Seit einem Monat steht Berlins erster Cooling-Point am Mauerpark. Teilweise blühen die Blumen noch. Auch scheint die Anlage von Berlins rauer Seite bis jetzt gut verschont geblieben zu sein. Aber der versprochene und bei einer Investition von 45.000 Euro auch teure Schatten fällt oft aus. Viele Besucher ziehen den Platz unter den Bäumen ein paar Meter weiter schlicht vor.
Es sind 30 Grad in Berlin. Die Mittagssonne steht hoch, auf der Straße flimmert der Asphalt. Ein guter Tag, um den „Cooling-Point der Hauptstadt“ zu testen. Kurz nach 13 Uhr sitzen Menschen in den schattigen Ecken des Mauerparks, manche essen aus ihren Pausendosen, andere gehen mit ihren Hunden spazieren. Aber im Cooling-Point sitzt niemand!
Unter einem Baum ein paar Meter weiter steht eine längere Bank, da sitzen Michael (44) und Alexander (45). Sie sitzen nur wenige Meter entfernt vom neuen Berliner Cooling-Point. Sie kommen aus Eisenach in Thüringen und „genießen die Kühle“.

Warum sitzt ihr nicht da drüben bei den Blumen?, fragt der KURIER. „Da ist es zu heiß“, sagt Alexander. Sie erzählen, dass sie vom Cooling-Point bereits in den Nachrichten erfahren hatten. Heute besuchen sie Berlin als Touristen. „Wir sind mit der Straßenbahn vorbeigefahren und dachten, dass wir uns den mal näher angucken müssen.“ Also, nach einem Besuch bei Konnopke’s Imbiss und einer Currywurst sind sie herübergeschlendert. „Aushalten ließ es sich dort nicht. Bevor wir schmelzen, haben wir uns hier in den Schatten der Bäume gesetzt“, sagt Alexander.

Der Schatten direkt am Cooling-Point sei ihnen „zu schwach“. Und tatsächlich, als wir die paar Schritte von der Bank unter den Bäumen zum Cooling-Point herübergehen, scheint die Sonne mit voller Kraft auf die Hälfte der Sitzplätze und die Blumen in den Kästen. Die paar Plätze im Cooling-Point, die tatsächlich Schatten hatten, waren noch ganz heiß an der Sitzoberfläche.
Michael setzt fort: „Trinkwasser ist wirklich nett und praktisch“, sagt er mit einem Blick zum Brunnen. „Aber die Beschattung ist momentan schon dürftig. Wenn alle sich unter den Schatten drängeln, ist gerade einmal die Hälfte des Cooling-Points besetzt“, sagt Alexander. Dann schmunzelt Michael: „Weißt du, die Stadt versucht, etwas zu machen, aber es ist halt nicht optimal gelungen.“ Wir gehen zurück, in den kühlen Schatten.

Können diese Blumenkästen mit Dach Berlin vor dem Hitzetod schützen?
Später setzten sich dann doch zwei Frauen auf die Bänke des Cooling-Points. Mutter Claudia und Tochter Sinja aus Gelsenkirchen. „Wir finden diesen kleinen Garten hier schön“, sagt Claudia. „Aber es ist nicht so schattig“, sagt Tochter Sinja. Mutter Claudia entgegnet: „Wenn es gut von den Menschen hier angenommen wird, ist es doch schön.“ Sinja hält dagegen: „Na ja, also wenn schon Schatten, dann richtigen.“ Claudia sagt abschließend: „Mir gefallen die Bienen.“

Diese Blumenbänke kosten 45.000 Euro
Auf einer anderen Bank unter den Bäumen sitzen Nathalie von Grote (42) und ihr Freund Ian Green aus England mit Blick auf den Cooling-Point. Sie erzählen von ihrer Berghain-Nacht und einem schönen Berlin-Aufenthalt. Bald geht der Flieger heim. Der KURIER fragt auch hier, wie es dazu kommt, dass sie sich nicht bei den schönen Blumen hingesetzt haben? „Die Sitzplätze bei den Blumenkästen sehen gut aus, aber der Schatten hier unter den Bäumen war besser“, erklärt Nathalie auf Englisch.
Bei der Erwähnung, dass der Cooling-Point stolze 45.000 Euro gekostet hat und als Abkühlungsort für heiße Tage wie diese gedacht ist, wird Nathalie stutzig: „That is ridiculous“ ruft sie, und „they must have gotten ripped off!“ Sie meint, die Stadt sei bei diesem Bau wohl über den Tisch gezogen worden. „Vielleicht hätte man stattdessen einen kleinen Pool bauen können, über so was hätte ich mich jetzt in dieser Hitze sehr gefreut“, sagt sie grinsend.