Es ist wie in alten Love-Parade-Zeiten. Der Wettergott scheint ein Techno-Fan zu sein: Wenn am Sonnabend bei „Rave The Planet“ die 30 Wagen auf der Berliner Straße des 17. Juni auf die Strecke gehen, dürfte es 31 Grad warm werden und die Sonne volle Pulle mit ein paar Wölkchen zwischendurch powern. Alles wieder wie in den guten alten Zeiten? Mit dem Blick auf das Programm lässt sich sagen: So viel Techno-Nostalgie wie diesmal gab es noch nie. Sogar für die Paraden-Hymne hat sich Dr. Motte zwei der alten und nicht minder legendären Weggefährten dazu geholt: Westbam und Tom Wax. Was man alles zu „Rave The Planet 2024“ wissen muss.
Wie heißt das diesjährige Motto? „Love is stronger“, wie immer belanglos-euphorisch und weltumspannend. Ein Motto, das ein wenig wie die Fortsetzung der letzten Love Parade in Berlin klingt. 2006 hieß es: „The Love is back“. Die Liebe ist immer noch da – und dann ist auch Westbam nicht weit, der mit Paraden-Papa Dr. Motto und Tom Wax die oldschool klingende Hymne geschrieben hat.
Warum keine Nationalflaggen gezeigt werden dürfen
Wo findet Rave The Planet statt? Wieder auf der Straße des 17. Juni, wieder zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Das ist auch der Grund, warum die große Techno-Parade in diesem Jahr erst so spät durch Berlin zieht. Durch die Fußball-EM und die Fanmeile war die Straße des 17. Juni so lange blockiert.

Wann geht es los? Die 30 Wagen (oder Floats, wie es neudeutsch heißt) sollen sich, wenn alles klappt, ab 14 Uhr bewegen, das Ende ist für 22 Uhr geplant.
Wer ist alles mit dabei? Natürlich gibt es auch einen „Rave The Planet“-Wagen, auf dem Dr. Motte, Felix Kröcher oder Isabelle Beaucamp Techno auflegen. Mit dabei ist das Bammobil by Westbam, der sich unter anderem die Berliner Techno-Legenden K-Paul und Hardy Hard an die Turntables holt. Für die Beschallung sorgen außerdem Club Ost (Cassie Raptor, Caravel, Krl Mx), Concrete Berlin (DJ Saunameister, Brnski, In Furcht), Der Weisse Hase (Drauf & Dran, Haito, Siko Akis) oder Ostfunk X Goanautika (Alex Stein, Diana May, Djingis Khan). Dazu kommen Wagen aus den Niederlanden und Polen, aus Magdeburg, Stuttgart oder Münster.
Wer wird alles reden? Bei der Love Parade redete früher eigentlich immer nur einer – und das war Dr. Motte. Bei „Rave The Planet“ wird der Demo-Charakter mehr herausgestrichen. 36 Redebeiträge sind auf den Floats eingeplant. Der CDU-Abgeordnete Christian Goiny redet auf dem „Rave the Planet“-Wagen, die Travestie-Künstlerin Jacky-Oh Weinhaus auf dem „Revolver Party“-Wagen oder der Club-Lobbyist Marc Wohlrabe auf dem „Ostfunk X Goanautika“-Wagen.

Warum dürfen keine Nationalflaggen gezeigt werden? Am Montag machte die Nachricht Schlagzeilen, dass bei der Parade keine Nationalflaggen (auch die Deutschlandfahne) gezeigt werden dürfen. „Für diesen einen Tag möchten wir alles Trennende und alle menschgemachten Grenzen hinter uns lassen. Back to the roots – We are one family“, ließen die Organisatoren verlauten. Der wahre Hintergrund dürfte aber ein anderer sein. Stressvermeidung. Dass bei der Parade nicht Fahnen von Russland und der Ukraine, von Israel und Palästina aufeinandertreffen, es nicht zu politischen Eskalation kommt.
„Aber letzten Endes ist es so, dass auf der Parade Flaggen willkommen sind, die positive Werte im Geiste der Technokultur und der Völkerverständigung vertreten, wie zum Beispiel die Regenbogenflagge“, sagt der Geschäftsführer von „Rave The Planet“, Timm Zeiss. Es handle sich dabei lediglich um einen Wunsch und kein Verbot, betonten die Veranstalter. Sie könnten nur auf den Musiktrucks Hausrecht walten lassen. Die Demonstrationsfläche zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule sei aber öffentlicher Raum.
Stress für Autofahrer: Diese Straßen sind dicht
Wie viele Besucher werden erwartet? Zur dritten Ausgabe des Technospektakels „Rave The Planet“ mit Loveparade-Gründer Dr. Motte sind nach Angaben der Polizei 300.000 Teilnehmer angemeldet worden. Bei dem Wetter können es aber auch ein paar mehr werden. Im vergangenen Juli feierten laut Polizei rund 200.000 Technofans unter freiem Himmel. Die Veranstalter sprachen damals von rund 300.000 Menschen.
Wie kommt man am besten zur Parade? Die Polizei empfiehlt die An- und Abreise über die westlichen Zugänge zur Straße des 17. Juni, insbesondere über den Bahnhof Zoologischer Garten. Der Bahnhof Brandenburger Tor soll gegen 14 Uhr geschlossen werden und die Bahnen ohne Halt durchfahren. Das Gleiche ist auch für den U-Bahnhof Bundestag geplant. Folgende Bahnhöfe sind fußläufig erreichbar: Bellevue, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Potsdamer Platz und Hansaplatz.

Was wird alles für die Parade abgesperrt? Die Autofahrer müssen auch ein bisschen Liebe und Geduld zeigen. Denn die Straße des 17. Juni ist wieder dicht, aber nicht nur die. Ab Freitag um 18 Uhr bis Sonntag um 10 Uhr werden folgende Straßen gesperrt: Straße des 17. Juni zwischen Großer Stern und Brandenburger Tor, Yitzhak-Rabin-Straße, Ebertstraße zwischen Behrenstraße und Dorotheenstraße und der Pariser Platz am Brandenburger Tor. Von Sonnabend, 9 Uhr bis Sonntag um 3 Uhr: Großer Stern, Paulstraße ab Lüneburger Straße (Vorsperre Alt-Moabit) in Richtung Großer Stern, Spreeweg in Richtung Großer Stern, Hofjägerallee in Richtung Großer Stern, Straße des 17. Juni ab Klopstockstraße in Richtung Großer Stern, Altonaer Straße ab Klopstockstraße/Bartningallee in Richtung Großer Stern. Von Sonnabend, 21 Uhr bis Sonntag, 3 Uhr: John-Foster-Dulles-Allee inkl. Scheidemannstraße bis Yitzhak-Rabin-Straße. Je nach Dauer der Abrüstung der Fahrzeuge und der Reinigung der Straße durch die BSR ist eine Sperrung auch bis 6 Uhr möglich.
Wie wird die Strecke wieder gesäubert? Direkt nach der Parade geht die BSR auf die Strecke. Und am Sonntag ab 11 Uhr lädt „Rave The Planet“ wieder zum „Clean-up day“ ein. Der Große Tiergarten soll dann wieder blitzblank werden. Treffpunkt: Platz des 18. März, direkt vor dem Brandenburger Tor. ■