weihnachtsplatte des Ostens. Selbst heute noch ist das Album populär, was sich an regelmäßigen Chartplatzierungen in der Vorweihnachtszeit zeigt.
Der Baum: Von spillerig bis kreativ gepimpt
Der Weihnachtsbaum in der DDR war oft alles andere als perfekt. Besonders Kiefern und Tannen aus dem Erzgebirge hatten häufig wenig Äste oder Nadeln. Die Lösung? Ein zweiter Baum wurde gekauft, dessen Äste kurzerhand in den ersten hineingebohrt oder -geklebt wurden. Am Ende stand doch ein prächtig geschmücktes Bäumchen im Wohnzimmer – improvisiert, aber geliebt. So ging das in sehr vielen Haushalten.

Märchenhaftes Fernsehen und die geflügelte Jahresendfigur
DEFA-Märchen wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ oder „Das Zaubermännchen“ sorgten für Weihnachtszauber. Diese Filme gehören auch heute noch zu den Feiertagen wie Plätzchen und Kerzenschein. Ein weiteres Kuriosum: Der Atheismus der DDR hinterließ Spuren, sodass „Weihnachtsengel“ oft als „geflügelte Jahresendfiguren“ bezeichnet wurden – eine typisch sozialistische Sprachblüte.
