Neuer Ärger wegen der Stadtautobahn A100: Die Kosten für das Mega-Projekt in Berlin explodieren. Das dürfte Freunde der Autobahn auf die Palme bringen, die zahlreichen Gegner dagegen werden jubeln. Aber Achtung, fair wird an der Autobahnfront schon lange nicht mehr gekämpft.
Eigentlich weiß es jeder: Der Ausbau der A100 gilt schon seit Jahren als eines der teuersten Verkehrsprojekte Deutschlands – doch jetzt wird es noch einmal heftiger. Eine neue Kostenschätzung des Bundes zeigt: Der Preis für die Verlängerung der Autobahn von Neukölln bis nach Lichtenberg steigt weiter. Es geht um stolze 300 Millionen Euro mehr, schreibt die „Berliner Zeitung“ (Bezahlschranke). Damit liegt das Gesamtprojekt jetzt bei unfassbaren 1,8 Milliarden Euro – ein Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Politiker schlagen natürlich Alarm, vor allem die, die immer schon gegen das Projekt gewesen sind: Der Grünen-Abgeordnete Stefan Gelbhaar aus Pankow spricht von einem finanziellen Desaster und fordert, dass das Geld lieber in dringendere Projekte fließen sollte.
Auch Linken-Politikerin Gesine Lötzsch ist scheinbar entsetzt und fordert mehr Investitionen in den Erhalt der Infrastruktur statt in neue Straßen. Ihr Vorschlag, so die „Berliner Zeitung“: Mit dem Geld könnte man Hunderte Kilometer Straßenbahngleise in Berlin verlegen – das wäre doch viel sinnvoller.
Mit der A100 würde der Osten der Stadt endlich besser an den Westen angeschlossen
Doch das Problem ist längst nicht neu: Schon beim 16. Bauabschnitt der A100 waren die Kosten explodiert. Ursprünglich war man von 720 Millionen Euro ausgegangen, aber die Rechnung geht mittlerweile weit darüber hinaus. Und das Projekt wird nicht einfacher: Der nächste Bauabschnitt, der die Autobahn bis zum Ostkreuz führen soll, wird noch komplizierter und teurer. Dort ist von einem doppelstöckigen Tunnel und jahrelangen Bauarbeiten die Rede. Wann dieses Teilstück fertig sein wird, steht in den Sternen.

Bereits jetzt haben sich die Kosten für den 17. Bauabschnitt mehr als versechsfacht – von ursprünglich unter 300 Millionen Euro auf mittlerweile rund 1,2 Milliarden Euro. Ein Ende des Kostenwahnsinns ist nicht in Sicht. Gelbhaar spricht sogar – an der Grenze zur Übertreibung – von einem „Milliardengrab“ und fordert ein Umdenken. Er will, dass die Prioritäten endlich neu gesetzt werden: Statt weiterer Betonwüsten bräuchte Berlin dringend mehr Wohnraum, Grünflächen und ein besseres öffentliches Verkehrssystem. Kennen wir alles. Das Ruder rumgerissen hat Gelbhaar selbst aber nicht.
Doch es gibt auch Befürworter: Daniela Kluckert von der FDP etwa verteidigt den Autobahnausbau vehement. Für sie ist die A100 eine Investition in die Zukunft Berlins und der gesamten Region. Mit der Autobahn würde der Osten der Stadt endlich besser an den Westen und das Fernverkehrsnetz angebunden. Der „Berliner Zeitung“ sagte die Politikerin: „Gerade eine Stadt wie Berlin, deren Einwohnerzahl bald die Vier-Millionen-Marke erreicht und die ein attraktiver Standort für Start-ups und Unternehmen ist, ist auf ein gut ausgebautes und angemessenes Schnellstraßennetz angewiesen.“ ■