Autofahrer müssen zahlen

Neue Parkzonen für Berlin – und wo Parker besonders oft abkassiert werden

Sowohl SPD als auch CDU wollen die Parkgebühren in der Hauptstadt nach oben schrauben. In manchen Berliner Bezirken werden jährlich tausende Vignetten ausgestellt. Es gibt aber große Unterschiede.

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Ein Parkautomat in einer Parkzone im Berliner Bezirk Tiergarten. Anwohner benötigen hier eine Parkvignette, Besucher zahlen nach Zeit.
Ein Parkautomat in einer Parkzone im Berliner Bezirk Tiergarten. Anwohner benötigen hier eine Parkvignette, Besucher zahlen nach Zeit.Monika Skolimowska/dpa

Das Parken in Berlin wird teuer, höchstwahrscheinlich noch in diesem Jahr. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) forderte erst Gebühren von 360 Euro pro Jahr, dann einigte sich die SPD-Fraktion auf 160 Euro – auch der Regierende Kai Wegner und die CDU wollen, dass Anwohner in den Parkzonen viel mehr für das Abstellen ihrer Autos zahlen müssen. Doch wie viel Berliner kaufen sich überhaupt Parkvignetten, wo werden neue Zonen eingerichtet? Die komplette Statistik, geordnet nach Bezirken.

Von höheren Gebühren fürs Anwohnerparken wären in vielen Teilen der Stadt Zehntausende Menschen betroffen. So haben in Bezirken wie Pankow, Friedrichshain-Kreuzberg oder Mitte besonders viele Berliner einen Anwohnerparkausweis. Aber es gibt in der Stadt auch noch Inseln der Glückseligen, wo das Parken keinen müden Cent kostet. Vor allem im Osten der Stadt: In Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick sowie in Reinickendorf müssen bisher überhaupt keine Vignetten ausgestellt werden. Keine Parkzone, keine Vignette, keine Kosten.

Zwei neue Parkzonen in Tempelhof-Schöneberg

Die meisten der 91 kostenpflichtigen Parkzonen liegen innerhalb des Berliner S-Bahnrings. Aber die Bezirke Spandau, Pankow, Mitte, Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf haben auch außerhalb des S-Bahnrings solche kostenpflichtigen Zonen eingerichtet.

Und es werden immer mehr Parkzonen: Allein im vergangenen Jahr kamen 14 neue Gebiete hinzu. In Kreuzberg: Reichenberger Kiez, Lausitzer Platz, Graefekiez und Oranienplatz. In Neukölln: Reuterkiez, Donaustraßen-Kiez und rund um die Weserstraße. In Charlottenburg-Wilmersdorf: Schloßstraße, Klausenerplatz, Schloßgarten, Tegeler Weg, Kaiserin-Augusta-Allee, Alt-Lietzow, Richard-Wagner-Straße.

Auch der Bezirk Tempelhof-Schöneberg macht für immer mehr Anwohner das Parken teuer. Ende März 2025 starten hier die Parkraumbewirtschaftungszonen 90 (St.-Josef-Krankenhaus) und 91 (Manfred-von-Richthofen-Straße). Wie das Bezirksamt vermeldet, wird damit wird die letzte Lücke innerhalb des S-Bahnrings in Tempelhof-Schöneberg geschlossen.

Auch Neukölln wollte weitere kostenpflichtige Parkzonen einrichten. Doch hier machen die knappen Bezirkskassen dem Plan einen Strich durch die Rechnung. „Aufgrund finanzieller Engpässe zur Anschaffung von Parkscheinautomaten kann derzeit nicht valide vorausgesagt werden, wann die Parkzonen in Betrieb gehen können“, hieß es Ende vergangenen Jahres aus dem Bezirksamt. Auch in anderen Bezirken stockte die Planung des weiteren Ausbaus, weil der Senat das Geld strich, das für mögliche neue Parkzonen eingeplant war, aber von den Bezirken noch nicht abgerufen wurde.

In Berlin-Mitte gibt es die meisten Anwohner-Parkausweise

Für die Vignette, die üblicherweise für zwei Jahre ausgestellt wird, fallen Gebühren von 20,40 Euro an – also von 10,20 Euro pro Jahr. Im Berliner Durchschnitt liegen die Kosten nach Angaben von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) dagegen bei rund 37 Euro.

Die Bezirke bestätigen: Die Gebühr deckt die Kosten nicht ab. An der aktuellen Situation gibt es Kritik von vielen Seiten. Die schwarz-rote Regierungskoalition diskutiert über eine Gebührenerhöhung. Die SPD-Fraktion hat jüngst 160 Euro pro Jahr vorgeschlagen. Auch Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) plädierte für eine Anhebung.

Ein Anwohner-Parkausweis kostet bisher 20,40 Euro für zwei Jahre. Doch die Preise sollen nach dem Willen von CDU und SPD jetzt nach oben schießen.
Ein Anwohner-Parkausweis kostet bisher 20,40 Euro für zwei Jahre. Doch die Preise sollen nach dem Willen von CDU und SPD jetzt nach oben schießen.Monika Skolimowska/dpa

Auch die Bezirke sind mit dem jetzigen Zustand unzufrieden. „Es steht für mich außer Frage, dass die Bewohnerparkausweise kostendeckend sein müssen“, so der zuständige Pankower Bezirksstadtrat Cornelius Bechtler (Grüne). „Für eine angemessene Höhe kann sich Berlin an anderen Städten orientieren.“ Gebühren um 60 Euro pro Jahr seien verbreitet. „Eine gute Orientierung bietet aufgrund von vergleichbaren Bedingungen vor Ort aus meiner Sicht die Stadt Hamburg: Dort kostet der Anwohnerparkausweis 130 Euro.“

Sein Kollege Tim Richter (CDU) im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf macht noch einen kostensparenden Vorschlag: „Wünschenswert wäre ein rein digitales Produkt, sodass die Kosten für den Bezirk durch die Einnahmen gedeckt wären.“

Aus Sicht des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg wäre es sinnvoll, einen höheren Verwaltungsaufwand auch mit höheren Gebühren zu verbinden: Wer den Antrag digital stelle, auf die Papiervignette zugunsten der digitalen Lösung verzichte und den Ausweis für zwei Jahre beantrage, könnte hingegen einen kleinen Rabatt erhalten. Aber der grün regierte Bezirk will SUV-Besitzer mehr zur Kasse bitten: Abhängig von der Länge und Breite des Fahrzeugs seien Differenzierungen bei der Gebühr sinnvoll. „Kleine Autos, die oft auch sparsamer sind, werden dann bevorzugt. Große Fahrzeuge, die oft von zahlungskräftigeren Personen genutzt werden, zahlen mehr.“

Im Bezirk Mitte werden laut einer dpa-Umfrage die meisten Vignetten in Berlin ausgestellt. Mit 39.512 waren es hier gut 27 Mal so viel wie in Spandau (1147). Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf (23.634) und Friedrichshain-Kreuzberg (23.774) gibt es besonders viele Autofahrer, die auf eine Parkvignette angewiesen sind. In Steglitz-Zehlendorf wurden 3985 Vignetten erfasst, in Neukölln 7396 und in  Pankow 18.308. ■