Charlottenburg-Wilmersdorf gönnt sich einen Luxus, der im politischen Berlin für hochgezogene Augenbrauen sorgt. Wie die B.Z. zuerst berichtete, schließen alle Ämter im Bezirk am Freitag, 2. Januar 2026, komplett – und zwar nicht etwa wegen eines Notfalls oder technischer Probleme, sondern als Belohnung für die eigenen Mitarbeiter. Rund 2150 Beschäftigte bekommen an diesem Tag frei. Alle Ämter bleiben dicht. Egal ob Bürger- oder Standesamt.
Die Begründung kommt von Bezirksbürgermeisterin Kirstin Bauch (Die Grünen) persönlich. Gegenüber der B.Z. erklärte sie, der freie Brückentag solle ein „Zeichen an die Belegschaft“ sein und deren Sparanstrengungen würdigen. Nach roten Zahlen in den Jahren 2022 und 2023 habe Charlottenburg-Wilmersdorf 2024 plötzlich mit einem Überschuss abgeschlossen. Möglich geworden sei das durch eine frühzeitige Haushaltssperre ab Mai und einen strikten Sparkurs beim Personal.
Erst gespart – dann Brückentag
Tatsächlich gilt der Bezirk inzwischen als Musterknabe unter den zwölf Berliner Bezirken. Noch 2023 standen rund 12 Millionen Euro Schulden in den Büchern, ein Jahr später ein Plus von 9,5 Millionen Euro.
Der freie Tag ist bewusst geschickt gelegt. Neujahr fällt 2026 auf einen Donnerstag, der Freitag dazwischen wird nun zum verlängerten Wochenende. An diesem Tag wurden erst gar keine Bürgertermine vergeben, um die Auswirkungen möglichst gering zu halten.

Doch die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Der Bund der Steuerzahler spricht von einem falschen Signal. Vorstandschef Alexander Krauss nannte die Aktion unverantwortlich angesichts leerer Kassen und langer Bearbeitungszeiten in den Ämtern. Engagement sei schließlich kein Bonus, sondern Teil des Jobs.
Senat war nicht informiert
Eine klare rechtliche Grundlage für den Bonus-Tag gibt es übrigens nicht. Nach Angaben der Bezirksbürgermeisterin liegt die Entscheidung im Ermessen des Bezirksamts. Aus der Finanzverwaltung des Landes hieß es, entsprechende Pläne seien dort bislang nicht bekannt.
Ob der freie Bonus-Tag Schule macht, ist offen. In anderen Berliner Bezirken sind für den 2. Januar aktuell beispielsweise weiterhin Termine in Bürgerämtern buchbar – noch läuft dort also alles nach Normalbetrieb. Doch wie lange das so bleibt, ist unklar.





