Berlin ist eine Stadt, die niemals schläft – doch in den kommenden Nächten wird die Stadt vermutlich noch weniger schlafen als sonst. Denn: Die Bürger werden vielerorts ein deutliches Knattern hören. Was das soll? Die Hauptstadt wird neu vermessen – und das aus der Luft! Eine Cessna wird deshalb in mindestens sieben Nächten immer wieder über die Stadt hinwegfliegen, um Aufnahmen des gesamten Gebietes anzufertigen.
Cessna knattert am Himmel über Berlin: Die ganze Stadt wird neu vermessen
Die Kartierungsflüge sollen jeden Abend um 23 Uhr starten – eine kleine Cessna 208 Caravan wird sich dann in Bahnen über die Hauptstadt bewegen. Der Auftrag dafür kommt vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, das momentan ganz Deutschland neu vermessen lässt. Der Flieger kreiste unter anderem schon über der sächsischen Messestadt Leipzig, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg – nun ist Berlin dran.
Und die Berliner werden es merken: Das Knattern der Cessna soll in den kommenden Nächten deutlich zu hören sein. Das Flugzeug soll sich laut Angaben der Firma Swissphoto, die für die Vermessung zuständig ist, in 800 bis 1500 Höhenmetern bewegen. „Ein Flug dauert etwa vier bis fünf Stunden“, sagte Michael Möller, der Sprecher des Unternehmens, dem KURIER. Das Stadtgebiet wird dabei in Flugtrassen eingeteilt, die dann von Norden nach Süden abgearbeitet werden, die Cessna fliegt immer wieder von West nach Ost und von Ost nach West.

In mindestens sieben Nächten sollen die Flüge durchgeführt werden – wenn nötig, könne es auch etwas länger dauern. Die Besonderheit: „Die Flugtrassen sind so dicht angeordnet, dass es sich so anhören wird, als wäre das Flugzeug immer an der gleichen Stelle“, sagt Möller. So eine tiefe Flughöhe sei nicht alltäglich, erst recht nicht um 2 Uhr in der Nacht. Doch am Tag könne man die Flüge wegen des Flughafens BER nicht durchführen. Die Berliner müssen das Knattern in den nächsten Nächten also ertragen.
Knattern über Berlin: Ob die Cessna starten kann, hängt vom Wetter ab
Und das Ziel ist groß: Zum ersten Mal wird Deutschland komplett vermessen – es soll ein „digitaler Zwilling“ des gesamten Landes entstehen. Dafür wird ein Laserscanner genutzt, der seine Strahlen durch die Nacht schickt – zu sehen sein sollen die aber nicht. „Und sicher für die Augen sind sie auch“, erklärt Möller. Die Laserstrahlen tasten den Boden ab, nehmen pro Quadratmeter 40 Messpunkte auf, aus denen dann das digitale Modell erstellt werden soll.
Wer nun gespannt auf das Flugzeug ist, muss sich aber vermutlich noch etwas gedulden: Eigentlich sollten die Flüge schon am Montag starten. Weil die Wetterverhältnisse schlechter werden, sieht es so aus, als hätten die Berlinerinnen und Berliner noch ein paar ruhige Nächte. Frühestens Dienstagnacht gehe es los, vielleicht sogar erst Ende der Woche. Starten soll die Cessna dann jeweils um 23 Uhr am Flugplatz Schönhagen bei Trebbin (Teltow-Fläming) im Süden von Berlin – dort gilt kein Nachtflugverbot wie am Flughafen BER.