Im Tierpark Berlin

Ungewöhnliches Glück im Tierpark Berlin: Pelikan-Küken hat zwei Papas

In der Vogelkolonie gab es ein kleines Drama um ein Ei. Zum Glück sprang das schwule Pelikan-Pärchen Charlie Brown und Halle als Adoptiveltern ein.  

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Dieses Pelikan-Küken im Tierpark Berlin hat nicht Mama und Papa, sondern zwei liebevolle Pelikan-Adoptivväter, die es aufziehen.
Dieses Pelikan-Küken im Tierpark Berlin hat nicht Mama und Papa, sondern zwei liebevolle Pelikan-Adoptivväter, die es aufziehen.Tierpark Berlin/dpa

Das Leben kann so herrlich voller Überraschungen sein. Nicht nur bei den Menschen, wo es nun so langsam zur Normalität gehört, dass Kinder auch zwei Mütter oder zwei Väter haben können. Klar, es mag so manchen von uns noch sehr ungewöhnlich erscheinen. Aber das funktioniert – nicht nur bei Menschen, sondern auch im Tierreich, wie folgende Geschichte aus unserem schönen Tierpark Berlin zeigt. Denn da ziehen gerade zwei Pelikan-Männer ein Küken auf!

Die Pelikan-Kolonie vor dem Schloss Friedrichsfelde gehört zu den Besuchermagneten. So nahe wie diesen Vögeln, die auch auf der Schlossallee oder der kleinen Parkbrücke herumstolzieren, kommt man kaum einem Tier in dem größten Landschaftstiergarten Europas. Und nun können wir dort sogar ein kleines Wunder bestaunen, das für eine ungewöhnliche Familienzusammenführung sorgte.

Da wären die beiden Meerespelikan-Männer Charlie Brown und Halle. Wie man hört, sind sie sich innig zugetan. Und die beiden wollten nun auch einmal gemeinsam Nachwuchs ausbrüten. Von den Pflegern bekamen sie schon ein Dummy-Ei in ihr Nest gelegt. Dass sie sich aber einmal um ein echtes kümmern würden, daran dachte zu diesem Zeitpunkt niemand.

Das süße Pelikan-Küken im Tierpark Berlin hat zwar zwei Adoptivväter, aber noch keinen Namen.
Das süße Pelikan-Küken im Tierpark Berlin hat zwar zwei Adoptivväter, aber noch keinen Namen.Tierpark Berlin/dpa

Schwules Pelikan-Paar wird im Tierpark Berlin zum Retter in der Not

Nun spielte sich im Tierpark Berlin allerdings ein kleines Drama in der Pelikan-Kolonie ab. Ein Ei eines Fleckenschnabelpelikan-Pärchens war aus dem Nest gefallen, und die Eltern wollten sich nicht mehr darum kümmern. Was machen mit dem kostbaren Stück, in dem gerade das Leben zu wachsen begann?

Die Pfleger wussten ungewöhnlichen Rat. Sie nahmen das Ei und packten es zunächst in einen Inkubator, einen künstlichen Brutkasten. Als nun darin das Küken kurz vor dem Schlüpfen war, erinnerten sich die Tierpark-Mitarbeiter an das Pelikan-Männerpaar Charlie Brown und Halle, tauschten deren Dummy-Ei gegen das echte befruchtete aus – und das Glück war perfekt.

Die beiden Kerle wurden zu Rettern in der Not. Mit viel Liebe brüteten die Pelikan-Adoptivväter das Küken aus, das Ende Januar zur Welt kam. Eine Tierpark-Sprecherin erzählt, dass das Pärchen schon in den Jahren davor gebrütet hatte. „Allerdings geschah das jeweils getrennt mit weiblichen Meerespelikanen. Diese Saison ist das erste Mal, dass sich diese beiden als gleichgeschlechtliches Paar zusammengefunden haben“, so die Sprecherin.

Schwules Pelikan-Paar im Tierpark: Homosexualität unter Tieren ist nichts Außergewöhnliches

In einem kleinen Video, das der Tierpark Berlin auf seine Website stellte, sieht man, wie fürsorglich sich die Adoptivväter um „ihr“ Küken kümmern. Es ist einfach eine Freude, mitanzusehen, wie die beiden Männer das Junge hegen und pflegen, es mit Nahrung versorgen. Doppelte Vaterliebe kann auch sehr schön sein. Zum Familienglück fehlt jedoch noch ein Name für das Küken, der noch gefunden werden muss.

Wie im Tierpark Berlin berichtet wird, sind Meerespelikane sehr soziale Vögel, sie bauen während der Brutzeit ein Nest aus unterschiedlichen Materialien wie Zweigen, Federn oder Gräsern. Jungtiere schlüpfen nach etwa 30 Tagen Bebrütung und werden von beiden Elternteilen gefüttert.

Gleichgeschlechtliche Paare sind im Tierreich übrigens nichts Außergewöhnliches. In einem Amsterdamer Zoo brütete vor Jahren ein schwules Geierpaar ein Ei aus und zog den Jungvogel groß. Im Berliner Zoo gibt es sogar zwei schwule Pinguin-Pärchen, die allerdings beim Brüten noch keinen Erfolg hatten.

Bei bestimmten Affenarten, auch bei Delfinen und Walen konnte man gleichgeschlechtliche Beziehungen beobachten. Die Erforschung der Homosexualität im Tierreich ist noch ein recht junges Fachgebiet. Denn wie bei den Menschen war auch die gleichgeschlechtliche Beziehung bei Tieren ein Tabuthema – leider.