Straße nach Süden

Mega-Baustelle auf dem Tempelhofer Damm droht

Weil die marode S-Bahnbrücke abgerissen werden muss, droht eine langwierige Baustelle auf der wichtigen Süd-Achse.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Die S-Bahnbrücke über dem Tempelhofer Damm ist marode und muss abgerissen werden. 
Die S-Bahnbrücke über dem Tempelhofer Damm ist marode und muss abgerissen werden. Bodo Kubrak/CC BY-SA 4.0

Fast 100 Jahre alt ist die S-Bahnbrücke über dem Tempelhofer Damm. Sie muss, wie etwa auch die S-Bahnbrücke an der Pankower Wollankstraße oder die Brücke an der Schönhauser Allee, dringend ersetzt werden.

Der dringende Eingriff in die Berliner Verkehrsinfrastruktur wird schmerzhaft für Bahnkunden und Autofahrer. 

Der Tagesspiegel zitiert aus einer Ausschreibung: Die Brücke„hat das Ende der wirtschaftlichen Lebensdauer“ erreicht. Um „Geschwindigkeitseinbrüche und ggf. sogar Sperrungen zu vermeiden, werden Ersatzneubauten für die beiden Bauwerke angeordnet“.  Zunächst suche die Bahn nun eine Firma, die den Baugrund untersucht.

Wie der Neubau der Brücken vonstattengehen soll, ist noch unklar, Fakt ist, am Tempelhofer Damm wird mit Beginn der Bauarbeiten eng. 

Tempelhofer Damm: jetzt schon Staufalle

Hier, wo schon jetzt ohne Baustellen immer wieder lange Staus entstehen, fährt unterirdisch die U6, die Auffahrt zur Stadtautobahn liegt in unmittelbarer Nachbarschaft. Viel Platz um Autos umzuleiten ist hier nicht. 

Auf der einen Seite begrenzt das Tempelhofer Feld das Platzangebot, Umleitungen können nur nach Westen eingerichtet werden. Generell gilt der Tempelhofer Damm aber als eine der wichtigsten Ausfallstraßen in Richtung Süden. 

Wie die Brücke künftig aussehen wird, ist offen, ebenso der Zeitplan: „Eine Ausführungsvariante für die Ersatzneubauten wurde noch nicht festgelegt“, heißt es in dem Dokument. 

Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden stehen auch Berlins Brückenbauwerke stärker im Fokus.

75 Prozent der Berliner Brücken sind marode

„Insgesamt sind Brücken in Berlin sehr sichere Bauwerke“, sagte die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Petra Nelken. Eine „hundertprozentige Sicherheit“ gebe es nicht, durch die regelmäßigen Prüfungen sei „die Gefahr von einem unvorhersehbaren Versagen einer Brücke auf ein absolutes Minimum reduziert“.

In der Vergangenheit mussten aber immer wieder Brücken von einem Tag auf den anderen gesperrt werden. So etwa die Elsenbrücke und die Salvador-Allende-Brücke in Köpenick. 

Von den 835 Berliner Brücken sind 75 Prozent in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand und müssten dringend saniert werden. Im Schnitt sind die Brücken 53 Jahre alt, die Sanierung ein Kraftakt und ein Milliardenprojekt. 

Wegen des gravierenden Haushaltslochs in Berlin müssen zudem dringende Sanierungsvorhaben aufgeschoben werden. 40 baufällige Brücken wie die Rohrdammbrücke in Spandau, die Putlitzbrücke in Moabit oder die Caprivibrücke in Charlottenburg werden aus Geldmangel nicht saniert. 

Auch eine der Hauptverkehrsadern der Stadt hatte eine Sanierung nötig: die Rudolf-Wissell-Brücke auf der A100. Täglich fahren 180.000 Autos darüber. Laut Autobahngesellschaft Deges hat die Brücke „einen kritischen Zustand erreicht und muss zeitnah durch einen Neubau ersetzt werden“. Dass man an dieses Riesenprojekt ran muss, ist seit Jahren bekannt. Doch das Projekt wird immer wieder verschoben. Bis eine plötzliche Sperrung unumgänglich ist. Der Super-GAU für die Berliner Autofahrer.  ■