So viel ist das zwischen den Zeilen. Pankow-Sänger André Herzberg lässt der frühe Tod von AnNa R. nicht unberührt. Er weiß um den Schmerz und die Einsamkeit nach dem Auftritt, kennt die Aufs und Abs im Musikgeschäft. In einem berührenden Statement auf Facebook verabschiedet er sich von der Sängerin.
„Ich habe sie kaum gekannt“, schreibt Herzberg. Nur einmal habe er das Glück gehabt, kurz mit ihr zusammen zu arbeiten. „Wir wurden uns vom Keyboarder von Silly, Ritchie Barton vorgestellt, als sie bei der Band zu der Zeit Gast-Sängerin war. Ich war aufgeregt, weil ich die Bitte hatte, sie möge unseren PANKOW Song „Die wundersame Geschichte von Gabi“ singen, zusätzlich zu ihrem Silly Song, wiederum als Gäste bei unserem Konzert.”
AnNa R. sei hinter der Bühne ein Schatz gewesen, gar nicht anstrengend im Umgang. „Sie gab mir eine ihrer Zigaretten, ich beruhigte mich, sie schien zu spüren, was ich mir vorstellte. Sie sang unser Lied so, als wäre sie selber die junge Gabi, die durch das Klofenster der Disko, aus dem Städtchen, wo sie lebt, aus dem Elternhaus, mit ihren Flügeln, die aus ihrem grünen ‚Kosmos Anzug‘ ausfuhren, heraus, in die Freiheit fliegt.”
Stimme direkt mit der Seele verbunden
„Längst weiß ich“, so Herzberg weiter, „sie gehörte zu den Menschen, die vom Herrgott mit der Gabe einer Stimme gesegnet war, die direkt mit ihrer Seele verbunden war.“ Das könne man auf keiner Gesangs-Schule dieser Welt erlernen. „Sie hat diese höchst seltene Gabe ganz selbstverständlich in sich getragen. Vielleicht hat mich ihr früher Tod auch deshalb so berührt.“

André Herzberg ist schon lange im Musikgeschäft. Gerade ist er mit Pankow auf Abschiedstournee. Immer wieder erlebt er dabei auch die Euphorie der Anfangsjahre. Ein Geschenk. Dieses Gefühl sei ein „Rausch, ein Gefühl, von dem man hofft, es soll einen nie wieder verlassen.“ Doch nach 44 Jahren auf der Bühne weiß Herzberg nur zu gut, dass sich dieses Hoch nicht festhalten lässt.
„Schon wenn sich die Wohnungstür hinter Dir schließt, du wieder zurück bist, dann bist du in Deinem anderen, realen Leben. Pop ist ein bitteres Geschäft. Du sollst jung und schön sein, aber ein Künstlerleben ist lang und was machst du, wenn es mal nicht mehr so läuft? Du bleibst nicht ewig der vom Anfang. Haben Dich die Leute schon wieder vergessen? Fragst du Dich, allein hinter der Tür, immer wieder.“ Wenn niemand antworte, könne die Frage zur vermeintlichen, schrecklichen Gewissheit werden. „Erst der Tod macht unsterblich, so scheint es. Da bleibst du für alle Zeit der Held, der du in deiner Euphorie des ersten Erfolgs warst.“