Die Verkehrsbetriebe in Berlin kommen einfach nicht wirklich vorwärts. Obwohl es keine Streiks mehr gibt und sogar neue U-Bahnzüge im Anmarsch sind, bleibt das Chaos offenbar bei der BVG bestehen. Warum es vor allem im Untergrund und auf der Hochbahn noch Monate lang nicht nach Plan rollen könnte, zeigt ein Blick im gerade veröffentlichten Geschäftsbericht der BVG.
Die Berliner Verkehrsbetriebe haben es sich zum Ziel gesetzt, „den Fahrgästen in Berlin wieder einen stabilen und verlässlichen ÖPNV zu liefern“. So steht es im jüngst veröffentlichten BVG-Geschäftsbericht. Darin steht aber auch, dass das Risiko hoch ist, nicht so schnell aus dem Chaos herauszukommen. Und das liegt nicht allein daran, dass das landeseigene Unternehmen im Jahr 2024 ein sattes Minus von 56 Millionen Euro eingefahren hat.
Selbstkritisch muss die BVG im Bericht zugeben: „Nach vielen Jahren des Wachstums traten zuletzt die Grenzen der Leistungssteigerungen im System der BVG zu Tage. Überdurchschnittlich viele Fahrten fielen aus, da insbesondere die alte Fahrzeugflotte technisch anfällig ist und zeitweise hohe Krankenstände für Personalengpässe sorgten.“

Das werde nun ja alles besser – so jubelt die BVG nach außen hin. Endlich seien bei der U-Bahn die neuen Züge von Stadler aus Pankow in Sicht, deren Auslieferungen sich durch Probleme beim Hersteller verzögert hatten. Im September sollen die ersten der bestellten 140 Kleinprofilwagen auf der U3 rollen. Bis Ende 2025 sollen dann alle Fahrzeuge da sein und auf den Linien U1 bis U4 im Einsatz sein.
Die ersten neuen Züge für die Großprofil-Strecken U5 bis U9 sollen ab Mitte 2026 kommen. Insgesamt werden 344 Wagen erwartet, die bis Ende 2027 ausgeliefert werden sollen. Doch: Auch wenn die neuen Züge anrollen und endlich da sind, wird das Fahrplan-Chaos mit langen Wartezeiten auf den U-Bahnstrecken noch lange nicht vorbei sein.
So wie es gerade auf einigen Linien der Fall ist. „Tag für Tag gibt es auf der derzeit baubedingt zwischen Warschauer Straße und Ruhleben fahrenden U12 statt eines geplanten 5-Minuten-Takts massive Ausfälle mit Lücken bis zu 20 Minuten und mehr“, monierte unter anderem die Umweltorganisation BUND, die sich derzeit auch den Problemen des öffentlichen Nahverkehrs annimmt, wie der KURIER schon berichtete.
Nicht einmal auf der Mini-Linie U4 rollt alles nach Plan. Taktzeiten von 20 Minuten waren keine Seltenheit. Warum das so ist? Der Grund sei die Schulung von Fahrpersonal für den neuen U-Bahn-Typ! Kaum zu glauben. Doch diese Antwort will das ND von der BVG erhalten haben, wie die Zeitung schreibt.
Auch wenn eines Tages alle Schulungen bei den U-Bahnfahrern vorbei sind: Das Chaos wird dennoch bleiben. Denn die neuen Züge müssen genauso wie die älteren Modelle gewartet und auch repariert werden. Und das geschieht in den Werkstätten.
Warum bei der BVG Chaos bei der U-Bahn herrscht? Der Grund ist unglaublich!
Aber auch dort läuft nicht alles nach Plan. Denn im BVG-Geschäftsbericht heißt es: „Aufgrund von Verzögerungen bei der Planung und Umsetzung des Werkstättenkonzeptes sowie notwendiger Sanierungsarbeiten in den Werkstätten der Kleinprofil- und Großprofil-U-Bahn kann es mittelfristig zu Engpässen bei der Bereitstellung, Instandhaltung und Verfügbarkeit von U-Bahn-Fahrzeugen kommen.“
Die BVG-Prognose sieht nicht rosig aus. Die Verzögerungen bei der Sanierung der Werkstätten „hätten massive Auswirkungen auf die für die Fahrplanerfüllung notwendige Fahrzeugverfügbarkeit und wären im Fahrgastbetrieb der U-Bahn deutlich spürbar“, heißt es im Geschäftsbericht. „Das Risiko, dass es zu geringeren Verkehrsleistungen und in der Folge zu geringeren Ausgleichsleistungen kommt, wird als hoch angesehen.“
Mit anderen Worten: Auch wenn die BVG mehr neue Züge bei der U-Bahn hat, wird das Chaos bei den Verkehrsbetrieben bleiben, weil man offenbar keine Vorkehrungen bei den Werkstätten getroffen hat.
Alle drei Betriebswerkstätten müssen saniert, umgebaut und erweitert werden, um die neue Flotte dauerhaft in Betrieb zu halten. Laut ND ist aber bisher ist nur das Projekt der Werkstatt Machandelweg am U-Bahnhof Olympia-Stadion auf fortgeschrittenem Weg. Sie ist für die Linien U1 bis U4 zuständig. Der Umbau der Werkstätten Friedrichsfelde (U5) und Britz (U6 bis U9) hängt weit hinter dem ursprünglichen Zeitplan.
Liebe Leser, welche Chaos-Geschichten erleben Sie gerade mit der BVG? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com !