Neulich wunderte sich ein Kollege über die vielen Ampeln, die in Berlin ausfallen würden. Echt, mir war das als Problem noch gar nicht aufgefallen. Kurz darauf kam ich morgens auf dem Rad an der Choriner Straße vorbei und – die Ampel war aus.
Ist das tatsächlich ein größeres Phänomen? Ich frage bei der Senatsverwaltung für Verkehr nach. Dort recherchiert man für den Berliner KURIER die frischesten Zahlen.
Zehn von über 2000 Ampeln kaputt
„Im Durchschnitt fallen täglich rund zehn der rund 2.160 Lichtsignalanlagen (LSA) in Berlin aus“, schreibt ein Mitarbeiter. Das sind 0,46 Prozent.
Dieses Jahr gab es bisher Ende November insgesamt 3.473 Ausfälle. Im Jahr 2024 waren es mit 3.166 weniger. Es gab aber auch schon Jahre mit mehr als 3600 Ausfällen, 2022 (3.619) und 2021 (3.678) nämlich. Die Statistik darüber, was nicht funktioniert, funktioniert jedenfalls.
Wenn der Kollege nun also Polizisten beobachtet, die den Verkehr anstelle der LSA-, Lichtsignalanlagen, vulgo Ampel, regeln, dann ist das ein bisschen wie ein Gewinn im Lotto. Denn bei den durchschnittlich zehn kaputten Ampeln am Tag ist es so, dass Totalausfälle innerhalb von 24 Stunden behoben sein müssen, so die Verwaltung.
So schnell müssen Ampeln repariert werden
In der Praxis gelänge das sogar oft schneller: „Die durchschnittliche Behebungsdauer von Totalausfällen betrug im Jahr 2025 rund 10,5 Stunden. Fast die Hälfte (rund 47 Prozent) der Störungen war bereits innerhalb von vier Stunden behoben. Gelingt die Behebung der Totalausfälle aufgrund des Umfangs des Schadens nicht innerhalb von 24 Stunden, müssen provisorische Lösungen gefunden werden.“
Und warum geben die Ampeln von Zeit zu Zeit kein Signal? Schuld ist wie so oft das Wetter.
Zudem entstehen Störungen und Schäden oft durch Einwirkung Dritter. Jemand fährt gegen den Ampelmast, es gibt Vandalismus, oder bei Bauarbeiten geht etwas an den Anlagen kaputt. Eine der wildesten Ursachen für einen Ampelausfall sind Tiere, aber dazu später mehr.
Die Verwaltung präzisiert zunächst: „Durch Vandalismus fallen zum Beispiel oft Anforderungstaster für den Fußverkehr aus. Durch Verkehrsunfälle sind häufig Signalgeber und Maste betroffen.“
Ameisen sorgen für Ampelausfall
Und nun zum Wetter. Ampelausfälle im Sommer haben oft mit Starregen zu tun, im Winter ist es die Kälte. Und nur im Sommer ab um die 20 Grad tritt auch Schädlingsbefall mit Ameisen auf. Ja, Ameisen können ganze Kreuzungen lahmlegen. Wenn sie nämlich in Steuergeräte von Ampeln eindringen, kann es problematisch werden. Wenn sie über die Kupferplatinen im Inneren krabbeln und dabei eine Brücke zwischen den Kontakten bilden, kommt es zum Kurzschluss. Zuletzt war das im Sommer 2024 häufiger an einer großen Kreuzung an der Heerstraße der Fall.
Diese Ampel ist ständig kaputt
Überhaupt gibt es Ampeln, bei denen auch sonst der Wurm drin ist: „Zuletzt war die Lichtsignalanlage auf dem Kronprinzessinnenweg nahe Bhf. Wannsee besonders häufig von Ausfällen betroffen“, schreibt die Senatsverwaltung, auch in Kreuzberg-Friedrichshain war die LSA an der Kreuzung Warschauer Straße/Marchlewskistr. häufig aus. Nun aber laufen beide Anlagen laufen seit Kurzem wieder stabil.
Übrigens: Am 20. Oktober 1924 wurde am Potsdamer Platz in Berlin mit dem Aufbau der ersten elektrischen Verkehrsampel Deutschlands begonnen – vor etwas mehr als 100 Jahren. Zwei Jahre später brach im Jahr 1926 ein Verkehrschaos aus, weil alle zentral gesteuerten Ampeln der Stadt gleichzeitig auf Grün wechselten. Dass uns das heute nicht passiert, dafür sorgt die Infrasignal, die für alle Ampeln in der Stadt zuständig ist. Sie zählt auch alle Ausfälle, die am Ende doch gar nicht so häufig sind, wie gedacht.