Jetzt wieder im Fernsehen

Die Olsenbande: Was aus den legendären Stars der DDR-Kultserie wurde

RBB und MDR zeigen immer wieder die lustigen Krimi-Klassiker. Doch von den Stars von damals lebt heute nur noch einer.

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Mit dem Zug auf die Insel: „Die Olsenbande fährt nach Jütland“ (1971) mit Morten Grunwald (v.l.), Ove Sprogoe und Poul Bundgaard.
Mit dem Zug auf die Insel: „Die Olsenbande fährt nach Jütland“ (1971) mit Morten Grunwald (v.l.), Ove Sprogoe und Poul Bundgaard.United Archives/imago

In der DDR waren die Abenteuer von Egon Olsen, zusammen mit seinen kriminellen Kumpeln Benny und Kjeld Kult – und sind es bis heute geblieben.  RBB und MDR zeigen immer wieder die dänischen Krimi-Klassiker, auch in den Mediatheken sind sie abrufbar. 14 Filme mit der Olsenbande gab es einst, der letzte lief erst 1999 an. Doch die große Zeit des Kult-Trios waren die 70er und die frühen 80er. Heute lebt von den Hauptdarstellern nur noch Jes Holtsö, er spielte damals Börge, den Sohn von Yvonne und Kjeld. Lesen Sie hier, was aus den Stars wurde.

Ein paar Szenen haben sich bei allen Fans der Olsenbande tief im Gedächtnis eingegraben. Der Endgegner von Egon Olsen ist immer ein Tresor der Marke „Franz Jäger Berlin“, die Filme enden und beginnen fast immer gleich (Egon kommt aus dem Knast, Egon geht in den Knast), Yvonne ist die ewig nörgelnde Ehefrau von Kjeld.

„Mächtig gewaltig, Egon!“ und Bennys Hopser

Und kein Olsenbande-Film ohne Bennys Hopser. Wenn die drei immer wieder scheiternden Ganoven wie die Orgelpfeifen aufgereiht vorwärts marschieren – und der große, schlaksige Benny die Schrittlänge des kleinen, dicken Kjeld ausgleichen muss. Und die beschwingte Dixieland-Melodie des Vorspanns konnte wohl jeder im Osten mitpfeifen.

1968 kam der erste der 14 Filme in die dänischen Kinos, zwei Jahre später feierte „Die Olsenbande“ Premiere in der DDR.  Während die Filme mit Egon Olsen in Westdeutschland floppten (mit dämlichen Titeln wie „Die Panzerknackerbande“, „Schlagbohrer mit Musik“ und „Butter, Brot und Bonzen“), wurden sie zwischen Stralsund und Suhl zu Straßenfegern. Was an den besseren Filmtiteln und vor allem an der viel besseren Synchronisation lag.

Ein Spruch schaffte es damals sogar in die Jugendsprache der DDR. Während Benny im dänischen Original immer „Skide godt!“ (Scheißgut) sagt, hieß es im DDR-Kino „Mächtig gewaltig!“ Und irgendwie passte das alles auch zur DDR. Alles sollte in dem Land immer mächtig gewaltig werden, ging aber meistens doch schief.

In der ARD-Mediathek ist gerade „Die Olsenbande sieht rot“ von 1976 zu sehen. Am 9. März (10.30 Uhr) läuft im RBB „Die Olsenbande schlägt wieder zu“ (von 1977), der MDR zeigt am 13. April um 10.05 Uhr „Die Olsenbande steigt aufs Dach“ (von 1978) und am 18. April um 10 Uhr „Die Olsenbande ergibt sich nie“ (1979).

Endgegner für Egon Olsen war meist ein Tresor der Marke Franz Jäger Berlin.
Endgegner für Egon Olsen war meist ein Tresor der Marke Franz Jäger Berlin.United Archives/imago

Ove Sprogoe: Er hauchte dem so gewitzten, aber immer wieder scheiternden Ganoven Egon Olsen Leben ein. Egons Kennzeichen waren Hut, Zigarre – und dass er immer einen Plan hatte. Den hatte Sprogoe auch immer für sein Leben. Geboren 1919 in Odense, arbeitete er anfangs als Büroangestellter. Und war unzufrieden damit. Er nahm private Schauspielstunden, wurde aber zweimal von der Schauspielschule des Königlichen Theaters in Kopenhagen abgewiesen. Aber Ove hatte einen Plan und bestand 1944 endlich die Aufnahmeprüfung an einem Privattheater.

1945 stand er erstmals auf der Bühne, ab 1946 kamen erste Filmrollen. Sprogoe spielte in 166 Kino- und Fernsehfilmen mit und gilt damit bis heute als der produktivste dänische Filmschauspieler, er synchronisierte Zeichentrickfilme und sprach Hörspiele ein. Zum Star wurde er aber als Komödiant – als Egon Olsen mit der Olsenbande. Im Jahre 1998 beendete der damals fast 80-Jährige seine Filmkarriere: Mit dem 14. Film der Olsenbande („Der wirklich allerletzte Streich der Olsenbande“) zog er sich vom Film zurück. Er hatte Herzprobleme, litt an Gicht. Er starb am 14. September 2004 im Alter von 84 Jahren in einem Pflegeheim auf Amager.

