Moulin Rouge der DDR

Nackttanzbar der DDR –„Kleine Revue“: „Erich Honecker gefiel’s!“

Die Nackttanzbar „Kleine Revue“ am Friedrichstadt-Palast sollte das Moulin Rouge der DDR sein. Erinnern Sie sich noch an die schillernden Shows?

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Die DDR-Nackttanzbar „Kleine Revue“ war über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Die DDR-Nackttanzbar „Kleine Revue“ war über die Landesgrenzen hinaus bekannt.imago/Gueffroy

Es war ein gut gehütetes Geheimnis hinter der Mauer: Die „Kleine Revue“, die berühmte Nackttanzbar der DDR, sorgte für Aufsehen. Jockstrap, Federschmuck und viel nackte Haut – was nach Moulin Rouge klang, fand ganz ungeniert in Ost-Berlin statt. Die Shows waren restlos ausverkauft! Eine Eintrittskarte war rar wie ein Sechser im Lotto. Selbst der Playboy berichtete darüber – und Erich Honecker gefiel’s!

Erinnern Sie sich noch an die „Kleine Revue“? Sie befand sich im südlichen Flügel des legendären Friedrichstadt-Palastes. Nur 240 Plätze, eine Warteliste, die sich über Jahre erstreckte – kein Wunder, dass es ein Spektakel war, dort einmal Gast sein zu dürfen. Im Juli 1989 berichtete der Playboy: „Wer eine Show besuchen will, braucht viel Geduld, Karten gibt es erst wieder ab 1991.“

Eine Frau, die diesen Moment in Bildern festhielt, war die Ost-Berliner Fotografin Angela Fensch. Im Mai 1988 erhielt sie einen außergewöhnlichen Auftrag vom Playboy: Sie sollte die Tänzerinnen des Friedrichstadt-Palastes ablichten. „Das hat mich sehr motiviert“, erinnert sie sich heute im Interview mit der Berliner Zeitung.

DDR-Nackttanzbar „Kleine Revue“: Busenfrei mit Federschmuck

Doch der erste Versuch misslang. Ihr freies Shooting in der eigenen Wohnung gefiel dem Münchner Bauer-Verlag nicht. Also zog sie mit Kamera und Tänzerinnen zurück auf die große Bühne. „Der Playboy wollte Bühne und Scheinwerfer. Hätten sie doch gleich sagen können.“ Die Fotos schafften es in eine mehrseitige Playboy-Reportage mit dem Titel: „Die Schokoladenseite des real existierenden Sozialismus“.

Und sonst? Ein Name steht untrennbar mit der „Kleinen Revue“ in Verbindung: Rainer Genss. Der Solotänzer war die Ikone der erotischen Shows und trat von 1976 bis zur Wende als Star des Friedrichstadt-Palastes auf. Seine Partnerin Kristina Merkel und er brachten den glamourösen Nackttanz in die DDR, busenfrei mit Federschmuck, er lediglich mit einem Jockstrap bekleidet, einem Stückchen Stoff fürs Geschlechtsteil am Leib – der Po bleibt frei. „Erich Honecker gefiel’s“, erinnert sich Genss. Sogar eine exklusive Privatvorstellung für den Staatsratsvorsitzenden folgte.

Die Solisten Kristina Merkel und Rainer Genss waren ein gefeiertes Show-Tanz-Paar in der DDR, traten auch in der Nackttanzbar „Kleine Revue“ auf.
Die Solisten Kristina Merkel und Rainer Genss waren ein gefeiertes Show-Tanz-Paar in der DDR, traten auch in der Nackttanzbar „Kleine Revue“ auf.Archiv Rainer Genss

Der neue Friedrichstadt-Palast wurde 1984 feierlich von Erich und Margot Honecker eröffnet. Doch die Premiere geriet zum Skandal. Der Komiker O. F. Weidling erlaubte sich einen Scherz über die Volkspolizei und ein SED-Politbüromitglied – seine Auftrittslizenz war daraufhin Geschichte. Währenddessen sorgten Rainer Genss und Kristina Merkel mit ihrem ersten offiziellen Nackttanz für Furore.

Nackttanzbar „Kleine Revue“: Das Moulin Rouge der DDR

Die „Kleine Revue“ sollte das ostdeutsche Pendant zum Pariser Moulin Rouge werden. „Die war toll!“, erinnert sich Fotografin Angela Fensch. Die DDR wollte sich modern und erotisch präsentieren, keinesfalls spießig. Der Klub an der Friedrichstraße war immer ausverkauft, zog Besucher aus der Provinz und dem Ausland an. Hier wurde getanzt, gefeiert, gelacht. Bis zum frühen Morgen!

Während der Friedrichstadt-Palast heute noch glänzt, ist die „Kleine Revue“ längst Geschichte. Doch sie bleibt ein schillerndes Relikt aus einer Zeit, in der der Sozialismus für einen Hauch von Glanz, Erotik und Exotik sorgte. Und eines ist sicher: „Erich Honecker gefiel’s.“