Nach einem großen Feuer und Vandalismus bekommt Potsdams ehemaliger Landtag eine neue Chance: Ein Immobilienunternehmen übernimmt das geschichtsträchtige Gelände. In der DDR residierte in dem roten Klinkersteingebäude die Bezirks- und Kreisleitung der SED. Dann zog der Brandenburger Landtag auf dem Brauhausberg in Potsdam ein, nun soll die Immobilie saniert werden. Nachdem im März noch ein großes Geheimnis um den Verkauf gemacht wurde, teilt jetzt die Potsdamer KW-Development GmbH teilt, das sie das Grundstück erworben haben. Es sei mit Vorplanungen zur Zukunft des Geländes begonnen worden.
„Das ehemalige Landtagsgebäude ist eines der Wahrzeichen von Potsdam. Die jetzige Ruine darf deshalb keine Dauerlösung sein“, sagt der Geschäftsführer von KW-Development, Jan Kretzschmar. Das Immobilienunternehmen hat Erfahrung mit der Rettung historischer Gebäude, in Beelitz Heilstätten wurden von der Firma die historische Küche, Wäscherei und Frauenpavillon zum „Beelitz Refugium“ umgebaut, das ehemalige Männersanatorium vor dem Verfall gerettet.
Neben der vorgesehenen Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Landtags plant das Unternehmen auf dem Gelände auch ein oder mehrere Neubauten, wie es heißt. Nähere Angaben zur Entwicklung des Geländes machte KW-Development in Potsdam zunächst aber nicht.
Beelitz-Heilstätten: Immobilienfirma baute hier Wohnungen
Aber: Schaut man sich die aktuellen Projekte des Immobilienunternehmens an, sieht man schnell, dass der Bau von Wohnungen im Fokus steht. Im „Refugium Beelitz“ wurde der historische Bestand in 60 Miet- und Eigentumswohnungen umgewandelt. Das alte Männersanatorium wurde denkmalgerecht saniert und bietet Platz für 145 Apartments und Flächen für Büro-, Konferenz- und Bildungseinrichtungen.
Der Immobilienentwickler hat auch schon Projekte in Adlershof, Bergfelde, Karow und Strausberg realisiert. Auf der Webseite findet sich das Bekenntnis zum Wohnungsbau in Berlin und Brandenburg: „Seit Jahren sind Berlin, Potsdam und dem näheren Umland der beiden Großstädte Mietwohnungen knapp. Angesichts eines anhaltenden Bevölkerungswachstums wird der Bedarf in den kommenden Jahren noch weiter steigen“. Gut möglich, dass auch am Potsdamer Brauhausberg demnächst die Umzugswagen neuer Mieter vorfahren.
Ruine mit Geschichte: Brand und Verfall prägten das Areal
Das Gelände hat eine bewegte Geschichte: Bis 2013 tagte auf dem Brauhausberg in Potsdam der brandenburgische Landtag. In der DDR beherbergte das weithin sichtbare und Gebäude die SED-Bezirks- und Kreisleitung. Es bekam deshalb den Spitznamen „Kreml“. Seit vielen Jahren steht es leer. Im August 2023 war in dem Gebäude ein großes Feuer ausgebrochen. Dabei stürzte ein Teil des Dachstuhles ein.
Ähnlich wie in Beelitz Heilstätten müsste auch der DDR-Kreml wiederaufgebaut werden. Seit dem Auszug des Landtags verfällt der Gebäudekomplex, der 18999 bis 1902 ursprünglich als preußische Kriegsschule gebaut wurde. Bis 2018 wurde es noch als Flüchtlingsheim genutzt.
Das Land Brandenburg hatte das Gelände auf dem Brauhausberg bereits im Jahr 2015 an ein anderes Immobilienunternehmen (aus Berlin) verkauft. Das von großen Plänen sprach. Von einem Wissenschafts- und Gewerbestandort, der 2026 fertig sein sollte, von über 200 Wohnungen mit bestem Blick auf Stadt und Havel. Passiert aber ist nie etwas.
Potsdamer DDR-Kreml: Brandstifter, Kabeldiebe und andere Spitzbuben
Das Areal verfiel aber zusehends. Vandalen eroberten die weitläufigen Gebäude. Brandstifter, Kabeldiebe und andere Spitzbuben. Und die, die drinnen waren, erzählten staunend – von einem repräsentativen Treppenhaus, das inzwischen zu einer großartigen Streetart-Galerie geworden wäre und vom Gebäudeflügel mit dem abgebrannten Sitzungssaal des Landestages, in dem es sogar noch einen Treppenlift gebe. Besucher schwärmten vor allem von einem Besuch auf dem Turm, von dem man aus eine unschlagbare Sicht auf die Stadt Potsdam, die Wälder, die Havel und die umliegenden Seen hätte.

Irgendwann reichte es dem Land Brandenburg. Weil auf dem Gelände bis auf ein paar Sicherungsarbeiten nichts passierte, machte sich das Land Brandenburg eine Wiedererwerbsklausel im Verkaufsvertrag zu Nutze – und kaufte den DDR-Kreml von den Berlinern zurück.
Jetzt also der Neustart mit dem Verkauf an die KW-Development GmbH, die sich auf die Entwicklung von Stadtquartieren und die Sanierung von Altbauten und Denkmalen spezialisiert hat. Die Verkaufssumme ist bisher geheim. Sicher ist, der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz. Man darf gespannt sein, wie sich das mit dem Bau von Wohnungen verträgt.