Hund, Katze und Co

Traurige Weihnachten im Tierheim Berlin: Alle wollen ihr Tier loswerden

Es sind erschreckende Zahlen: Viel zu viele Tierbesitzer wollten im Jahr 2023 ihren Vierbeiner beim Berliner Tierheim loswerden.

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Deutlich mehr Menschen wollten dieses Jahr ihr Haustier im Berliner Tierheim abgeben als noch vergangenes Jahr.
Deutlich mehr Menschen wollten dieses Jahr ihr Haustier im Berliner Tierheim abgeben als noch vergangenes Jahr.Soeren Stache/dpa

Wer sich für ein Haustier entscheidet, entscheidet sich für ein Leben mit Tier. Nicht für ein paar Wochen, ein paar Monate oder ein Jahr. Doch leider ist das längst nicht allen Menschen bewusst. Und so verbringen auch in diesem Jahr mehr als 1300 Vierbeiner das wohl traurigste Weihnachten Berlins. Im Tierheim. Mit ihren Leidensgenossen. Und es könnten noch viel mehr sein.

Anfragen an das Tierheim boomen – doch nicht etwa, weil Menschen Tiere aufnehmen wollen. Im Jahr 2023 wollten deutlich mehr Menschen ein Tier abgeben als noch im Jahr zuvor. Etwa 3700 Anfragen erreichten die Einrichtung bis Mitte Dezember (2022: insgesamt rund 3000).

Tierheim Berlin beherbergt fast 1300 Tiere

„Wenn wir alle Anfragen, die bei uns ankommen, angenommen hätten, wären wir bei einem Stand von über 1000 Hunden“, erklärt die Tierheimleiterin Mareen Esmeier. Dazu kämen Abgabeanfragen für Katzen, Vögel, Meerschweinchen oder exotische Tiere wie Schlangen.

Das ist natürlich nicht zu bewältigen. Durchschnittlich lebten 2023 fast 1300 Tiere auf dem 16 Hektar großen Gelände. Allein bei den Hunden waren es im Dezember mehr als 300 Tiere. Knapp 200 weitere standen den Angaben zufolge gegen Jahresende auf der Warteliste.

Ein Großteil der angenommenen Tiere kann laut Esmeier innerhalb von einigen Wochen oder Monaten vermittelt werden. „Schwierig sind die, die hängen bleiben, und die bleiben oft über Jahre hängen.“

Der Staffordshire-Mix Diva trägt einen Maulkorb. Die Hündin ist seit 2017 im Tierheim Berlin.
Der Staffordshire-Mix Diva trägt einen Maulkorb. Die Hündin ist seit 2017 im Tierheim Berlin.Hannes P. Albert/dpa

Das sei vor allem bei Hunden der Fall – die meisten der Fellfreunde sind verhaltensauffällig. Schuld ist immer der Mensch, oft der Vorbesitzer. Die Tiere sind dann schwer vermittelbar, weil man viel Zeit und Know-how mitbringen muss, um sie zu resozialisieren. „Wenn ich mir den Rottweiler nur angeschafft habe, weil er süß und cool ist, geht der Schuss komplett nach hinten los“, erklärt die Tierheimleiterin.

Tierheim Berlin vermittelt rund um Weihnachten keine Tiere

Fast alle Hunde im aktuellen Bestand hätten schon mal jemanden gebissen. „Im Zweifel bleiben die Hunde bis zum Tod“, sagt Esmeier. Einer der Hunde lebe bereits seit elf Jahren im Tierheim.

Und trotzdem bleibt das Tierheim eisern. Rund um Weihnachten, wo Hunde, Katzen und Co auf den Wunschzetteln so vieler Kinder steht, gibt es einen Vermittlungsstopp. Wie auch in den vergangenen Jahren gibt das Tierheim zwischen dem 20. Dezember 2023 und dem 1. Januar 2024 keine Tiere ab.

Warum? Tiere werden nicht geshoppt, sondern adoptiert, heißt es dazu auf der Website der Einrichtung. „Daher eignen sie sich absolut nicht als Überraschung unter dem Weihnachtsbaum“, erklärt die Vorsitzende des Trägervereins, Eva Rönspieß.