Anwohner klagen

Die Poller-Falle von Berlin-Mitte: Zahl verletzter Radler verfünffacht sich

Mit Kiezblocks wurde die Kreuzung Tucholsky-, Ecke Auguststraße verkehrsberuhigt. Während laut Polizei die Zahl der Auto-Unfälle gesunken ist, stürzen jetzt mehr Radfahrer – ohne Pkw-Beteiligung.

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Trotz Poller und ausgesperrten Autos: Im Bereich um die August- und Tucholskystraße verletzten sich im vergangenen Jahr mehr Radfahrer.
Trotz Poller und ausgesperrten Autos: Im Bereich um die August- und Tucholskystraße verletzten sich im vergangenen Jahr mehr Radfahrer.Henk Hogerzeil

Vor gut einem Jahr wurden in der Tucholsky-, Ecke Auguststraße Poller aufgestellt, um Autos auszusperren und die Straßen sicherer zu machen. Mit gemischten Ergebnissen: Die Autos kommen nicht mehr durch, die Zahl der Unfälle mit Pkw-Beteiligung ist gesunken – doch die Zahl der Radunfälle hat sich verfünffacht. „Jetzt fahren sich die Kampfradler selbst um“, sagt ein Anwohner, der ein erklärter Poller-Gegner ist.

Die absoluten Zahlen sind positiv: Die Gesamtzahl der Unfälle ist laut Berliner Polizei gesunken – von 19 im Jahr 2023 auf 12 von Januar bis November vergangenen Jahres. Doch die Entwicklung bei der Zahl der verletzten Radfahrer verläuft umgekehrt proportional. Weniger Autos, mehr verletzte Radfahrer. Die Zahl schnellte von einem verletzten Radfahrer (2023) auf fünf hoch. „Im Jahr 2024 wurde eine Rad fahrende Person schwer verletzt“, erklärt ein Polizeisprecher in der Berliner Zeitung.

Fünf verletzte Radfahrer sind die höchste Zahl seit 2021

„Die Einrichtung der Fahrradstraße mit einer Sperre für den Kfz-Durchgangsverkehr ist ein wichtiger Baustein unserer Strategie, Verkehrssicherheit für Radfahrende und zu Fuß Gehende zu erhöhen“, ließ der zuständige Bezirksstadtrat Christopher Schriner (Die Grünen) im Juli letzten Jahres verlauten. Fußgänger hatten hier aber auch vorher schon kaum Probleme. In sechs Jahren wurde nur ein Fußgänger (2021) bei einem Verkehrsunfall verletzt.

Anders sieht es bei den Radfahrern aus. Fünf verletzte Radler sind die höchste Zahl seit 2021. So sieht die Statistik für die vergangenen sechs Jahre aus: 2023 registrierte die Polizei einen verletzten Radfahrer. 2022 verunglückten dort vier, 2021 sechs Radfahrer. 2020 steht in der Statistik eine Null, 2019 eine Eins.

Die Initiative „Kiezblock Auguststraße“ versucht die Zahlen schönzureden. „Gerade in den ersten Monaten nach der Einführung neuer Verkehrsregelungen kann es zu Anpassungseffekten kommen, da Verkehrsteilnehmende sich erst auf die neue Situation einstellen müssen“, teilen die Aktivisten in der Berliner Zeitung mit.

Anwohner und Gewerbetreibende klagen Pollersperren

Positiv aber sei, dass seit einiger Zeit keine Fußgängerunfälle dokumentiert wurden. „Das ist ein wichtiges Sicherheitsziel und ein erster Hinweis darauf, dass die Maßnahme in diesem Bereich wirkt“, heißt es weiter. Doch Unfälle mit Fußgängern gab es ja auch in der Vorpoller-Zeit nicht – bis auf die eine Ausnahme im Jahr 2021.

Für Anwohner André Aimaq machen die Poller in der Tucholskystraße aber den Kiez kaputt. Er gehört zu den Anwohnern, die gegen die Poller und das Bezirksamt erneut vor das Verwaltungsgericht Berlin gezogen sind. Die Poller würden Autofahrer zu Umwegen zwingen und dem Gewerbe schaden, erklärt er in der Berliner Zeitung. Unter dem Motto „Rettet den Kiez Auguststraße. Poller, nein danke“  sammeln die Bürger bei Openpetition.de Unterschriften für eine Petition. Bisher haben 421  Berliner unterschrieben. ■