Erst zerreißt ein lauter an- und abschwellender Ton die Luft, dann erschallt eine Minute lang ein Dauerton: Zum bundesweiten Warntag am 11. September werden zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren in Berlin wieder offizielle Warnsirenen zu hören sein. Mehr als 200 der in den vergangenen Jahren aufgestellten Sirenen werden angeschaltet – und liegen den Berlinerinnen und Berlinern dann in den Ohren. Denn sie sind so laut wie Flugzeugtriebwerke!
Warnung bei Gefahr in der Nacht
Die Sirenen wurden in den vergangenen Jahren zunächst vorwiegend auf Dächern in der dicht bewohnten Innenstadt und an touristischen Orten aufgestellt, hieß es. Sie seien „das wichtigste Warnmittel, wenn man schläft“, sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Eigentlich sollte der Aufbau schon vor Jahren abgeschlossen sein, er verzögerte sich aber. Bis Ende des Jahres sollen es nun 450 Sirenen sein, in den nächsten beiden Jahren kommen noch mehr als 100 dazu.
Die Sirenen gehören zum Katastrophenschutz. Der sei in den vergangenen drei Jahrzehnten vernachlässigt worden, beklagt Spranger. Die letzte der früher in ganz Deutschland üblichen Sirenen wurde in Berlin 1993 abgebaut, weil sie nicht mehr für nötig gehalten wurden.

Doch jetzt habe sich die Sicherheitslage verändert, so Spranger. Zum Beispiel der Klimawandel mit heftigen Stürmen, Stromausfälle und die Sicherheitslage angesichts des Ukraine-Krieges machen die Möglichkeit einer schnellen Warnung der Berliner nötig. Cyberangriffe seien inzwischen „unser tägliches Brot“, sagt die zuständige Beamtin in der Senatsinnenverwaltung, Friederike von Holtum. Berlin und Deutschland müssten sich noch viel besser schützen auch gegen mögliche Sabotageakte an der Infrastruktur.
Sirenen heulen so laut wie Flugzeugtriebwerke
Und so läuft der erste Einsatz der Warnsirenen am kommenden Donnerstag ab: Um Punkt 11.00 Uhr ist ein sehr lauter an- und abschwellender Ton eine Minute lang zu hören. Um 11.45 Uhr wird Entwarnung mit einem einminütigen Dauerton gegeben. Die Stromversorgung der Sirenen läuft über Solarmodule und Akkus, angeschaltet werden sie zentral. Mindestens 130 Dezibel, zum Teil auch 140 Dezibel sollen sie laut sein. Flugzeugtriebwerke haben eine ähnliche Lautstärke.
Wichtig sei, dass die Berliner am Warntag möglichst breit informiert seien, betonte Spranger, damit nicht zu viele Menschen aufgeregt bei Polizei und Feuerwehr anrufen. Zum Katastrophenschutz zählen außerdem Warn-Apps und 44 sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme, die Anlaufstellen für die Bevölkerung in den Bezirken sind – von denen allerdings erst 14 einsatzbereit und weitere 4 betriebsbereit sind. (dpa)