Seit Jahrzehnten zieht die Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz Touristen und Einheimische an. Erich John, der die Uhr 1969 entwarf, schuf damit nicht nur ein funktionales Objekt, sondern ein echtes Denkmal der DDR-Designgeschichte. Aber vielen scheint das egal zu sein.
Die Weltzeituhr ist ein beliebter Treffpunkt und Symbol Berlins. Doch ein Unfall vor zwei Monaten hat Johns Meisterwerk schwer beschädigt. Ein Gemüselaster fuhr so nah an das DDR-Denkmal heran, dass er es stark beschädigte – zur Verwunderung Johns, der sich im „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke) fragt, wie ein solcher Unfall überhaupt möglich war, wo doch die Polizei nur wenige Meter entfernt stationiert ist.
Der Vorfall hinterlässt beim 92-jährigen Designer einen bitteren Nachgeschmack. Besonders erschreckend ist für ihn, dass ihn niemand offiziell über die Schäden informierte. Selbst als die „Letzte Generation“ die Uhr 2023 mit Farbe besprühte, reagierte man – doch diesmal blieb es zunächst ruhig.
Weltzeituhr aus der DDR völlig ungeschützt
Johns erste Information kam durch seine Enkelin, die ihn damals besorgt aus Bali anrief und fragte, was mit seinem DDR-Werk geschehen sei. Den aktuellen Schaden entdeckte John zufällig selbst und konnte nur den Kopf schütteln: Wochenlang geschah nichts, niemand meldete sich bei ihm, und so blieb das einst strahlende DDR-Denkmal beschädigt.
Nun, nach zwei Monaten, plant das Bezirksamt Mitte endlich die Reparaturen, die 23.000 Euro kosten sollen und vier Wochen in Anspruch nehmen werden. Die Versicherung des Unfallverursachers wird für die Kosten aufkommen, doch die Verzögerung hat bei John Zweifel geweckt.

Die Reparatur verzögerte sich offenbar aufgrund von Zuständigkeitsfragen, und John empfindet es als Zeichen, dass der kulturelle Wert von DDR-Denkmälern heute oft verkannt wird. „Ich habe das Gefühl, dass Dinge, die in der DDR entstanden sind, nicht als so wichtig angesehen werden“, sagte John dem „Tagesspiegel“. „Unter welchen Umständen auch immer sie entstanden sind. Zum Teil gegen die politischen Umstände, gegen die Mauer und für Weltoffenheit – wie die Uhr. Das interessiert heute nicht mehr, sondern nur das, was zugänglich ist.“

Obwohl er nicht offiziell in die Reparaturen eingebunden ist, hat John klare Vorstellungen darüber, was zu beachten ist. Er weiß, dass die Aluminiumflächen der Uhr eine empfindliche Eloxalschicht besitzen, die für den jahrzehntelangen Glanz sorgt und bei direkten Eingriffen beschädigt werden könnte.
Weltzeituhr eines der meistfotografierten Designobjekte Deutschlands
Auch die Original-Städtetafeln, aufwendig mit den Ortsnamen versehen, benötigen besondere Sorgfalt. Die Namen wurden einst mühsam per Hand eingraviert, während man heute auf präzise Laserarbeit zurückgreifen kann.
Erich John wünscht sich, dass die Weltzeituhr ihre historische Qualität und Bedeutung beibehält – schließlich ist sie eines der meistfotografierten Designobjekte Deutschlands und zieht täglich Touristen an. Für sie ist die Weltzeituhr nicht nur ein Blickfang, sondern ein symbolischer Ort, um in die Ferne zu schauen und sich mit der Welt verbunden zu fühlen. John hofft, dass dieses Bewusstsein auch in Zukunft die Pflege und Erhaltung der Uhr leiten wird. ■