In den Berliner Bezirken Mitte und Tempelhof-Schöneberg tobt der Vignetten-Wahnsinn. Was als harmloses Stück Papier hinter der Windschutzscheibe aussieht, entpuppt sich immer öfter als dreiste Fälschung. Hunderte Anwohnerparkausweise wurden laut Ordnungsamt manipuliert, kopiert – oder gleich direkt geklaut.
Die Spur führt zurück ins Jahr 2023. Damals verschwanden in mehreren Bürgerämtern ganze Stapel Blanko-Vignetten – allein in Tempelhof-Schöneberg sollen rund 300 Exemplare abhandengekommen sein, schreibt die Berliner Zeitung. Auch Mitte blieb nicht verschont. Dreist: Die Fälscher nutzen nicht nur gestohlenes Material, sondern auch simple Farbkopierer, um täuschend echte Nachbildungen herzustellen.
Im Bezirk Mitte wurde es dann besonders krass: Rund 600 gefälschte Vignetten flogen 2024 auf – Tendenz steigend. Allein bis März wurden bereits 90 neue Fälle entdeckt. Offiziell spricht das Bezirksamt von deutlich weniger, so die Berliner Zeitung. Doch Zweifel bleiben.
Auch Tempelhof-Schöneberg kämpft mit dem Park-Betrug. Bei Kontrollen tauchten Vignetten auf, die niemals über die offiziellen Bürgerämter ausgestellt worden sein konnten. Die anschließende Bestandsaufnahme bestätigte den Verdacht: Es fehlen Parkausweise. Und das nicht zu knapp.
Die Polizei hat den Fall inzwischen auf dem Radar. Laut Gewerkschaft der Polizei könnte der Vignettenbetrug längst auf weitere Bezirke übergeschwappt sein. Das Problem: Vielerorts fehlt der Blick für das Ausmaß. Und der finanzielle Schaden ist riesig. Geld, das für Straßen, Schulen oder Sicherheit gebraucht wird, versickert so in dunklen Kanälen.
Auto mit falscher Vignette gestohlen
Im Netz werden die gefälschten Vignetten inzwischen offen gehandelt – für 25 Euro. Und das, obwohl eine echte Vignette jährlich nur 10,20 Euro kostet. Offenbar sind es nicht Leute aus dem Kiez, die hier tricksen – sondern Pendler und andere Unberechtigte, die sich so einen fast kostenlosen Parkplatz in Wohngebieten sichern. Die ehrlichen Anwohner gucken dann bei der Parkplatzsuche in die Röhre.

Als Reaktion hat das Bezirksamt Mitte ein eigenes Schulungsprogramm aufgesetzt. Ziel: Die Fälschungen schneller erkennen, bevor wieder jemand auf die Trickser reinfällt. Auch andere Bezirke sollen davon profitieren – und ihre Politessen besser wappnen.
Kuriose Fälle gibt’s laut Berliner Zeitung auch: In Mitte wurde ein Auto mit gefälschter Vignette gestohlen – und dieselbe Vignette tauchte später auf einem anderen Fahrzeug wieder auf. Die Behörden erstatteten Anzeige, ebenso wie das Bezirksamt Mitte. Doch bisher gibt es keine Spur zu den Tätern. Laut Insiderkreisen wurden viele Verfahren wegen Geringfügigkeit einfach eingestellt.
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