Adventskalender im KURIER

DDR-Tradition zum Fest: Crottendorfer oder Neudorfer – wer ist besser?

An dieser Frage scheiden sich die Geister: Sind die Crottendorfer Räucherkerzen die besten – oder doch die Neudorfer? Zwei Redakteure und ihre Lieblinge.

Author - Florian Thalmann
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Ohne Räuchermännchen ist Weihnachten kein Weihnachten. Aber welche Räucherkerzchen sind die besten – Neudorfer oder Crottendorfer?
Ohne Räuchermännchen ist Weihnachten kein Weihnachten. Aber welche Räucherkerzchen sind die besten – Neudorfer oder Crottendorfer?Karina Hessland/imago

Weihnachten ist ein Fest des Friedens – auch wenn es in vielen Familien nicht klappt, sollten sich zumindest über die Feiertage mal alle vertragen. Doch es gibt eine Frage, über die erbittert gestritten wird, sogar innerhalb unserer Redaktion: Crottendorfer oder Neudorfer – welche sind die besten Räucherkerzen? Das gemütliche qualmende Räuchermännchen aus dem Erzgebirge gehörte schon in der DDR zum Fest. Und auch 2025 geht es nicht ohne! Wenn sich der Duft von weihnachtlichem Weihrauch oder Tanne in der Stube verbreitet, kann das Fest losgehen. Nur: Was dürfen die Räuchermänner qualmen? Der Kampf der Giganten!

Räucherkerzen aus dem Erzgebirge gehörten in der DDR zum Fest

Drei große und bekannte Räucherkerzen-Marken gibt es im Erzgebirge – und tatsächlich verhält es sich etwas wie bei den echten Rauchern: Wer sich einmal für eine Marke entschieden hat, der weicht davon nur ungern ab. Die einen schwören auf die Kerzchen von Knox, die es schon seit 1958 gibt – sie kommen aus der „Apotheker Hermann Zwetz Räuchermittelherstellung GmbH“ in Mohorn-Grund im Erzgebirge. Ein echter Karzel-Gigant: bis zu 70 Tonnen Räucherkerzen laufen in der Produktionsstätte jedes Jahr vom Band, es gibt mehr als 30 Duftrichtungen.

Die Konkurrenz schläft nicht, sie qualmt auch ordentlich: Crottendorfer Räucherkerzen gehören ebenfalls zu den Bestsellern der Weihnachtswelt, die Düfte „Weihrauch“ und „Tanne“ wabern seit Jahren durch geschmückte Stuben. Die Gemeinde im Erzgebirge ist auch durch die Herstellung der Räucherkerzen bekannt – hier befindet sich sogar das „Räucherkerzenland“, wo die größte Räucherkerze der Welt ausgestellt ist.

Die Räucher-Giganten aus dem Erzgebirge: Knox, Crottendorfer und Neudorfer Räucherkerzen.
Die Räucher-Giganten aus dem Erzgebirge: Knox, Crottendorfer und Neudorfer Räucherkerzen.Richard Huber/Wikipedia

Gar nicht weit entfernt liegt Neudorf, die Heimat der Räucherkerzenfirma Huss. Hier werden vor allem Räucherkerzen mit Weihrauchduft hergestellt – aber dazu auch andere Duftrichtungen und Räucherprodukte. Alles begann mit Kurt Huß, der 1928 Räucherkerzen aus Holzkohle und Harz herstellte, um sich im Winter etwas Geld zu verdienen. Die „Weihrichkarzle“ sind noch heute der Verkaufsschlager des Unternehmens. Aber: Sind Crottendorfer oder Neudorfer die besseren „Karzel“? Zwei KURIER-Redakteure erklären, warum sie welche Sorte lieben.

Mit Crottendorfer Räucherkerzen werde ich zum Kind

Immer, wenn ich an Crottendorfer Räucherkerzen denke, bin ich wieder der Junge aus den 70er-Jahren, der am 24. Dezember kurz vor der Bescherung schon ganz genau wusste: Jetzt geht’s gleich los. Erst kam der Duft. Dieses würzige, warme Knistern in der Luft. Dann die Musik. Und erst dann durften wir ins Wohnzimmer, wo der Tannenbaum mit Lametta glitzerte, Kugeln funkelten in Rot und Blau. Auf dem Tisch stand die klassische Pyramide mit Zwergen, Bergleuten, auch mit echten Kerzen, und irgendwo dahinter waren die Geschenke zu erahnen. Aber wirklich begann alles mit dem Duft, der selbst durch die geschlossene Tür kriechen konnte.

