Im Schlosspark Buch in Berlin-Pankow bauen zwei Mitarbeiter des Grünflächenamtes einen wirklich schönen Zaun. Einen Holzpfahl nach dem anderen hauen sie dieser Tage in den Boden. Daran werden dann Staketen befestigt. 3500 Euro soll das Ganze kosten, die Arbeitszeit der beiden Arbeiter, die mehr als eine Woche mit dem Projekt befasst sind, noch nicht eingerechnet. In der Mitte des kleinen Zaun-Kreises liegen alte, tote Bäume, sie sind der Lebensraum eines Käfers. Mit dem Zaun soll sein Lebensraum geschützt werden, so teilt es der Bezirk mit.
„Im Schlosspark Buch wurde im Zuge von Baumfällarbeiten, die im Februar 2025 durchgeführt wurden, der seltene und streng geschützte Scharlachrote Plattkäfer (Cucujus cinnaberinus) entdeckt. Um den Fortbestand dieser gefährdeten Art zu sichern, wird der betreffende Bereich ab der 23. Kalenderwoche 2025 durch Beschäftigte des Straßen- und Grünflächenamts eingezäunt.“
Mal ehrlich, hätte es nicht auch ein Schild getan? Seit dem Winter ist die gute Käferstube zudem schon mit einem Bauzaun eingefriedet. Während überall in Pankow gespart wird, bis es quietscht, bekommt der Scharlachrote Plattkäfer nun für die Dauer von drei Jahren einen Edelzaun?
Käfer steht nicht mal auf der Roten Liste
Dabei ist im Schlosspark Buch am Tage nicht viel los, wir sind am Stadtrand und nicht im Mauerpark. Mal geht einer mit seinem Hund Gassi, mal liegt ein Obdachloser schlafend auf einer Bank. Die Wiesen sind größtenteils ungemäht, tote Bäume liegen im Wasser der Panke. Naturnahe Gestaltung, nennen es die einen, andere würden sagen, es sieht wild aus. Den Scharlachroten Plattkäfer kümmert all das nicht, er nagt derweil im Verborgenen unter der Rinde der toten Bäume. In drei Jahren hat er das Gelände leer gefressen und zieht, seiner Natur entsprechend, weiter.

Dann wird der Staketenzaun aus Holz, der sich „harmonisch in das historische und landschaftlich gestaltete Gesamtbild des Schlossparks einfügt“, wie das Bezirksamt schreibt, wieder abgebaut. Bis dahin gewährleiste die „zurückhaltende, naturnahe Einfriedung nötigen Schutz für das Habitat des Käfers, ohne die ästhetische Wirkung des denkmalgeschützten Parks zu beeinträchtigen.“ Noch ästhetischer wäre es allerdings, wenn herumliegender Abfall im Park regelmäßig eingesammelt würde.
Der Käfer ist zwar gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union in den Anhängen II und IV geschützt. Auf der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Arten steht er aber nicht mehr. Seine Bestände haben sich erholt. Dennoch wird ihm in Pankow der rote Teppich ausgerollt.



