„Deutsche Jugend Voran“

Razzia in Berlin-Marzahn: Polizei durchsucht Wohnung von Jung-Neonazis

Mitglieder der rechtsextremen Organisation störten zuletzt auch CSD-Umzüge in Brandenburg. Rechte wollen auch die CSD-Parade in Belrin stören.

Author - Berliner KURIER
Teilen
Am 12. Juli störten Mitglieder der sogenannten „Deutschen Jugend Voran“ einen CSD in Bernau.
Am 12. Juli störten Mitglieder der sogenannten „Deutschen Jugend Voran“ einen CSD in Bernau.Christophe Gateau/dpa

Die Berliner Polizei im Razzia-Modus: Nachdem die Beamten am Montag die Wohnungen von Islamisten in der ganzen Stadt stürmten, läuft seit dem frühen Mittwochmorgen eine Razzia gegen Mitglieder der rechtsextremen Organisation „Deutsche Jugend Voran“. Wieder einmal.

Wie die Berliner Morgenpost berichtet, durchsucht seit 6 Uhr morgens eine Einsatzhundertschaft mindestens eine Wohnung in der Max-Herrmann-Straße in Berlin-Marzahn. Hier sollen Mitglieder der Rechtsextremen in einer Art Wohngemeinschft wohnen. Staatsanwalt Michael Petzold bestätigte dem KURIER den Polizeieinsatz.

Zuletzt machten die jungen Rechtsextremen Schlagzeilen, als sie den CSD-Umzug in Bernau störten. Im April wurde ihr Anführer bereits zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt.

Jung-Neonazis sammeln sich in mehreren Gruppen

GdP-Sprecher Benjamin Jendro teilt mit: „Die Deutsche Jugend Voran ist ein unsägliches Sammelsurium an Menschenfeinden und sollte mit allen Mitteln des Rechtsstaates bekämpft werden.“ Rechtsextreme Jugendorganisationen würden mit Hilfe des Internets seit einigen Jahren wieder verstärkt Anhänger rekrutieren. Nötig seien mehr Präventionsarbeit in Schulen, Angebote für Jugendliche sowie verantwortungsvolle Social Media Betreiber, die solche Inhalte konsequent herausfiltern.

Binnen eines Jahres sind in Deutschland mehrere rechte Jugendgruppen mit insgesamt mehreren hundert Anhängern entstanden, die teils auch vor schweren Gewalttaten nicht zurückschrecken. Schätzungsweise mehr als 100 Menschen fühlen sich der Gruppe „Deutsche Jugend Voran“ zugehörig.

Im Oktober vergangenen Jahres kam es schon einmal zu einer Großrazzia der Berliner Polizei gegen Mitglieder dieser rechtsextremen Gruppen. Einer der Anführer von „Deutsche Jugend Voran“, Julian M. (24), wurde im April zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt – unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und Nötigung.

Der Sohn eines Bundespolizisten bedrohte seine damalige Partnerin mit dem Tod, als sie aus der Gruppe austrat. In drei Fällen wurden außerdem politisch Andersdenkende Leute attackiert. So habe der 24-Jährige aus einer Gruppe heraus in der S-Bahnlinie S7 einen Fahrgast mit Schlägen und Tritten traktiert, weil dieser eine Jacke mit Antifa-Emblem trug. Der Mann, der keinen Beruf erlernt hat und zuletzt Bürgergeld bezog, habe aus einer politischen Gesinnung heraus gehandelt und sich „ganz klar außerhalb der Verfassung bewegt“, sagte die Richterin.

Trotz Verurteilung: Anführer immer noch auf freiem Fuß

Vollstreckt wurde das Urteil allerdings noch nicht, er befindet sich noch auf freiem Fuß, berichtet die Berliner Morgenpost. Er zeige sich auch immer wieder öffentlichkeitswirksam bei angemeldeten Demonstrationen im Umfeld von CSD-Umzügen.

Die heutige Razzia der Polizei in Marzahn erfolgt wenige Tage vor der großen CSD-Parade (Samstag, 26. Juli) in Berlin. Auch für diesen Tag haben rechtsextreme Gruppen wieder einen Gegendemonstration angekündigt, die hinter dem CSD-Zug herlaufen woll.