Aus dem schönen Crottendorf im Erzgebirge kommt eine der bekanntesten Räucherkerzen-Marken.
Aus dem schönen Crottendorf im Erzgebirge kommt eine der bekanntesten Räucherkerzen-Marken.Hanke/imago

Heute ist das immer noch so – vielleicht sogar eindrücklicher. Meine heutige Familie hat dieses Ritual zum Glück übernommen: Weihnachten startet, wenn es nach grünen, schwarzen oder beigen Räucherkerzen riecht. Aus Crottendorf. Alles andere kommt nicht ins Haus. Genau wie beim Dresdner Stollen. Die neuen Räuchermännchen sind inzwischen fast 40 Zentimeter hoch geworden, sodass ich manchmal zwei oder drei Kerzen zugleich hineinstecke. Mehr Aroma, mehr Weihnachten. Ganz klar. Markenbewusstsein hat sich also schon weit vor der Wende in meine Nase geschlichen. Und die Pappkiste mit den Crottendorfern? Die liegt das ganze Jahr über unter unserem Wohnzimmertisch – wie ein stiller Wachhund des Weihnachtsgefühls. Stefan Tappert

Jürgen Huss ist der aktuelle Chef der Firma Huss, die in Neudorf im Erzgebirge Räucherkerzen herstellt.
Jürgen Huss ist der aktuelle Chef der Firma Huss, die in Neudorf im Erzgebirge Räucherkerzen herstellt.EPD/imago

Der Duft der Neudorfer Karzle lässt mich nicht mehr los

Ich gebe es ehrlich zu: Auch ich bin ein Crottendorfer-Kind. Die Pappschachteln mit dem markanten Räuchermann im winterlich verschneiten Städtchen aus dem Cover hat auch mich durch die ersten Jahre meines Lebens begleitet. Der wohlriechende Dunst waberte schon aus den kleinen Räucherhäuschen aus Metall, die wir sogar im Kindergarten und im Hort hatten, so himmelblau wie ein neuer Trabi. Erinnern Sie sich? Doch irgendwann in meinen 20ern wechselte ich die Sorte – wie ein Raucher, der plötzlich eine neue Marke für sich entdeckt. Der Wandel passierte im Urlaub.

In den Werkstätten der Firma Huss werden sogar Kurse angeboten, bei denen man seine eigenen Neudorfer Räucherkerzen herstellen kann.
In den Werkstätten der Firma Huss werden sogar Kurse angeboten, bei denen man seine eigenen Neudorfer Räucherkerzen herstellen kann.EPD/imago

Mit meinem Partner verbrachte ich ein paar Tage im Erzgebirge. Wir fuhren nach Oberwiesenthal, machten uns dort eine nette Zeit. In einem Prospekt entdeckte ich die Räucherkerzenwerkstatt in Neudorf: Hier kann man Kurse belegen, die eigenen Kerzchen rollen. Also wanderten wir an einem unserer Urlaubstage hin, durch den verschneiten Winterwald. Nach der Ankunft ging es in die Werkstatt: Zwei erwachsene Männer rollten ihre eigenen Räucherkerzen – inmitten zweier Schulklassen. Damit wir den Lärm aushielten, gab’s vom Chef einen Glühwein aufs Haus. Ein herrlicher Nachmittag, nach dem wir kleine Kisten mit unseren eigenen Räucherkerzen den Laden verließen. Einziger Nachteil: Die Kerzchen qualmen nicht, was an den natürlichen Inhaltsstoffen liegt. Man muss sie auf den Kopf stellen, damit sie wirklich räuchern. Doch der unschlagbare Duft und die Erinnerungen an diesen herrlichen Ausflug in der Vorweihnachtszeit machten mich vom Crotten- zum Neudorfer-Fan. Florian Thalmann

Welche Kerzchen bevorzugen Sie? Und: Wir bei Ihnen überhaupt geräuchert? Schicken Sie uns Ihre Meinung per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns drauf!