Über Frauenpower muss man nicht nur am Frauentag reden. Doch der Zufall will es, dass der KURIER gerade vor dem 8. März (Feiertag in Berlin) mit Bettina Cramer (55) über dieses Thema spricht. Die einstige TV-Moderatorin ist gerade als Führungskräfte-Coach dabei, starke Frauen in ihrem Beruf noch stärker zu machen. Erfahrungen dazu hat Bettina Cramer genug gesammelt, die im Osten Berlins aufwuchs. Daher die Frage an die Moderatorin, Unternehmerin und Mutter von Zwillingen: Wie schwer haben es Frauen heute? Und: Hatten es Frauen in der DDR besser?
Der Lebenslauf von Bettina Cramer liest sich spannend. Viele kennen sie noch als TV-Frau, die jahrelang bei Sat.1 im „Frühstücksfernsehen“ und als Moderatorin des Boulevard-Magazins „Blitz“ zu sehen war. Noch vor über einem Jahr konnten Fernsehzuschauer sie als Moderatorin beim Nachrichten-Magazin „Guten Abend Deutschland“ beim Sender Servus TV Deutschland erleben.
Eher unbekannt ist, wie Cramer vor ihrer Fernsehzeit und danach in verschiedenen beruflichen Unternehmungen als Frau ihren erfolgreichen Weg ging. Immer wieder das Wagnis einzugehen, etwas Neues auszuprobieren und dann das Ding auch ohne Wenn und Aber durchzuziehen.
Lehre zur Außenhandelskauffrau zu DDR-Zeiten, danach Betriebswirtschaftsstudium, nebenbei Arbeit als Model: Da war in der Zwischenzeit schon die Mauer gefallen und Deutschland wiedervereint. Cramer arbeitete als Führungskraft für eine große Kosmetik-Marke, machte dann ab 1997 eine journalistische Ausbildung bei Sat.1.

Das klingt schon nach reichlich viel Frauenpower. Dazu erzählt Cramer, dass sie seit 15 Jahren Führungskräfte von namhaften Firmen, Politiker und auch Spitzensportler coacht, ihnen zeigt, wie man sich richtig in der Öffentlichkeit präsentiert – etwa bei Vorträgen auf Kongressen, in Interviews oder Videos in den Online-Medien.
Im vergangenen Jahr hat Cramer nun einen Online-Kurs speziell nur für Frauen entwickelt. „Business Charisma Class“ heißt dieser und soll Frauen in Führungspositionen oder auf dem Weg dorthin dabei unterstützten, im Job selbstbewusster zu kommunizieren und aufzutreten. Anlässlich des „Frauen-Monats“ März durfte sie ihn gerade im Hard Rock Cafe Berlin präsentieren.
Sicher, heute lassen sich Frauen nicht mehr so von den Männern abspeisen, um als Mutter die Kinder zu hüten und den Haushalt zu schmeißen. So wie es in den 50er bis in den 80er Jahren vor allem in der alten Bundesrepublik der Fall war. In manchen Gegenden im Westen schien es damals noch nicht selbstverständlich zu sein, dass Frauen auch gerne einen Beruf ergreifen wollen, um sich selbst zu verwirklichen.
TV-Frau Bettina Cramer: „Frauen in der DDR waren auf jeden Fall selbstbewusster“
Im Osten war das scheinbar anders. Hatten es Frauen in der DDR besser? „Auf jeden Fall selbstbestimmter, die Frauen waren flächendeckend berufstätig“, sagt Cramer. „Auch die Unterbringung der Kinder war gewährleistet, anders als heute.“ Aber dennoch hatten die Frauen es in der DDR nach ihrer Ansicht nicht unbedingt besser.
„Man kann das auch nicht pauschal betrachten“, sagt Cramer. „Ich habe mit dem Fall der Mauer die Chancen der freien Marktwirtschaft, die sich mir boten, beim Schopfe ergriffen. Die Möglichkeit zu haben, etwas aus seinem Leben machen zu können, Träume aus eigener Kraft umzusetzen und seinen beruflichen Weg zu gehen – die gab es in der DDR so nicht.“
Bettina Cramer geht selbstbewusst ihren Weg. Aber sie weiß auch, dass nicht alle Frauen dies so einfach können. Man muss nur in die Chefetagen vieler Firmen schauen. Laut Statistischem Bundesamt war 2023 nur knapp jede dritte Führungskraft in Deutschland eine Frau (28,7 Prozent).

Es gibt nach wie vor keine Gleichberechtigung. Man muss schon als Frau genau wissen, wie man sich im Beruf gegenüber der Männerwelt behaupten kann. „Wie man auftritt, wie man spricht, wie man dabei aussieht – das vermittle ich auch in meinem BCC-Online-Kurse“, sagt Cramer.
Nach ihrer Meinung stehen manche Frauen sich oft selber im Weg, sind sich ihrer Stärken nicht bewusst oder scheuen sich davor, diese öffentlich zu zeigen. Männer fällt das leichter, so Cramer. „Darum stärke ich Frauen, selbstbewusster und ohne großes Lampenfieber im Beruf aufzutreten, um endlich den Erfolg zu bekommen, den sie verdienen.“
Vor allem von den Männern. „Es wird viel über Gleichberechtigung geredet“, sagt Cramer. „Das Problem, es ändert sich nichts. Frauen müssen daher die Initiative ergreifen, um aus ihrem Leben etwas zu machen. Jeder ist seines Glückes Schmied, hat meine Oma immer gesagt. Und sie hat recht.“
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