Der „Kleene mit der großen Gusche“

DDR-Legende: Kennen Sie noch Eberhard Cohrs? Das düstere Ende des TV-Stars

Er brachte die Menschen im Osten zum Lachen, eroberte mit seinem Dialekt und seinen Witzen die Herzen der TV-Zuschauer. Doch seine Karriere endete tragisch.

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Komiker Eberhard Cohrs wurde bekannt als Der „Kleene mit der großen Gusche“ – und war beim Fernseh-Publikum beliebt.
Komiker Eberhard Cohrs wurde bekannt als Der „Kleene mit der großen Gusche“ – und war beim Fernseh-Publikum beliebt.Arkivi/imago, Archiv

Er brachte die Menschen im Osten vor und nach der Wende zum Lachen – und schaffte es, mit seinem Humor die großen und kleinen Probleme des Alltags auf die Bühne zu bringen: Eberhard Cohrs. Noch heute erinnern sich viele Menschen gern an den „Kleenen mit der großen Gusche“. Der sächsische Komiker war in unzähligen Fernseh-Shows zu sehen, trat früher im Friedrichstadt-Palast auf und spielte Bühnenprogramme. Doch die Geschichte des Kabarettisten endete alles andere als lustig: Die letzten Jahre des Lebens von Eberhard Cohrs wurden von schlimmen Schlagzeilen überschattet, die bis heute fassungslos machen.

DDR-Legende: Noch heute gibt's die legendären Sketche von Eberhard Cohrs im Internet

Noch heute können sich Fans des Komikers seine legendären Sketche anschauen. An der Seite von Stars wie Horst Feuerstein und Bobby Bölke stand er auf der Bühne, unterhielt die Zuschauer mit seinem besonderen Humor in sächsischer Mundart. Immer etwas frech, manchmal etwas naiv, stets den großen und kleinen Problemen des Alltags gewidmet. Und das, obwohl sein Lebensweg ein völlig anderer sein sollte: Berichten zufolge wollte Eberhard Cohrs ursprünglich Konditor werden, entschied sich dann aber für den Weg auf die Bühne.

Er hatte seine ersten Auftritte in Dresden, trat dort unter anderem in Varietés auf. 1947 verschlug es Eberhard Cohrs nach Leipzig – zu dieser Zeit nahm seine Karriere Fahrt auf, er wurde schnell zum Publikumsliebling. Auch kam er zu der Zeit zu seinem Spitznamen „Der Kleene mit der großen Gusche“. Neben den Auftritten auf der Bühne führte ihn sein Weg zu Rundfunk und Fernsehen: 1959 war Eberhard Cohrs etwa in der DDR-Show „Da lacht der Bär“ zu sehen, ab 1961 trat Cohrs im Berliner Friedrichstadt-Palast auf.

Eberhard Cohrs machte im Osten Karriere - die Zuschauer in der DDR liebten den Kleenen mit der großen Gusche und seinen Humor.
Eberhard Cohrs machte im Osten Karriere - die Zuschauer in der DDR liebten den Kleenen mit der großen Gusche und seinen Humor.Arkivi/imago

Er spielte Tourneen, produzierte Schallplatten, bekam auch Rollen beim Film und im Theater. So stand er etwa für den DEFA-Film „Hauptmann Florian von der Mühle“ vor der Kamera, eine Historienkomödie, die 1968 erschien. 1969 folgte ein Auftritt in der Liebeskomödie „Im Himmel ist doch Jahrmarkt“, ebenfalls von der DEFA. Weitere Film-Produktionen folgten. Doch seine Karriere sollte schon bald einen Riss bekommen: 1977 drohte dem Komiker ein Berufsverbot, weil seine Witze über den Alltag in der DDR der Obrigkeit nicht gefielen.

