Maroder Spannbeton

Sperrung wegen Betonschäden! BVG-Bus-Depot muss für 66 Mio. neu gebaut werden

Die Gefahr ist seit Januar bekannt. Die BVG handelte schnell und hat jetzt die Ausschreibung veröffentlicht. Die Kosten für die neue Halle kommen zur Unzeit.

Author - Karim Mahmoud
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Der BVG-Betriebshof an der Cicerostraße in Berlin.
Der BVG-Betriebshof an der Cicerostraße in Berlin.Stefan Zeitz/imago

Betonschäden in der Cicerostraße. Das zentrale BVG-Depot in Kurfürstendamm-Nähe muss neu gebaut werden – mitten in der Sparkrise. 66 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Warum der Zeitplan eng ist und Berlin ein neues Bus-Herz braucht.

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) lässt der Ärger nicht nach. Nicht nur auf den Straßen und Gleisen stottert’s, wofür das Unternehmen in den meisten Fällen gar nichts kann. Seit Ende Januar gibt es auch auf dem wichtigsten Busbetriebshof der Hauptstadt Probleme. Es betrifft die große Werkstatt an der Cicerostraße in Wilmersdorf.

Rund 250 Busse waren bis dahin dort untergebracht – darunter viele Doppeldecker für die Innenstadtlinien M19, M29, M46 und M48. Jetzt steht der Betrieb still oder musste umorganisiert werden. Viele Busse stehen nun in anderen Depots. Seitdem gibt es keine Auswirkungen mehr für Fahrgäste. Mitarbeiter sind nie in Gefahr gewesen, versichert das Unternehmen. Ein Teil der BVG-Halle in Wilmersdorf, der sicher ist, wird zudem weiter genutzt.

Das Bauwerk ist alt, stammt aus den 50er-Jahren. Der südliche Teil wurde mit Spannbeton gebaut. Und genau der macht jetzt Ärger. Experten haben Bedenken: Der verbaute Stahl kann durch sogenannte Spannungsrisskorrosion versagen. Sprich: Das Ding könnte zusammenkrachen, wie eine alte Brücke. Aber noch ist es nicht so weit. Und vor allem, die BVG hat schnell gehandelt.

Nach der Analyse Ende Januar wurde der riskante Teil sofort gesperrt. Eine Sanierung lohnt sich aber nicht mehr. Der gesamte Bau ist ein wirtschaftlicher Totalschaden. Jetzt soll neu gebaut werden – und das richtig groß.

Im Oktober 2026 geht’s mit dem Bau der neuen BVG-Halle los

BVG-Sprecher Markus Falkner zum KURIER: „Der Neubau ersetzt eine Halle, die zum Teil seit Januar gesperrt ist. Die Sperrung der Halle erfolgte als reine Vorsichtsmaßnahme, da die Bauweise der Dachkonstruktion aus Spannbeton nicht mehr den heutigen Baustandards entspricht. Die Halle wurde umfassend gesichert, ein Teil der Halle konnte bereits wieder für Werkstattleistungen freigegeben und genutzt werden.“

Ein Bus verlässt den Betriebshof der BVG in der Cicerostraße.
Ein Bus verlässt den Betriebshof der BVG in der Cicerostraße.Raimund Müller/imago

Für 66 Millionen Euro entsteht also ein moderner Betriebshof. So steht es in den Ausschreibungsunterlagen, die dem KURIER vorliegen. Für maximal 66 Millionen. Aber man kann nie wissen. Baukosten können sich im Lauf der Jahre dramatisch erhöhen.

Geplant ist Platz für 208 Busse, einschließlich aller technischen Voraussetzungen für die nächste Fahrzeuggeneration: Elektrobusse inklusive. Der Zeitplan ist eng getaktet: Schon im Juli startet die Planung. Im Dezember soll der BVG-Aufsichtsrat entscheiden. Im Oktober 2026 geht’s mit dem Bau der neuen Werkstatt los. Ein Jahr später soll sie betriebsbereit sein. Danach kommen Abriss und Neubau der großen Servicehalle. Bis Juni 2029 soll alles stehen.

Doch der Weg dahin ist steinig. Neben der BVG müssen auch die Berliner Wasserbetriebe und das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf mitspielen. Letzteres muss den Bau genehmigen. Und dann ist da noch die Finanzierung. Die kommt zur Unzeit. Denn der Senat kürzt gerade heftig. Das Geld für Investitionen in den Nahverkehr wurde halbiert. Für 2026 und 2027 stehen nur noch 320 Millionen Euro zur Verfügung – statt wie geplant 645 Millionen.

In dieser Situation wirken 66 Millionen Euro für einen einzigen Betriebshof fast schon verschwenderisch. Aber für die BVG führt kein Weg daran vorbei. Der Standort selbst hat Geschichte: 1899 als Straßenbahnhof eröffnet, im Krieg zerstört, 1958 neu als Busdepot errichtet. Und heute? Wieder was Neues. Diesmal für die Zukunft des Berliner Nahverkehrs. Hoffentlich machen die Anwohner mit.