Es ist Modewoche in Berlin, Models streunen in Streetstyle durch die Straßen, mit Sonnenbrille - trotz tief hängender Wolken. Ein Ereignis, das Modeikonen, Designer und Promis aus der ganzen Welt lockt. Um die 30 Marken werden dieser Tage ihre neuen Kollektionen an rund 20 Plätzen in der Stadt vorstellen. Unter den Designern ist auch die Ukrainerin Irina Dzhus. Mit ihrer Mode spiegelt sie auch das Leiden des Krieges wider. Mit ihrem gleichnamigen Label ist Dzhus international bekannt geworden. Wie auch im vergangenen Jahr unterstützt die Berliner Fashion Week insbesondere ukrainische Designer.
Viele Berliner, aber auch Gäste aus aller Welt lassen sich in den Bann der Schau der Ukrainerin ziehen. Dzhus' neue Kollektion heißt ABSOLUTE. Der Berliner KURIER hat mit Besuchern und Besucherinnen gesprochen.
Die ukrainische Influencerin Tonieva Liudmyla arbeitet als Stylistin und Fashion-Bloggerin. Sie ist eine von vielen, die sich am Dienstagvormittag im Pressecafé am Alexanderplatz eingefunden haben. „Ich bin hier, um die ukrainischen Designer in Berlin zu unterstützen. Die Marke Dzhus ist sehr natürlich und cool“, erklärt sie auf Englisch. „Für mich ist Berlin wie Kiew, es gibt alte und neue Gebäude, so viele Leute, guten Streetstyle … ich mag es hier“, erläutert Tonieva.

Model Nils Stöber, betont seine Liebe zu Berlin, und beschreibt es „wie das New York von Europa. Berlin ist so eine lebende und bunte Stadt“, sagt Nils: „Durch die Rave-Kultur kommen so viele interessante Modetrends aus dieser Stadt heraus, deswegen bin ich jedes Jahr gespannt, was so passieren wird.“
Dann ist es Zeit für Fotos, geschult entspannt Nils sein Gesicht, schiebt das linke Bein nach vorne und schaut in die Linse. Das Make-up hat er sich morgens von einer guten Freundin machen lassen. Das Outfit hat er sich aus unterschiedlichen Kleidungsstücken zusammengewürfelt, wie „es sich heute Morgen bequem anfühlte“, erklärt er.

Ein weiterer Gast der Dzhus-Modenschau ist die ukrainische Fashion-Stylistin Veronika Bogdanova. Auch sie versucht, ukrainische Designer zu unterstützen, wie sie erzählt.
Was sehen wir für Trends 2024?
„Ich schaue mir immer Irina Dzhus' Modenschauen an, ich finde ihre Vision für Fashion außergewöhnlich“, sagt Veronika. „Ich glaube, dass die Trends sein werden, einzigartig zu sein, seinen eigenen persönlichen Style zu haben. Ich finde, man sollte aufpassen, nicht den schnelllebigen Trends der Fast-Fashion zu folgen. Sei du selbst“, empfiehlt die Fashion-Stylistin.

Es wird Zeit, Fotografen sammeln sich um den Laufsteg, die Besucher nehmen Platz. Unter anderem Paula Reschke, von „Berlin Fashion Positions“. Sie erklärt: „Die Designerin Irina war in unserer letzten Ausgabe dabei, ich bin neugierig, was sie uns heute zeigt. Mich inspiriert, wie sie Kunst und Mode zusammenbringt. Sie zeigt ein totales Maß von Kreativität. Sie macht etwas aus Stoff, was man selten gesehen hat und das finde ich total inspirierend.“

Und dann geht es los: Die Stimmung ist bedrückend, mehrere der Models haben Tränen auf den Wangen, das Haar zerzaust. Sie schreiten langsam über den Laufsteg, manche von ihnen werden noch auf der Bühne von der Designerin Irina Dzhus umgestylt.
Dzhus spendet für Tierschutz und Militär
Reißverschlüsse werden umgezippt, Hüte werden abgenommen und zur Bedeckung der Brüste genutzt - dass die Kollektion von Irina Dzhus einen kritischen Ansatz hat, ist unübersehbar. Dzus untermalt ihre Show zudem mit emotionalen Sprachaufnahmen, die Kriegserfahrungen thematisieren. Die Kollektion ABSOLUTE beschreibt die Flucht aus dem Krieg und verarbeitet zudem eine Missbrauchserfahrung.

Die ukrainische Marke hat seit Beginn des Krieges viel Unterstützung von der internationalen Modegemeinschaft erhalten, wie Wohltätigkeits-Pop-up-Stores und ähnliches. Auch im vergangenen Jahr präsentierte Irina ihre Kollektion in Berlin. 30 Prozent des Gewinnes wurden nach Angaben der Marke an ukrainische Tierschutzorganisationen gespendet - und an das ukrainische Militär.