Der Weg von Berlin an die Mecklenburgische Seenplatte ist ohne Auto beschwerlich. Mit dem Zug dauert es etwa knapp vier Stunden bis Plau am See, das letzte Teilstück muss man sogar noch mit dem Bus zurücklegen. Die Landkreise im nördlichen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dringen auf den Ausbau einer Strecke von Berlin bis nach Rostock. Doch jetzt gibt es Zoff um ein Gutachten im Auftrag der Länder.
Zwischen der Prignitz und der Mecklenburgischen Seenplatte soll nach dem Willen mehrerer Landkreise der Bahnverkehr ausgebaut werden – doch jetzt ist Streit über ein Gutachten entbrannt. Der Landrat des Kreises Ostprignitz-Neuruppin, Ralf Reinhardt (SPD), befürchtet, dass die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern die Region eher vom Bahnverkehr abklemmen wollen.
Stundenlanges Gezuckele von Berlin nach Plau am See
Das von beiden Ländern in Auftrag gegebene Gutachten weise eine zu verengte Betrachtung auf. Es gebe auch die Befürchtung, dass als Alternative Busse übers Land fahren sollten, sagt Reinhardt. Das Verkehrsministerium reagierte auf die Kritik und teilt auf Anfrage mit, oberstes Ziel sei die Untersuchung des Bahnverkehrs.
Fünf Landkreise im nördlichen Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern wünschen sich auch per Regionalbahn eine Achse von Berlin bis zur Ostsee nach Rostock. Dies betrifft etwa die vor Jahren stillgelegte Strecke Neustadt/Dosse–Meyenburg–Güstrow. Einige Abschnitte müssten wiederbelebt werden. Ab Meyenburg bis Güstrow etwa fährt gar kein Personenzug.
Eine bessere Schienenanbindung sei für die touristische Entwicklung zentral, sagt Landrat Reinhardt. Bislang dauere eine Fahrt mit mehreren Umstiegen von Berlin über die Prignitz bis nach Plau am See viel zu lange. Mit dem Bus würden Touristen zudem kaum von Neustadt/Dosse zur Seenplatte reisen.

Die Länder lassen mit dem Gutachten unter anderem die Entwicklung der Fahrgast-Nachfrage und den Ausbaubedarf untersuchen. Die Landkreise haben auch eigene Kosten-Nutzen-Untersuchungen initiiert. Dabei soll die ganze Strecke Berlin–Rostock in den Blick genommen werden.
Landrat sauer: „Man möchte nicht ernsthaft daran arbeiten, neue Fahrgäste zu akquirieren.“
Reinhardt kritisiert, die Länder hätten das Gutachten auf den Weg gebracht, ohne es mit den Landkreisen abzustimmen. Es werde nur die verkürzte Strecke Neustadt/Dosse–Güstrow betrachtet. Zudem sei auch der Busverkehr in die Betrachtung einbezogen worden.
„Es ist eine Abbestell-Studie“, schimpft Reinhardt. „Man möchte nicht ernsthaft daran arbeiten, neue Fahrgäste zu akquirieren.“ Die Hälfte der Berliner habe kein Auto und keine Chance, ins nordwestliche Brandenburg und an die Seenplatte zu reisen, meint Reinhardt.
Das Verkehrsministerium in Potsdam entgegnete auf die Kritik, es würden auch „die übergeordneten Verkehre zwischen Berlin und Rostock im erweiterten Untersuchungsraum“ mit betrachtet. Zudem habe es im Vorfeld der Vergabe des Gutachtens einen Austausch mit dem Landkreis gegeben. Dessen Anforderungen seien, „so weit möglich und sinnvoll“, mit aufgenommen worden. Die Landkreise würden auch bei der weiteren Erarbeitung beteiligt werden.