Mittwoch Krisengespräch

S-Bahn-Chaos – jetzt reicht’s! Verkehrssenatorin trifft Bahn-Chefs

Senatorin Ute Bonde (CDU) will endlich ein Machtwort sprechen. Sie verlangt von der Bahn eine schnelle Lösung bei der Behebung der Signalstörungen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Tägliches Chaos bei der S-Bahn in Berlin: Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will auf einem Krisengespräch endlich ein Machtwort sprechen.
Tägliches Chaos bei der S-Bahn in Berlin: Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will auf einem Krisengespräch endlich ein Machtwort sprechen.Eventpress/imago

Seit Wochen gibt es in Berlin nur ein Thema: Das tägliche Chaos bei der S-Bahn mit Signal- und Stellwerkstörungen, die den Zugverkehr vor allem auf der wichtigen Stadtbahn stundenlang lahmlegen. Ein Machtwort seitens des Senats in Richtung Bahn – bisher Fehlanzeige. Doch nun scheint Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) offenbar auch mit der Geduld am Ende zu sein: Sie kündigte für Mittwoch (20. August) ein Krisengespräch mit den Bahn-Chefs an.

Jetzt reicht es aber wirklich! Die Berliner Fahrgäste haben es satt, täglich mit langen Wartezeiten und Zugausfällen bei der S-Bahn leben zu müssen. Dazu kommt noch die Botschaft, dass die marode Technik erst bis Mitte 2030er-Jahre ausgetauscht werden kann. Bedeutet: Berlin hat erst in zehn Jahren wieder eine S-Bahn, die wirklich rollt.

Der Berliner Bahn-Bevollmächtigete Alexander Kaczmarek und Ute Bonde hier bei eine Veranstaltung auf dem Bahnhof Ostkreuz. (Archivbild)
Der Berliner Bahn-Bevollmächtigete Alexander Kaczmarek und Ute Bonde hier bei eine Veranstaltung auf dem Bahnhof Ostkreuz. (Archivbild)Funke Foto Services/imago

Eine Situation, mit der auch die Verkehrssenatorin nicht zufrieden ist. Da die S-Bahn zum bundeseigenen Konzern DB gehört, hatte Bonde bereits vor Tagen Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder zu dem Chaos kontaktiert. Dass der Minister dann etwa im gleichen Zeitraum den Bahn-Chef Richard Lutz (61) feuerte, war eher Zufall.

Bonde schrieb auch an die für Signal- und Stellwerktechnik zuständige Bahn-Tochter DB  InfraGO. Sie wollte wissen, welche Maßnahmen die Bahn ergreift und wie lange diese dauern. Bonde soll sogar gedroht haben, dass der Senat der S-Bahn die Gelder kürze, wenn durch die täglichen Störungen die Fahrleistungen nicht erbracht werden.

Gleichzeitig bestellte die Senatorin die verantwortlichen Bahn-Chefs zum Krisengespräch. Am Mittwoch werden der Berliner DB-Konzernbevollmächtigte Alexander Kaczmarek und Imke Kellner von der DB InfraGO bei Bonde erscheinen. S-Bahn-Chef Peter Buchner wird online zu dem Gespräch zugeschaltet.

Politisch hätte Bonde zu lange nicht auf das S-Bahn-Chaos reagiert. Das wirft ihr unter anderem der Verkehrsexperte Kristian Ronneburg (Linke) vor.

S-Bahn-Chaos: „Statt Maßnahmen zu fordern, träumt Verkehrssenatorin von der Magnetschwebebahn“

„Wo bleibt der Aufschrei der Verkehrssenatorin? Die für die marode Technik bei der Berliner S-Bahn zuständige DB-Tochter InfraGo hat offen eingestanden, dass die Erneuerung der störanfälligen Anlagen erst irgendwann in den 2030er Jahren erfolgen soll“, sagt Ronneburg dem KURIER. „Doch statt lautstark Sofortmaßnahmen einzufordern und die Interessen der Berliner Fahrgäste zu vertreten, träumt sie öffentlich weiter von einer Magnetschwebebahn.“

Ein Machtwort seitens der Senatorin hätte schon längst fällig sein müssen, findet auch die Umweltorganisation BUND. Bei dem Krisentreffen müssen „klare Verabredungen zur Folge haben, wie kurzfristig die Signale, Stellwerke und Weichen zuverlässiger gemacht werden können“, sagt die Berliner BUND-Chefin Gabi Jung. „Es kann nicht sein, dass Berlin sich abspeisen lässt mit der Perspektive, dass bis 2035 die Technik erneuert wird und bis dahin das Chaos an der Tagesordnung ist.“