Es gibt Pannen, über die man eigentlich lachen müsste – wenn sie nicht so unglaubliche Probleme nach sich ziehen würden. Der Berliner Paul K. kann ein Lied davon singen: Der 28-Jährige wollte sich den Traum vom eigenen Hausboot erfüllen, schlug bei einem Händler in Frankreich zu. Für 400 Euro schnappte er sich eine historische Barkasse, wollte sie nach Deutschland überführen und hier sanieren. Doch das ging schief – im wahrsten Sinne des Wortes: Das Schiff strandete im Rhein. Über die Bilder amüsierte sich ganz Deutschland. Und Paul K.? Der hält weiter an seinem großen Traum fest!
Gestrandetes Schiff im Rhein: So kam es zur Panne bei Rüdesheim
Die Panne, die für Schlagzeilen sorgen sollte, ereignete sich bereits am 10. August. Die historische Hafenbarkasse mit dem Namen „Sturmvogel“ sollte aus dem Elsass nach Berlin überführt werden. „Der Liegeplatz in Frankreich war nicht mehr bezahlt, ich hatte Druck und musste das Boot schnell holen“, sagte er dem KURIER. „Deshalb hatte ich auch keine Zeit, selbst den Bootsführerschein zu machen.“ Er forschte nach, bekam Kontakt zu einem Hobby-Kapitän, der ihm helfen sollte.
In Rüdesheim kam es dann zur Tragödie. Dass K. und sein Kapitän betrunken gewesen sein sollen, weist er zurück. „Wir wurden etliche Male gewarnt, dass wir unbedingt in der Fahrrinne bleiben sollten“, erzählt der unglückliche Bootsbesitzer. Er selbst habe sich schon „verarscht gefühlt“, sagt er. Doch der Mann, der das Boot steuerte, hatte die Warnungen offenbar nicht verstanden – und war laut Paul K. unaufmerksam. „Er war damit beschäftigt, Fotos zu machen. Ich selbst war im Motorraum, weil wir ein kleines Kühlerproblem hatten.“

Als er wieder nach oben kam, bemerkte er, dass das Boot zu weit abseits der Fahrrinne war, dass Gefahr im Verzug war. Doch sein Kapitän reagierte nicht auf die Rufe, sagt Paul K. „Der ist komplett sorglos, ohne darüber nachzudenken, zu nah am Ufer gefahren.“ Die Barkasse lief auf Grund. „Man hörte so ein knirschendes Dröhnen.“ Und dann ging es weder vor, noch zurück. Rettungsversuche mit einer privaten Firma scheiterten. „Man sagte uns, dass wir warten müssen, bis der Wasserstand höher ist.“ Für die beiden ging es zunächst zurück nach Berlin - hier riss der Kontakt zu dem Mann, der das Boot in die Situation gebracht hatte, ab.
Zu wenig Regen: Altes Boot hing über Wochen im Rhein fest
Doch damit nicht genug: Über Tage gab es am Rhein keinen Regen, der Pegel sank immer weiter. So entstanden die skurrilen Fotos des Bootes in Schieflage, die deutschlandweit Schlagzeilen machten. Erst nach 18 Tagen half dann ein Spezialkran, die Barkasse aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Das Problem: Allein dadurch seien Kosten in Höhe von 25.000 bis 30.000 Euro aufgelaufen, sagt Paul K. Aus dem Traum vom Billig-Hausboot für 400 Euro ist ein Albtraum geworden. „Es hätte funktionieren können, ich habe echt in die Scheiße gegriffen“, sagt der Bootsbesitzer dem KURIER.

Berliner will sich den Traum vom eigenen Hausboot noch immer erfüllen
Doch den Traum gibt er nicht auf: Auf einer Spendenseite im Netz wird gerade Geld gesammelt, damit sich Paul K., der eigentlich in der Veranstaltungsbranche tätig ist, den Traum doch noch erfüllen kann. „Ich habe immer irgendwo zur Untermiete gewohnt und hatte es satt. Das Hausboot sollte mein eigenes Zuhause werden – und das versuche ich weiter.“ In Berlin kenne er Metallbaumeister und Drechsler, die Renovierungsarbeiten seien kein Problem. „Ich habe nur die Fahrt unterschätzt.“
Sturmvogel liegt auf dem Trockenen, soll aber trotzdem noch nach Berlin
Die Sturmvogel steht nun auf dem Trockenen – und wird vermutlich auch per Trockentransport nach Berlin gebracht, weil das Schifffahrtsamt es nicht mehr ins Wasser setzen will. Das Risiko, dass es sinkt, will man offenbar nicht eingehen. Stattdessen bleibt die Verschrottung, die Reparatur oder eben ein Transport auf dem Landweg. Glück im Unglück: Es scheint so, als habe der Rumpf keine großen Schäden davongetragen. „Ich muss es bestimmt neu lackieren – aber der Motor lief noch bis zum Schluss.“ Vielleicht klappt es mit der Renovierung und dem Traum vom Hausboot – und die Fotos des schrägen Kahns bleiben irgendwann eine lustige Erinnerung an der Wand der Kapitänskajüte. „Denn das Boot ist zu schön, um es einfach aufzugeben.“