Einen neuen Pass beantragen, den Führerschein verlängern, eine Unterschrift amtlich beglaubigen lassen: Anfang des Jahres war die Terminsuche in Berlin noch eine Vollkatastrophe. Wer etwa am 29. Januar einen Termin beim Bürgeramt suchte, wurde erst am 26. März fündig, wie der KURIER damals berichtete. Ein erneuter Test am Montagmorgen überrascht. Es gibt noch Dutzende Termine für denselben Tag – von Pankow über Kreuzberg bis nach Mitte. Kann Berlin doch Bürokratie?
Bis zum 9. Februar, der schon freigeschaltet ist, gibt es fast täglich freie Termine. Nur drei Tage (22., 29. und 30. Dezember) sind schon dicht. Die Verbesserungen bei der Online-Buchung von Bürgeramtsterminen seit dem Sommer sind nach Einschätzung des Berliner Senats nachhaltig.
„Das war kein Ferieneffekt, das ist das neue Normal“, sagte die Staatssekretärin für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung, Martina Klement, schon im September. „Bei dringenden Anliegen kann man auch ohne Termin ins Bürgeramt gehen“, sagte die Staatssekretärin.
In den Bürgerämtern: 100 neue Stellen, 20 Springer
Der Grund: Neben dem Ausbau der Digitalisierung wurden unter anderem 100 zusätzliche Stellen in den Ämtern geschaffen, ein sogenannter Springerpool mit 20 Mitarbeitern steht für flexible Einsätze zur Verfügung. Außerdem können in Berlin mittlerweile mehr als 400 Bürgerdienstleistungen online ohne Gang zum Amt erledigt werden.
Zur Beschleunigung bei der Terminvergabe trägt bei, dass Berliner für eine Reihe von Dienstleistungen keinen Termin mehr buchen müssen. Wer beispielsweise eine Meldebescheinigung oder ein Führungszeugnis braucht, kann das ab sofort spontan erledigen, wie die Senatskanzlei mitteilte. Auch Adressänderungen in Fahrzeugpapieren oder das Einrichten der Online-Ausweisfunktion sind ohne Termin möglich.
Im Bezirksamt Steglitz etwa kümmern sich 19 Kollegen täglich um die Anliegen von 250 bis 500 Bürgern. Termine bekommt man innerhalb von kürzester Zeit, sagte die Standortleiterin bei RBB24 Inforadio, man könne sich jetzt besser um die Einzelnen kümmern. „Das war immer ein schwieriges Thema, weil der Umgang strenger gewesen ist, mit einem schrofferen Ton“, sagt sie. „Jeder war genervt, man hatte keine Zeit, sich um die eigentlichen Bedürfnisse der Kunden zu kümmern.“ Das sei vorbei.
Pankower Bürgerämter schließen im Dezember
Es soll weitere Verbesserungen geben. Es sind überwachte und automatisierte Schließfächer in Planung, aus denen Bürger jederzeit ihre fertigen Dokumente abholen können. Im Bürgeramt Eichborndamm im Bezirk Reinickendorf ist Berlins erste sogenannte Dokumentenausgabebox in Betrieb gegangen.