1977 blieb Eberhard Cohrs nach einem Auftritt in Berlin-Grunewald im Westen

Die Zensoren strichen seine Programme unbarmherzig zusammen, berichtete der MDR. „Wir hatten immer dreimal so viel Material eingereicht wie wir brauchten“, wird Cohrs bei dem Sender zitiert. „Egal, wie viel sie uns rausgestrichen haben, wir hatten immer noch genug. Und oft haben sie auch was übersehen.“ Als er einen Mentor bekommen und ein Satiriker seine Texte schreiben sollte, zog der Komiker die Reißleine: 1977 nutzte er einen Auftritt in Berlin-Grunewald, um in den Westen zu flüchten. Doch dort gelang es ihm nicht, die Karriere weiterzuführen, etwa bei der Sendung „Am laufenden Band“ von Rudi Carrell. Der Grund: Sein sächsischer Dialekt. „Ich hab damals eenen großen Fehler gemacht“, erklärte Cohrs laut MDR später. „Die Rudi-Carrell-Show war in Bremen. Und die haben dort keen Sächsisch verstanden. Da hätt ich een Dolmetscher gebraucht.“

Auch in der Show „Am laufenden Band“ von und mit Rudi Carrell trat Eberhard Cohrs auf – im West-Fernsehen konnte er aber nie Fuß fassen.
Auch in der Show „Am laufenden Band“ von und mit Rudi Carrell trat Eberhard Cohrs auf – im West-Fernsehen konnte er aber nie Fuß fassen.United Archives/imago

Nach der Wende zog er wieder in den Osten zurück – und ging wieder auf die Bühne. Mit der Angst, dass das Publikum ihn für seine Flucht abstrafen könnte. Doch der Humor half auch hier. „Als ich den ersten Gag losgelassen hatte – ,Es tut mir leid, dass ich damals abgehauen bin, denn am nächsten Tag gab's Tomaten‘ - da hatte ich sie gleich wieder alle auf meiner Seite. Das war wunderschön“, sagte Cohrs später. Es folgten zahlreiche Auftritte in Shows des MDR, Eberhard Cohrs eroberte sich mit seinem besonderen Humor das Publikum des Ostens zurück.

Eberhard Cohrs lebte zuletzt in einem kleinen Häuschen in Bad Saarow am Scharmützelsee.
Eberhard Cohrs lebte zuletzt in einem kleinen Häuschen in Bad Saarow am Scharmützelsee.Eventpress/imago

Komiker aus dem Osten: Die Karriere von DDR-Star Eberhard Cohrs endete tragisch

Doch die Karriere endete tragisch. 1997 erkrankte der Komiker an Darmkrebs, im darauffolgenden Jahr verunglückte der Sohn von Eberhard Cohrs bei einem Autounfall. Außerdem musste Cohrs erfahren, dass seine Frau Dagmar jahrelang einen Liebhaber hatte. 1999 machte dann die Meldung Schlagzeilen, Cohrs habe mit einer Pistole mehrfach auf sie geschossen. Sie überlebte mit schweren Verletzungen. Es folgten Ermittlungen, unter anderem wegen versuchten Totschlags. Der TV-Star selbst gab an, er habe zum Zeitpunkt der Tat unter dem Einfluss einer Überdosis Morphium gestanden, die Staatsanwaltschaft ging von seiner Schuldunfähigkeit aus. Am 17. August 1999 – im gleichen Jahr – starb der Komiker im Alter von 78 Jahren in seinem Haus am Scharmützelsee.

Es war das düstere Ende einer Karriere – doch seinen Fans und dem TV-Publikum im Osten bleibt Cohrs als „Der Kleene mit der großen Gusche“ noch lange in Erinnerung. Seine Sprüche, die er in seinen Sketchen verwendete, und sein besonderer Humor sind noch heute legendär. Auch Jahre nach seinem Tod. Übrigens: Die Tageszeitung „Dresdner Neueste Nachrichten“ wählte Eberhard Cohrs im Jahr 2000 zu einem der „100 Dresdner des 20. Jahrhunderts“. ■