20 Filme im Wettbewerb, darunter Werke von Andreas Dresen und Matthias Glasner. Das Berlinale-Chef-Duo Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian stellte am Montag im Haus der Kulturen der Welt in Berlin zum letzten Mal vor seinem Ausscheiden die Filmauswahl der wichtigsten Sektoren der 74. Berlinale vor.
Am 15. Februar starten die diesjährigen Internationalen Filmfestspiele Berlin. Zehn Tage gibt es dann ein pralles Programm mit einem durchaus interessanten Wettbewerb. Eröffnet wird das Festival mit der Weltpremiere der irisch-belgischen Produktion Small „Things Like These“. Mit dabei ist Hauptdarsteller und Co-Produzent Cillian Murphy („Oppenheimer“).
Es geht um „die Enthüllungen über die irischen Magdalenen-Wäschereien – entsetzliche Heime, die von den 1820er-Jahren bis 1996 von römisch-katholischen Institutionen betrieben wurden, vorgeblich um ‚gefallene junge Frauen‘ zu reformieren“.
Drei afrikanische Werke im Berlinale-Wettbewerb
Auch drei afrikanische Werke sind im Wettbewerb zu sehen, daneben eine Covid-Comedy („Hors du temps“, Frankreich) und ein Film über eine liebevoll-chaotische Multikulti-Küche („La Cocina“, Mexiko/USA). Inhaltlich geht es um Themen wie Welt-Kollaps und Globalisierung.
Megastar Isabelle Huppert aus Frankreich wird ebenso ihren Auftritt bei der diesjährigen Berlinale haben – in einem kuriosen Werk aus Südkorea, der englische Titel lautet: „A Traveler’s Needs“. Und Freunde des deutschen Films dürfen sich auf „Babylon Berlin“-Star Liv Lisa Fries freuen.

Fries spielt im Widerstandsdrama „In Liebe, Eure Hilde“ von Andreas Dresen die 1943 ermordete deutsche Nazigegnerin Hilde Coppi. Und auch Ronald Zehrfeld, Corinna Harfouch und Lilith Stangenberg kämpfen in dem Familienschicksal „Sterben“ von Matthias Glasner um den goldenen Bären. Die Preisverleihung findet am 24. Februar statt.
Zentrum des Wettbewerbs ist wieder der Berlinale-Palast am zugigen und immer noch arg von Baustellen geplagten Potsdamer Platz. Er soll aber wieder funkeln, versprach Rissenbeek, auch wenn die kulinarische Meile abgebaut bleibt. Essen könne man schließlich gut im unteren Teil der Arkaden, so die Berlinale-Chefin.
Berlinale-Tickets günstiger als zwei Bier
Kritik gab es an den Ticketpreisen. Das größte Publikumsfestival der Welt sei für untere Schichten eigentlich nicht erschwinglich, behauptete eine anwesende Journalistin. „Die normalen Ticketpreise bleiben die gleichen wie bei der vergangenen Ausgabe“, sagte die Co-Chefin der Internationalen Filmfestspiele, Mariette Rissenbeek. Es gebe nur eine Änderung bei den Gruppentickets für Erwachsene. „Tickets kosten weniger als zwei Bier“, ergänzte Carlo Chatrian süffisant. 2023 hatten die Vorstellungen regulär 15 Euro gekostet, Vorführungen im Berlinale-Palast 18 Euro
Überhaupt verbreitete das Berlinale-Chef-Duo, das im kommenden Jahr von der US-Amerikanerin Tricia Tuttle abgelöst wird, ausgesprochen gute Laune, auch wenn Rissenbeek und Chatrian zu Beginn ihrer Pressekonferenz mit allem gebotenen Ernst auf die besonderen Krisen dieser Welt hinwiesen:

„Filmfestivals bieten einen Raum für künstlerischen Ausdruck und ermöglichen friedlichen Dialog“, sagten beide. „Sie sind Orte der Begegnung und des Austauschs und leisten einen wichtigen Beitrag zur internationalen Verständigung. Wir glauben, dass wir durch die Kraft von Filmen und offenen Diskussionen dazu beitragen können, Empathie, Bewusstsein und Verständigung zu fördern – auch und gerade in schmerzhaften Zeiten wie diesen.“
Und weiter: „Unser Mitgefühl gilt allen Opfern der humanitären Krisen in Nahost und darüber hinaus. Wir möchten, dass das Leid aller wahrgenommen wird und mit unserem Programm verschiedene Perspektiven auf die Komplexität der Welt eröffnen. Mit Sorge beobachten wir, dass Antisemitismus, anti-muslimische Ressentiments und Hassreden sich in Deutschland und weltweit ausbreiten. Mit aller Kraft stellen wir uns als Kulturinstitution gegen jegliche Form von Diskriminierung und setzen uns für interkulturelle Verständigung ein.“
Alle weiteren Informationen zu Tickets und den Filmen bei der 74. Berlinale gibt es hier. ■