Immer wieder zurück zur Olsenbande

Morten Grunwald: Er spielte Benny, den Schlacks im Ganoventrio, mit ewig zu knappen, schlecht sitzenden Anzügen. Wie Ove Sprongoe in Odensee geboren, aber eine Generation (9. Dezember 1934) später. Morten Grunwald war der Sohn des deutschen Holzschnitzers Karl Frederik Grunwald. Schon als Jugendlicher spielte er erste Rollen im Theater, war später am Königlichen Theater in Kopenhagen engagiert. 1965 wurde er in Dänemark als bester Hauptdarsteller für seine Rolle im Film „Jungfernstreich“ ausgezeichnet. Im selben Jahr spielte Grundwald erstmals mit Ove Spongoe und Poul Bundgaard zusammen – im Krimi „Kaliber 7,65 – Diebesgrüße aus Kopenhagen“.

Grunwald war auch immer neben der Olsenbande aktiv. Er leitete in der Zeit zwei Theater, inszenierte dort. Nach dem Ende der Olsenbande war er weiterhin regelmäßig im Kino sehen. Ein letztes Mal 2014 in „Silent Heart – Mein Leben gehört mir“ von Bille August. Trotzdem kam er von der Olsenbande nie los. Im Oktober 2018 wollte er an den Festlichkeiten zum 50. Jahrestag der Olsenbande teilnehmen, musste aber kurzfristig absagen. Kurz darauf gab er bekannt, dass er an Lungenkrebs leidet und eine Strahlentherapie ablehnt. Morten Grunwald starb am 14. November 2018 im Hospiz.

Poul Bundgaard: Er spielte Kjeld, das Dickerchen, das zwischen seiner Loyalität von Egon und seiner dominanten Ehefrau hin- und hergerissen wurde. Im wahren Leben bestimmten auch zwei Leidenschaften die Karriere. Das Schauspiel und die Musik. Bundgaard war Schauspieler und Opernsänger. Am 27. Oktober 1922 in Kopenhagen geboren, debütierte er 1946 als Postbote in „Die Fledermaus“.  Von 1958 bis 1972 war er am Königlichen Theater in Kopenhagen engagiert – als Opernsänger und Schauspieler (viel Shakespeare).

Im Film kannte Poul Bundgaard kaum Grenzen. Er trat in über 100 Film- und-Fernsehproduktionen auf, darunter waren auch Softpornofilme. Mit der Rolle des Kjeld wurde Poul Bundgaard zum Star über Dänemark hinaus. Doch „Der wirklich allerletzte Streich der Olsenbande“ von 1998 war auch sein letzter. Bundgaard starb am 3. Juni 1998 bei den Dreharbeiten in einem Krankenhaus an einem Nierenversagen – noch in seinem Olsenbande-Kostüm. Das Drehbuch musste umgeschrieben werden, in einigen Szenen wurde er vom Double Tommy Kenter ersetzt.

Yvonne, schrill-keifend und ewig-nörgelnd

Kirsten Walter: Wer einmal die Olsenbande gesehen hat, kann diese Stimme nicht vergessen. Jedenfalls nicht die in der deutschen Synchronisation. Yvonne Jensen, Kjelds Ehefrau, gibt schrill-keifend und ewig-nörgelnd den Ton an und sieht in Egon das Verderben für ihren Mann. Am 31. August 1933 in Kopenhagen geboren, war sie seit 1956 in vielen Kinofilmen und zwei TV-Serien („Oh, diese Mieter!“) zu sehen. Drei Jahre nach ihrem letzten Filmauftritt in „Die Olsenbande fliegt über alle Berge“ (1981) zog sie sich vom Film zurück und setzte voll auf ihre Familie. Noch bevor der letzte Olsenbande-Film gedreht wurde, starb Walter am 19. Februar 1987 völlig unerwartet im Alter von 53 Jahren an Herzversagen.

Jes Holtsö: Börge sah so gar nicht wie sein Filmvater aus. Blond, schlaksig. Der Filmfan konnte Holtsö, der am 30. Dezember 1956 geboren wurde, beim Aufwachsen zusehen. Im ersten Film ist Börge zehn Jahre alt. Seine Entwicklung wird von Mutter Yvonne immer wichtiger als die Coups des Vaters: Wir sehen Börges Konfirmation (Film 4), Berufsausbildung (Film 7), Hochzeit (Film 8) und ersten Nachwuchs (Film 11).

„Die Olsenbande stellt die Weichen“ (1975): Schon bald wurde der kleine Börge Teil der kriminellen Machenschaften von Egon Olson & Co.
„Die Olsenbande stellt die Weichen“ (1975): Schon bald wurde der kleine Börge Teil der kriminellen Machenschaften von Egon Olson & Co.United Archives/imago

Holtsö verabschiedete sich nach der Olsenbande vom Film, er kam mit dem Ruhm nicht klar, war lange Zeit alkohol- und drogensüchtig. Später arbeitete er als Drogenberater. 2009 startete er eine zweite Karriere – als Bluessänger. Er erreichte das Finale bei der dänischen Variante der TV-Show „Das Supertalent“. Seitdem sind mehrere Alben erschienen, er tourte durch Europa. ■