
Heute ist Kaffee ein echtes Luxusprodukt, nur wenige können ihn sich außerhalb günstiger Sparangebote noch leisten – denn in Supermärkten werden echte Mondpreise aufgerufen. In der DDR war es anders: Da gab es oft wenig bis gar keinen Kaffee, sodass man sich Alternativen einfallen lassen musste. Eine davon: Kaffee-Ersatz auf Getreide-Basis. Aber: Warum schmeckte das Heißgetränk trotzdem nach Kaffee? Star-Koch Sebastian Lege hat sich jetzt die Kult-Marke „im nu“ vorgeknöpft – und erklärt in seiner Reihe „besseresser“, was wirklich in dem berühmten Malzkaffee steckt.
Ende der 70er-Jahre schlitterte die DDR in eine Kaffee-Krise
Die DDR ächzte über Jahre unter einer echten Kaffee-Krise: Ende der 1970er-Jahre war die aromatische Bohne Mangelware, die Kaffeetasse blieb oft leer. Grund dafür wie bei vielen anderen Sachen: Der DDR-Markt hatte auf dem Weltmarkt keinen Wert, nur mit Westgeld konnten Rohstoffe gekauft werden, die aus anderen Ländern importiert werden mussten. Noch dazu stiegen die Weltmarktpreise für Kaffee in der Zeit dramatisch an. Die Folge: Man dachte sich Ersatzprodukte aus, darunter den berühmten „Kaffee Mix“, der auch als „Erichs Krönung“ bezeichnet wurde.
Es handelte sich um eine Mischung aus 51 Prozent Kaffeepulver und 49 Prozent Ersatzstoffen, darunter Getreide, Erbsen und geschnetzelte Zuckerrüben. Doch die Verbraucher protestierten dagegen, wollten sich ihren Kaffee nicht nehmen lassen. Der Kaffee schmeckte nicht, verstopfte sogar die Kaffeemaschinen und machte sie kaputt. Die Folge: Der Kaffee Mix verschwand wieder aus den Regalen. Heute gibt es den Kaffee Mix nur noch in der Museumsvitrine, unter anderem im DDR-Museum Berlin.

Den Kaffee-Ersatz „im nu“ gab es in der DDR schon vor der Kaffee-Krise
Anders erging es da dem Kaffee-Ersatz „im nu“: Es handelt sich um einen Malzkaffee, der nach der Wende sogar wieder auf den Markt gebracht wurde. Der Kaffee-Ersatz der Marke „Röstfein“ kam schon Ende der 50er-Jahre auf den Markt – als Gegensatz zum „Karo Kaffee“ aus dem Westen. Das Kaffeepulver wird in heißem Wasser aufgelöst, ist unkompliziert und schnell gemacht. Star-Koch und Lebensmittelexperte Sebastian Lege hat sich den Kaffee-Ersatz nun in seiner „besseresser“-Reihe im ZDF vorgenommen – hier zerlegte er die Produkte der DDR.

Gerste und Roggen bilden die Basis für den DDR-Kaffee „im nu“
Er verwendet Gerste und Roggen. Die Gerstenkörner werden in Wasser eingeweicht, damit sie keimen. So werden bestimmte Enzyme aktiviert, die die Stärke in den Körnern in Malzzucker umwandeln. Die gekeimten Gerstenkörner werden dann getrocknet, die Keime entfernt. Eine Mischung aus Gerste, Gerstenmalz und Roggen kommt in eine Rösttrommel. Das Rösten gibt den Körnern nicht nur ihre dunkle Farbe, sondern auch das typische Aroma. „Das riecht hier original wie Kaffee“, stellt „besseresser“ Sebastian Lege schnell fest. „Die waren schon pfiffig!“
Warum schmeckt „im nu“ auch ganz ohne Kaffeepulver nach Kaffee?
Löslicher Instantkaffee wird aus den Körnern, indem sie fein gemahlen werden. Das Mehl wird dann mit Wasser aufgebrüht und gefiltert. Die Kaffeebrühe wird dann in einem sogenannten Sprühtrockner wieder in Pulver umgewandelt. Dieses ist dann in heißem Wasser löslich – der Getreidekaffee ist fertig. Das Urteil des Kochs: „Es riecht sehr ähnlich, sieht genauso aus“, sagt Sebastian Lege. „Der Geschmack ist schon anders, aber die süße Note mit den Röstaromen kommt dem schon sehr nahe.“ Der Kult-Malzkaffee aus der DDR hat also bestanden. Auch die Halloren-Kugeln nahm Lege bereits unter die Lupe, das Urteil fiel hier etwas vernichtender aus, weil keine Sahne in die Sahne-Creme kommt. Vorteil: die Konfekt-Kugeln schmecken trotzdem.