Die Preise sind der HAMMER!

Irre Speisekarten aus der DDR: DAS gab es in Gaststätten der MITROPA

Die Mitropa betrieb unter anderem Gaststätten an Bahnhöfen und Autobahnraststätten. Was kam damals auf den Tisch? Alte Speisekarten zeigen es.

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Alte Speisekarten dokumentieren noch heute, was es in den Gaststätten der Mitropa zu essen gab.
Alte Speisekarten dokumentieren noch heute, was es in den Gaststätten der Mitropa zu essen gab.imagebroker/imago, Bernd Friedel/imago, DDR Museum Berlin

Die DDR ist seit Jahrzehnten Geschichte – doch die Relikte, die aus der damaligen Zeit erhalten blieben, werden auch heute noch bestaunt und bewundert. Ob in Museen, in den Händen von privaten Sammlern oder auf den Dachböden der Republik: Überall schlummern noch kleine Andenken, die einen spannenden Blick in den Alltag der damaligen Zeit gaben. Wer kein Kostverächter ist, interessiert sich besonders für die Speisekarten aus der damaligen Zeit – auch sie sind zu Teilen erhalten. Heute werfen wir einen Blick in die Bahnhofsgaststätten der MITROPA: Was kam hier auf den Tisch – und was kostete es?

Speisekarten aus der DDR zeigen, was es bei der Mitropa zu essen gab

Die Mitropa (das ist die Abkürzung für MITteleuROPäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft) war das Unternehmen, das unter anderem Autobahnraststätten betrieb. Schon 1916 wurde das Unternehmen gegründet, 1945 zwischen Ost und West aufgeteilt. In der DDR führte die Deutsche Reichsbahn die Mitropa – bis zur Wende. Nach der Wiedervereinigung fusionierten die westdeutsche Deutsche Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft und die Mitropa zur Mitropa AG. Bis 2004 kümmerte sich die Mitropa um Schlaf- und Speisewagen, dann wurde das Unternehmen verkauft, zwei Jahre später wurde daraus die SSP Deutschland GmbH.

Auch in der DDR war die Mitropa allgegenwärtig – auch Bahnhofsgaststätten gehörten in den Bereich des Unternehmens. Doch was kam dort auf den Tisch? Erhaltene Speisekarten zeigen noch heute, was man in den Mitropa-Gaststätten futterte – und was man dafür bezahlte. Ein Beispiel: Im Netz ist eine Speisekarte der Mitropa-Bahnhofsgaststätte in Eisenach zu finden. Die Karte ist von 1957, damals wurde noch mit DM bezahlt, damals Währung in der DDR – die bekannte Mark der DDR (M) kam erst 1968.

In der Bahnhofsgaststätte konnte unter anderem lecker gefrühstückt werden – für 1,20 DM gab es etwa ein „Kleines Frühstück“ bestehend aus einer Tasse Bohnenkaffee mit Milch und Zucker, zwei Brötchen und 10 Gramm Butter. Wer hingegen das „Wiener Frühstück“ wählte, erhielt für 2,75 DM eine Tasse Milchkaffee, ein gekochtes Ei, Konfitüre, Butter und zwei Brötchen. Und besonders edel war das „Mitropa-Frühstück“ für 3,90 DM: Eine Ochsenschwanzsuppe, ein Prager Schinkenbrot mit Setzei und eine Salatbeilage wurden mit einer Tasse Kaffee mit Milch und Zucker serviert.

Besonders spannend ist der Innenteil der Speisekarte: Hier werden die täglich wechselnden Tagesgerichte angeboten – am Montag gab es zu der Zeit gebackenen Schweinebauch mit Mayonnaisesalat für 2 DM, am Dienstag gekochte Rippchen mit Kraut und Kartoffeln für 2,15 DM. Am Mittwoch stand mit Makkaroni mit Schinkenwürfeln ein echter Klassiker auf der Karte – und der war schon für 2 DM zu haben. Donnerstag gab es dann Gebratene Leber mit Kartoffelbrei (2,95 DM) und Freitag Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelbrei (2,20 DM).

