Es ist ein Phänomen, das es auch in Berlin jedes Jahr gibt – und das Tierfreunde einfach nur wütend macht: Zur Urlaubssaison haben auch in diesem Jahr Hunderte Tiere in der Hauptstadt ihr Zuhause verloren. Sie wurden ausgesetzt, teilweise wie Abfall entsorgt – vielleicht auch, weil die Besitzer in die Ferien wollten, der einst geliebte Spielkamerad plötzlich zur Last wurde. Die Schock-Bilanz des Tierheims treibt Fans von Hunden und Katzen die Tränen in die Augen.
Schockierende Zahl: 332 Tiere wurden in den Sommerferien in Berlin ausgesetzt
Insgesamt 332 Tiere wurden in den Sommerferien in Berlin ausgesetzt, teilt der Tierschutzverein für Berlin jetzt mit. Es sind Fälle wie diese, die Tierfreunde aus Berlin besonders schocken dürften: Schon Anfang August wurden zwei Katzen in einem Karton in der Wendenschlossstraße in Köpenick ausgesetzt, darauf prangte der Schriftzug „zum Mitnehmen“. Die Tiere – Bartl (15) und Gerlinde (13) landeten bei den Tierschützern in Köpenick. Nur Tage später wurde Hund Kalli (14) an einem Baum in Lichterfelde angebunden, der ehemalige Besitzer hinterließ ihm nur Trockenfutter.
Sogar ein Frettchen wurde in Friedrichsfelde gefunden, die Besitzer ließen es in einer Transportbox an einer Bushaltestelle in Friedrichsfelde zurück. Und in einem anderen Fall war es eine Katzenmama mit ihren fünf Kindern, die in einem Umzugskarton mit der Aufschrift „Zu verschenken“ am Straßenrand entdeckt wurde. Nur eine kleine Auswahl der Tiere, die in den Sommerferien ihr Zuhause verloren – weil sich die ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer plötzlich nicht mehr um sie kümmern wollten.

Tierschützer kritisieren den Senat, fordern zwei Euro pro Einwohner Berlins
„Versorgung der ausgesetzten Tiere bedeutet für das Tierheim enorme Zusatzbelastungen – medizinisch, personell und finanziell“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Tierheim Berlin. Auch Eva Rönspieß, die Vorsitzende des Tierschutzvereins für Berlin, ist geschockt. „Hunderte ausgesetzte Tiere in nur wenigen Ferienwochen – das ist eine Zahl, die uns erschüttert.“ Die Zahl mache deutlich, dass Aufklärung der Tierhalter dringender gebraucht werde denn je. Doch im Tierheim ist man sauer über die fehlende Unterstützung vom Land Berlin. „Statt diese Arbeit zu stärken, streicht der Senat sämtliche Fördermittel und entzieht sich seiner Verantwortung!“
Bereits jetzt koste der Betrieb des Tierheims jährlich rund 11 Millionen Euro. „Das Land Berlin zahlt lediglich etwa 3,5 Millionen Euro“, schreibt das Tierheim. Die Tierschützer fordern vom Land Berlin deshalb zwei Euro pro Jahr pro Einwohner, um sich weiter um ihre Schützlinge kümmern zu können. „Das Land Berlin nimmt jährlich rund 11 Millionen Euro mit der Hundesteuer ein. Es wäre nur gerecht, wenn dieses Geld auch dem Tierschutz zugutekommen würde“, fordert Eva Rönspieß.