Volle Laufzeit gefordert

Wird der Verkauf des 29-Euro-Tickets schon jetzt gestoppt?

Wer das günstige Berlin-Abo noch schnell haben will, sollte sich beeilen. Denn die CDU-Verkehrssenatorin besteht auf ein schnellstmögliches Ende des Tickets.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Eine U-Bahn fährt am U-Bahnhof Museumsinsel ein. Um mit ihr günstig zu fahren, wird noch das 29-Euro-Ticket angeboten. Doch der Verkauf könnte jetzt ganz schnell gestoppt werden.
Eine U-Bahn fährt am U-Bahnhof Museumsinsel ein. Um mit ihr günstig zu fahren, wird noch das 29-Euro-Ticket angeboten. Doch der Verkauf könnte jetzt ganz schnell gestoppt werden.Christoph Soeder/dpa

Der Senat hat das Aus vom 29-Euro-Ticket beschlossen. Doch derzeit können Berliner das günstige Abo buchen. Aber sie sollten sich beeilen. Denn bereits in den kommenden Tagen könnte der Verkauf des 29-Euro-Tickets schon gestoppt werden.

Der Senat muss im Haushalt Milliarden sparen. Daher wird nun auch das sogenannte Berlin-Abo aus dem Verkehr gezogen. Der Grund: Man will nicht mehr bis zu 300 Millionen Euro pro Jahr aus dem Landesetat ausgeben, um das günstige Monatsticket zu subventionieren, mit dem Fahrgäste der BVG und der Berliner S-Bahn für nur 29 Euro in den Tarifzonen A und B unterwegs sein dürfen.

Das 29-Euro-Ticket, mit dem vor einem Jahr die SPD, allen voran die damalige Noch-Regierende Franziska Giffey, den Wahlkampf bestritt:  Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will das Abo so schnell wie möglich einstampfen. Sie betonte bereits vergangenen Mittwoch, dass das Ticket-Aus „schnellmöglichst“ umgesetzt wird.

Heißt: Auch der Verkauf sollte „schnellmöglichst“ gestoppt werden. Denn wer sich jetzt für ein 29-Euro-Ticket entschließt, und einen Vertrag für das Abo ab Januar 2025 abschließt, könnte mit dem Schein noch bis Januar 2026 fahren. Doch dies will man offenbar in der Verkehrsverwaltung nicht.

Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will das 29-Euro-Ticket so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen.
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will das 29-Euro-Ticket so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen.Federico Gambarini/dpa

Etwa 250.000 Berliner haben seit Juli das 29-Euro-Ticket. Wenn noch mehr Abonnenten dazukommen, müsste der Senat noch mehr Geld dafür berappen, dass dieser nicht will. Daher plant man auch, bestehende Abos schon vorzeitig zu kündigen und diese in teure Umweltkarten (monatlich 71,40 Euro) oder in das Deutschlandticket (ab Januar kostet es 58 Euro/Monat) umzuwandeln.

29-Euro-Tickets: Berliner SPD gegen vorschnelle Kündigungen

Noch wird darüber in Gremien des Senats mit BVG und S-Bahn verhandelt. Aber: Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Johannes Kraft, bestätigte bereits, dass eine schnelle Kündig des 29-Euro-Tickets möglich sei. Demnach könnten Kundinnen und Kunden von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen, wenn sie keine Umwandlung wollen. „Im Idealfall“, so Kraft zum RBB, greife die neue Regelung zum 1. Januar, so dass 2025 keine Subventionen mehr für das 29-Euro-Ticket Ticket nötig wären.

Dagegen wehrt sich die jetzige Wirtschaftssenatorin Giffey. Schon nach dem beschlossenen Aus des 29-Euro-Tickets erklärte sie, dass diese dann auch ein Jahr lang weiter laufen werden. sie gehe davon, dass die Bestands-Abos für die vollen zwölf Monate weiterlaufen würden. „Die Menschen, die ein Ticket haben, haben für ein Jahr einen Vertrag gemacht. Und ich gehe ganz klar davon aus, dass wir einen Vertrauensschutz haben“, sagte sie.

Bei dem SPD-Landesparteitag am Wochenende wurde dies noch einmal bekräftigt. Der Koalitionspartner im CDU geführten Senat ist gegen eine schnelle Umstellung des Abos auf die teureren Abo-Karten.

Alle die das Berlin-Abo haben, „müssen es für den Preis von 29 Euro jetzt auch für die Vertragslaufzeit von einem Jahr beibehalten können“, sagte SPD-Landesvorsitzende Nicola Böcker-Giannini. „Die CDU-Fantasien eines sofortigen Stopps mit Preiserhöhungen auf dem Rücken der Abonnentinnen und Abonnenten sind mit uns nicht zu machen.“

Warum die SPD in der Sparhammer-Runde des Senats überhaupt dem Aus des 29-Euro-Tickets zustimmte? Zur Abschaffung des Abos sei den Sozialdemokraten ie Fortführung des kostenlosen Schülertickets wichtiger gewesen. „Wir haben uns für die Kinder entschieden, und das ist richtig so“, sagte die Berliner SPD-Chefin Böcker-Giannini auf dem Parteitag. ■