Im Kino Babylon

75. DDR-Geburtstag: Egon Krenz feiert mit – und lobt den „deutschen Friedensstaat“

Egon Krenz war Stargast des Abends „75 Jahre DDR - was bleibt?“. Und er pries dabei nicht nur den untergegangenen SED-Staat, dessen Gründung sich am 7. Oktober 2024 jährt.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Bei einer Veranstaltung zum DDR-Geburtstag - da darf auch Egon Krenz nicht fehlen.
Bei einer Veranstaltung zum DDR-Geburtstag - da darf auch Egon Krenz nicht fehlen.NurPhoto/imago

Er gehörte zu den letzten DDR-Staatschefs, löste im Herbst 1989 Erich Honecker ab, erlebte in seiner kurzen Amtszeit den Mauerfall. Egon Krenz (87), der fleißig an dem dritten und letzten Teil seiner Biografie schreibt und immer noch Zeit findet, bei Veranstaltungen aufzutreten. Wie jetzt am 5. Oktober im Berliner Kino Babylon, in dem es um den 75. Geburtstag der untergegangenen DDR ging. Da durfte er natürlich nicht fehlen. Egon Krenz feierte mit.

75 Jahre alt wäre die DDR am 7. Oktober 2024 geworden. Auch wenn es keine großen Jubelveranstaltungen mehr gibt, die eine oder andere Erinnerungsshow fand nun doch statt. Dazu gehörte auch die Veranstaltung „75 Jahre DDR – was bleibt?“

Zu dieser hatte die Junge Welt eingeladen. Der Saal im Kino Babylon war gut gefüllt (Eintritt 15 Euro). „Auch 34 Jahre, nachdem die DDR ihre staatliche Existenz beendet hat, bleibt sie Gegenstand hasserfüllter Attacken vermeintlicher Sieger der Geschichte“, so kündigte der Veranstalter den Abend an. „Vertreter unterschiedlicher Generationen erkunden in Redebeiträgen und mit künstlerischen Mitteln, was ihrer Erfahrung nach von dem durchaus differenziert zu betrachtenden Erbe des Arbeiter- und Bauernstaates bleiben wird.“

Und dazu gehörte auch Egon Krenz, der Star des Abends. Als er den Zuschauerraum betrat, bekam er viel Applaus. „Es gibt viele Gründe, die DDR zu mögen. Die DDR hat niemals Krieg geführt. Sie war der deutsche Friedensstaat”, soll er laut Tagesspiegel gesagt haben.

Was Krenz dabei nicht erwähnte, waren die mehr als hundert Mauertoten im „Friedensstaat“. Wegen Totschlags in vier Fällen wurde der Ex-Generalsekretär im August 1997 zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Knapp vier Jahre davon musste er absitzen. 

Aber offenbar ging es bei der Veranstaltung, bei der am Ende der Defa-Kultfilm „Die Legende von Paul und Paula“ auf dem Programm stand, um noch mehr als darum die DDR zu würdigen.

Veranstaltung zum DDR-Geburtstag: Egon Krenz lobt Sahra Wagenknecht

Laut dem Medienbericht lobte Krenz am Rande der Veranstaltung BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht für ihren Erfolg bei den vergangenen Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. „Da freue ich mich drüber und wünsche ihr viel Erfolg, dass sie noch viel mehr Stimmen bekommt.“ Krenz wertet ihren Erfolg als einen Aufruf zu Verhandlungen über die Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine.

Das sei auch der Ziel des Abends im Kino Babylon. „Das Signal, was von diesen Veranstaltungen ausgeht, lautet: Hört uns endlich zu! Wir wollen Friedenspolitik. Wir haben den Wunsch zu leben und nicht zu sterben“, sagte Krenz dem Tagesspiegel.

Der einstige DDR-Staatsmann, der Chef der Jugendorganisation FDJ war und als Honeckers Kronprinz galt, sparte nicht mit Lob. Er würdigte auch die Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg, Michael Kretschmer (CDU) und Dietmar Woidke (SPD), die eine stärkere Bemühungen um eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg forderten.

„Ich finde, das ist sehr mutig, weil sie sich durchsetzen gegen eine gesellschaftliche Meinung in der CDU oder in der SPD, in der Ampel überhaupt“, sagte Krenz laut dem Medienbericht. „Und ich beglückwünsche sie dazu, dass sie so mutig sind.“