Trauma-Reise

Kreuzberger Schüler: Ostsee-Klassenfahrt mit Hitlergruß

Kreuzberger Schüler einer sechsten Klasse werden in der Jugendherberge Greifswald von zwei Brandenburger Schulklassen rassistisch beleidigt und gemobbt.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Am Himmel über der Seebrücke am Strand von Lubmin geht die Sonne unter. Diese Klassenreise nach Greifswald war für die 12-jährigen Berliner nicht unbeschwert.
Am Himmel über der Seebrücke am Strand von Lubmin geht die Sonne unter. Diese Klassenreise nach Greifswald war für die 12-jährigen Berliner nicht unbeschwert.Stefan Sauer/dpa

Schon wieder eine Klassenfahrt des Grauens: Nachdem im Mai 2023 im brandenburgischen Heidesee Berliner Schüler im Ferienlager  rassistisch angegegangen wurden und ihre Reise unter Polizeischutz abbrechen mussten, berichten nun wieder Sechstklässler aus Kreuzberg von rassistischen Anfeindungen durch zwei Brandenburger Schulklassen. Das schreibt der Tagesspiegel. Schauplatz des unwürdigen Schlagabtauschs: eine Jugendherberge im Mecklenburg-vorpommerschen Greifswald.

Was ist geschehen? Schon im Vorfeld hatten die Eltern der Kreuzberger Kinder, die zu etwa 80 Prozent einen Migrationshintergrund haben, Bedenken zur Fahrt. Schon öfter hatten sie von Anfeindungen gegen Einwanderer in Mecklenburg-Vorpommern gehört. Die AfD erreichte dort bei Wahlen hohe Zustimmungswerte. Schließlich sei entschieden worden, dass sich die Sechstklässler nicht alleine in der Stadt bewegen dürften, erzählt die Mutter einer 12-jährigen Schülerin aus der betreffenden Klasse dem Tagesspiegel.

Zwei Brandenburger Schulklassen beleidigen Berliner rassistisch

Am Ende waren es aber nicht die Einheimischen, die für Stress sorgten, sondern Schüler zweier Klassen aus Brandenburg. Eine 7. Klasse aus Strausberg und eine 10. Klasse aus dem Süden Brandenburgs. Auf dem Gelände der Jugendherberge sei es immer wieder zu verbalen Auseinandersetzugen gekommen, berichtet eine Mutter der Zeitung. „Von massiven rassistischen Drohungen und aggressiven Anfeindungen ist die Rede, mindestens ein Schüler soll zudem einen Hitlergruß gezeigt haben“, schreibt das Blatt. Besonders die Jungen aus Kreuzberg waren demnach von den Belästigungen betroffen.

Auch ein Gespräch des Klassenlehrers mit den Brandenburger Lehrern brachte nur etwas Besserung. Die Lehrer aus dem Süden Brandenburgs spielten die Vorfälle herunter, so die Mutter. Die Strausberger zeigten sich einsichtig.

Erst als die Kinder schon wieder zu Hause waren, habe der Klassenlehrer Eltern, Schulleitung und Schulbehörde über die Vorfälle informiert. Auch seien mehrere Beratungsstellen vom Lehrer kontaktiert worden.

Rassismus gegen Berliner Schüler

Die Berliner Bildungsverwaltung bestätigt gegenüber dem Berliner KURIER die Vorfälle.„ Wir bestätigen, dass es im Rahmen der Klassenfahrt zu Vorfällen zwischen Schülerinnen und Schülern der genannten Schule und einer Gruppe aus Brandenburg gekommen ist. Dabei kam es zu rassistischen Äußerungen. Ein Gedächtnisprotokoll dokumentiert zudem das Zeigen eines Hitlergrußes“, so eine Sprecherin auf unsere Anfrage.

Die zuständige Schulrätin stehe in engem Austausch mit der Schulleitung. „Unterstützungsangebote wurden bereits unterbreitet, und die Schule wird Kontakt zur Antidiskriminierungsbeauftragten der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie aufnehmen.“

In Falle der jetzigen Klassenreise aus Berlin-Kreuzberg sind bisher, nach Tagesspiegel-Informationen, keine Anzeigen gestellt worden. Anders war das nach den Übergriffen im Mai 2023. Nachdem die 10. Klasse damals unter Polizeischutz ihre Fahrt abgebrochen hatte, stellte die zuständige Staatsanwaltschaft Cottbus im letzten Jahr das Ermittlungsverfahren gegen die Täter ein. Die einzelnen Taten konnten den Beschuldigten nicht zugeordnet werden, die Täter waren vermummt gewesen.