Köpenick

Schild gegen Nazis sorgt für Wirbel in Grünau

Ein handgeschriebenes Schild in der Taut-Passage löst in Grünau eine hitzige Debatte aus und spaltet das Netz.

Author - Tobias Esters
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Die Taut-Passage in Berlin-Grünau. Hier sorgt ein Schild in einer Fleischerei für hitzige Debatten und Tausende Reaktionen im Netz.
Die Taut-Passage in Berlin-Grünau. Hier sorgt ein Schild in einer Fleischerei für hitzige Debatten und Tausende Reaktionen im Netz.Funke Foto/imago

Kleines Schild – große Aufregung! In der Fleischerei Vogel im Einkaufszentrum Taut-Passage am S-Bahnhof Grünau hängt seit Anfang Oktober ein Schild an der Tür. Darauf steht ein Satz, der polarisiert: „Nazis müssen draußen bleiben! Danke.“ Genau das hat für einen riesigen Shitstorm im Netz gesorgt.

Der Wirbel beginnt auf Facebook. Ein Foto des Schildes taucht in einer Köpenicker Facebook-Gruppe auf, dazu ein persönlicher Erfahrungsbericht. Der Verfasser schreibt, er habe im Laden erwähnt, AfD gewählt zu haben, und sich daraufhin als Nazi abgestempelt gefühlt. Er sei nicht bedient worden, so der Vorwurf. Was folgt, ist eine digitale Eskalation.

Fleischerei spaltet das Netz

Innerhalb kürzester Zeit explodieren die Kommentare. Wut, Spott, Häme – aber auch Zustimmung. Manche kündigen Boykott an, andere sprechen von „Zeitreisen ins Jahr 1933“. Ein Nutzer schreibt, er meide den Laden, obwohl er kein Nazi sei. Ein anderer spottet, da habe wohl „jemand mit der Schaukel zu dicht an der Wand geschaukelt“. Doch die Gegenstimmen sind ebenso deutlich. „Wer sich von so einem Schild angesprochen fühlt, dem kann nicht mehr geholfen werden“, heißt es in einem Kommentar.

Anti-Nazi-Schild sorgt für Wirbel in Grünauer Fleischerei.
Anti-Nazi-Schild sorgt für Wirbel in Grünauer Fleischerei.facebook.com/Tom Regenberg

Der Auslöser für das umstrittene Schild

Thomas Vogel, Fleischermeister und Betreiber des Familienunternehmens spricht in der Berliner Morgenpost von den Folgen für seinen Laden. Wütende Anrufe, beleidigende E-Mails, Menschen, die den Laden betreten und sofort losschimpfen.

Im Sommer stellt Vogel einen Gesellen mit deutsch-türkischen Wurzeln ein. Kunden kommentieren dessen Herkunft, machen abfällige Bemerkungen, beschimpfen ihn offen. Das Schild an der Tür ist die Reaktion darauf.

Vogel betont, es gehe ihm nicht um Parteipolitik, sondern um Respekt. Niemand werde wegen einer Wahlentscheidung aus dem Laden geworfen. Der Vorwurf aus dem Facebook-Post sei schlicht falsch. Doch wie so häufig hat sich die Geschichte im Netz längst verselbstständigt.