Krasse Preise in der DDR: Bei der Mitropa gab es eine Suppe schon für 30 Pfennig

Auch für den schmaleren Geldbeutel gab’s reichlich Auswahl: Für nur 0,75 DM bekam der Gast in der Bahnhofsgaststätte der Mitropa einen Teller weiße Bohnensuppe mit Fleisch, für 1,70 DM Wellfleisch mit Kraut und Kartoffeln. Die große Tasse Fleischbrühe kostete sogar nur 30 Pfennig, die Nudelsuppe mit Fleischeinlage immerhin 65 Pfennig. Zu den teuersten Gerichten auf der Karte gehörten das Rumpsteak mit Salat und Pommes Frites für 4,80 Mark und das Filetstück mit Ei und Bratkartoffeln für 4,05 Euro. Wer gern belegte Brote mochte, konnte für sich und seinen Tisch außerdem die „Mitropa-Platte“ mit zwölf belegten Schnittchen bestellen – sie kostete 7 DM.

Aus der DDR-Zeit schlummern noch einige Speisekarten in Museen und Archiven.
Aus der DDR-Zeit schlummern noch einige Speisekarten in Museen und Archiven.Bernd Friedel/imago
Und so sah es drinnen aus: Diese Speiseauswahl erwartete die kleinen Mitropa-Gäste in der DDR.
Und so sah es drinnen aus: Diese Speiseauswahl erwartete die kleinen Mitropa-Gäste in der DDR.Bernd Friedel/imago

Lecker war auch das Angebot der Bahnhofsgaststätte am Berliner Ostbahnhof – hier gab es eine große Auswahl aus der Pfanne. Schweinebraten mit Rotkohl und Petersilienkartoffeln kostete beispielsweise 2,30 DM, Ungarisches Rindsgulasch mit Gurke und Salzkartoffeln war für 2,85 DM zu haben. Die gefüllte Rinderroulade mit Gemüse und Kartoffeln kostete 3,20 DM.

Auch die anderen Fleischgerichte dürften den Reisenden bestens geschmeckt haben: Schweinekotelett, Kasslerkotelett, Wiener Schnitzel, Rumpsteak und Holsteiner Schnitzel lagen preislich zwischen 2,70 DM und 4,25 DM, dazu gab es jeweils die unterschiedlichsten Beilagen. Für vegetarische Gerichte gab es damals übrigens noch keinen separaten Bereich auf der Karte – lediglich den Vermerk „Vegetarische Gerichte und Schonkost werden nach Wunsch zubereitet“. Das Bedürfnis nach Fleisch schien in der Bahnhofsgaststätte der Mitropa am Ostbahnhof einfach zu groß zu sein.

Das Berliner DDR Museum in der Karl-Liebknecht-Straße hat diese Mitropa-Speisekarte vom Flughafen Leipzig aufbewahrt.
Das Berliner DDR Museum in der Karl-Liebknecht-Straße hat diese Mitropa-Speisekarte vom Flughafen Leipzig aufbewahrt.DDR Museum Berlin

Die Speisekarten der Mitropa-Bahnhofsgaststätten ist nicht das einzige überlieferte Dokument aus der Zeit – auch im Depot des Berliner DDR-Museums, dessen Dauerausstellung man in der Karl-Liebknecht-Straße 1 in Mitte besichtigen kann, schlummern Speisekarten aus den Mitropa-Lokalen. Etwa eine aus dem Flughafenrestaurant Leipzig-Mockau, das ebenfalls von dem Unternehmen betrieben wurde. Diese Karte zeigt, was es zur Herbst-Messe 1974 gab. Und da ging es edel zu: Für 6,90 Mark gab es Wildgulasch mit Apfelrotkohl, Schwenkkartoffeln und Mandarinenkompott, für 9,30 Mark Hirschsteak mit Ananas und Kartoffelbällchen. Hirschbraten in Sahne und mit Champignons und Kartoffeln wurde für 12,80 Mark verkauft.

Mitropa in der DDR: Am Flughafen gab es „Große Kaninchenkeule in Rahmtunke“

Das teuerste Gericht auf der Karte: „Große Kaninchenkeule in Rahmtunke mit Champignons und Schwenkkartoffeln“, es kostete 17,80 Mark. Wer lieber Schnittchen mochte, konnte sich Röstbrotschnittchen mit Räucherlachs und Kaviar für 10,80 Mark bestellen – oder „Räucheraal und Nußschinken auf Holsteller“ bestellen, das kostete immerhin 9,30 Mark. Alle Naschkatzen fanden mit Mokka-Nuß-Eis mit Mandarinen sogar einen Nachtisch – für immerhin 3,40 Mark. ■