Der Mega-Blackout von Berlin – er hat das Leben von Zehntausenden Menschen im Süden der Stadt kurzzeitig ins Chaos gestürzt. Plötzlich bleiben die Lampen aus, plötzlich geht der Fernseher nicht mehr, plötzlich kommt aus der Dusche nur noch kaltes Wasser. Lydia Schilling (36) aus Niederschöneweide hat es besonders kalt erwischt: Der Kühlschrank ihrer Familie ist voll, weil am Wochenende im Garten Einschulung gefeiert wird. Nun muss alles entsorgt werden.
Stromausfall in Berlin: Am Dienstagmorgen blieb die Wohnung plötzlich dunkel
Schon am frühen Dienstagmorgen bemerkten Lydia Schilling und ihr Freund, dass der Strom plötzlich weg war – als sie aufstanden, blieb das Licht aus, alles war in Dunkelheit getaucht. Im ersten Moment dachten sie sich aber nichts dabei. „Es gibt hier öfter mal Stromausfall, vielleicht einmal im Monat – und dann für etwa eine oder zwei Stunden“, sagt sie. Trotzdem erkundigten sie sich, riefen bei der Stromnetz Berlin GmbH an. Und erfuhren vom Brandanschlag auf die Strommasten. „Mein Freund war früher selbst bei dem Unternehmen im Bereich Sicherheit. Er wusste deshalb sofort, dass es etwas Längeres werden könnte.“
Mehr als zwei Tage sind seitdem vergangen – erst dann, ab dem Donnerstagnachmittag, gab es für alle Menschen in der betroffenen Region zwischen Adlershof und Köpenick wieder Strom.

Hinter Schilling, ihrem Freund Roger (39) und Tochter Samantha-Leonie (6) liegen besondere Tage. Schon der Anfang war holprig, sagt sie. „Mein Freund musste zur Arbeit, meine Tochter in die Schule. Ich konnte ihr nichts zum Essen machen, es gab kein warmes Wasser zum Duschen.“ Besonders prekär: Der Kühlschrank funktioniert nicht mehr. „Wir haben einen Doppeltürer, der voll ist – weil Samantha-Leonie am Samstag Einschulung feiert.“
Kein Strom, kein Kühlschrank: Lebensmittel für die Einschulung sind vergammelt
Die Lebensmittel für die Gartenparty waren schon eingekauft. „Ein paar Dinge konnten wir zu meinem Vater auslagern. Aber den großen Teil müssen wir wegschmeißen.“ Vier Säcke voller Lebensmittel werden es sein, die Schilling nun in die Tonne werfen muss. Ernährt hat sich die Familie in der Zwischenzeit nur von Dingen, die nicht schlecht werden. „Tagsüber war meine Tochter zum Glück in der Schule, da hat sie nur eine notdürftige Brotbüchse mitbekommen. Schwieriger war es zum Abendbrot – da bin ich zu meinem Vater gefahren, um zu kochen.“ So konnte sich wenigstens das Kind über eine warme Mahlzeit freuen. Für Roger gab es dann kalte Pizza.

Vor dem Elternabend wird kalt geduscht – und sonst gibt es nur Katzenwäsche
Für Licht sorgten batteriebetriebene Lampen – und mit einer aufwendigen Logistik stellte die Familie sicher, dass die Handys aufgeladen waren. „Roger fährt am Morgen zu meinem Vater, um die Handys zu laden, geht dann zur Spätschicht, kommt abends heim – und morgens geht alles von vorn los.“ Duschen ging nicht, nur Katzenwäsche war drin. „Gestern musste ich aber, weil Elternabend in der Schule war. Das war leider eiskalt.“ Was zuerst erledigt wird, wenn der Strom wieder läuft, ist für Lydia Schilling schon jetzt klar. „Die Kleine geht erst mal richtig schön warm baden, ich koche vernünftig Abendbrot. Mein Freund hat auch schon gesagt: Das Essen ist ihm erst mal egal, Hauptsache, er kann baden gehen.“