Wie ein VW-Polo

Er hieß X03: Der Trabant-Nachfolger, der nie gebaut wurde

Mit westlicher Hilfe sollte der neue Volkswagen der DDR gebaut werden, der gar nicht mehr wie ein Trabi aussah. Doch die Milliarden-Produktionskosten und der Mauerfall verhinderten die Serienproduktion.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Fast wie ein VW-Polo: So sollte der neue Trabi in der DDR aussehen. Doch der Trabant X03, von dem bereits erste Studien angefertigt wurden, kam nie in Produktion.
Fast wie ein VW-Polo: So sollte der neue Trabi in der DDR aussehen. Doch der Trabant X03, von dem bereits erste Studien angefertigt wurden, kam nie in Produktion.wbcarstory.com

Wer an die DDR denkt, dem fällt sofort der Trabi ein. Klar, der Trabant war nun einmal der Volkswagen des Ostens. Und in der Tat sollte die „Rennpappe“ auch eines Tages wirklich wie ein VW-Polo aussehen. Die Pläne für den Nachfolger Trabant P 601, der vor 60 Jahren das Licht der Welt erblickte, existierten im VEB Sachsenring Zwickau bereits. Sein Name: „X03“.

Ende der 80er Jahre war es soweit: Der Trabi, des DDR-Bürger liebstes Autos sollte endlich ein neues Outfit bekommen. Schließlich war die eigentliche Rennpappe schon damals in die Jahre gekommen und technisch veraltet. Und so wurde an einen neuen Trabi gebastelt. Die Markteinführung war für  1993 geplant.

Modernes Aussehen, ein Trabi, der sich auch vor Westautos nicht scheuen musste – so war der Plan.  Eine Länge von knapp 3,60 Metern, ein Radstand von 2,30 Metern: In dem neuen Trabi sollten  mindestens vier Personen sitzen können. Der Sachsenring-Designer Matthias Kaluza hatte schon im Vorfeld neue Karosserien für die Marken Trabant und Wartburg entworfen, die jedoch nie produziert wurden. Doch bei dem neuen Projekt sollte er nicht wirklich zum Zuge kommen.

Trabi-Nachfolger X03: Die Hilfe kam aus dem Westen

Denn für den Trabi-Nachfolger setzte der SED-Staat auf Hilfe aus dem Westen. Und diese kam von Volkswagen. Das Unternehmen aus Wolfsburg war bereits eine Kooperation mit den Zwickauer Autobauern eingegangen. Mit VW-Hilfe wurde beim Trabant P 601 der Zweitakter-Motor durch einen Viertakter aus der Polo-Produktion, der in Lizenz gebaut wurde, ausgetauscht. Ansonsten blieb, bis auf kleine Änderungen, bei dem Trabi fast alles beim alten. Nur der Modellname änderte sich. Der Trabant 1.1 kam 1990, kurz nach dem Mauerfall, auf den Markt.

Aber die Kooperation mit VW war noch viel weiter geplant. Die Wolfsburger sollten insgesamt die Trabi-Produktion auf Vordermann bringen. Und das mit einem Fahrzeug, das von der dritten VW-Polo-Generation abgeleitet war – daher der Name des Projektes X03.

Am Design arbeiteten mehrere Ingenieure und Gestalter. Die Grundentwürfe sollen angeblich vom italienischen Designer Giorgetto Giugiaro stammen.

Der Trabant P 601 lief vor 60 Jahren das erste Mal vom Band. Der Trabi X03 sollte sein Nachfolger werden. 
Der Trabant P 601 lief vor 60 Jahren das erste Mal vom Band. Der Trabi X03 sollte sein Nachfolger werden. Classic Picture/imago

Trabant X03: Acht Milliarden DDR-Mark sollte die Serienproduktion kosten

Mehrere Modellvarianten waren geplant, eine Stufenheck-Version, ein Kombi, eine Limousine. Der X03 ähnelte damit nicht mehr der traditionellen Trabant-Linie. Mit mehr westlichem Aussehen sollte der neue Trabi nicht nur die DDR-Bürger erfreuen, er sollte im gesamten Ostblock verkauft werden.

Doch aus dem Projekt wurde nichts. Die Serienproduktion des Trabi-Nachfolgers X03 hätte acht Milliarden DDR-Mark kosten sollen. Da winkten die DDR-Funktionäre erst einmal ab.

Ja, und dann kamen die politischen Veränderungen in der DDR, die am 9. November 1989 mit dem Mauerfall ihren Höhepunkt hatten. Wer wollte da schon einen Trabi haben, der wie ein Westauto aussieht, wenn man nun die echten haben Autos aus dem Westen haben konnte. VW stellte jedenfalls seine Trabi-Pläne ein. ■