Der Scherzbold witzelte auf dem Weg zur Anklagebank: „Wir sehen uns in Handschellen wieder.“ Doch Komiker Sebastian „El Hotzo“ Hotz (29) hatte am Ende gut lachen: Freispruch im Prozess um einen schlechten Witz.
Die Richterin am Amtgericht Tiergarten entschied im Prozess um Kommentare von El Hotzo nach dem Attentat auf Donald Trump: „Es handelt sich um straflose Satire.“ Die Posts seien möglicherweise geschmacklos. „Man muss sich streiten können über gute und schlechte Meinungen“, so die Richterin. Auch die kontroversen Diskussionen seien wünschenswert in einer demokratischen Gesellschaft.
Staatsanwalt forderte eine Geldstrafe von 6000 Euro
Der Staatsanwalt hatte ihm Billigung von Straftaten vorgeworfen. Die Äußerungen des Komikers auf der Plattform X fielen unter die sogenannte Hasskriminalität und seien geeignet gewesen, den öffentlichen Frieden zu stören. „Auch Satiriker stehen nicht über dem Gesetz“, sagte der Staatsanwalt und forderte eine Geldstrafe von 6000 Euro.
El Hotzo – Komiker, Social-Media-Star, Podcaster, Ex-Gag-Schreiber von Jan Böhmermann, Ex-RBB-Radio-Mann. Ein Internet-Profi: 1,3 Millionen Follower bei Instagram und über 728.000 bei X (ehemals Twitter). Seit 2020 lebt der Komiker in Wedding.
Nun der Gerichtssaal seine Bühne. Hotz seriös im Anzug, dazu weißes Hemd. „Freiberuflicher Autor“, gab er zu Protokoll. Gelernter Industriekaufmann, dann Studium der Wirtschaftswissenschaften. Vor dem Saal spottete er: „Freue mich, dass ich mal aus der Wohnung komme, habe ja seit einem Jahr nicht mehr viel zu tun.“
Das brockte er sich durch umstrittene Posts am 14. Juli 2024 ein. Am Vortag war auf den damaligen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler (Pennsylvania) geschossen worden. Ein Projektil streifte Trumps rechtes Ohr, verursachte eine blutende Wunde. Ein Besucher starb, zwei weitere wurden verletzt.
El Hotzo fragte in einem ersten Tweet seine Follower bei X, was der „letzte Bus“ und Donald Trump gemeinsam hätten. Er antwortete selbst: „leider knapp verpasst“. Ein Folge-Post: „Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben.“
Beim RBB verlor El Hotzo seinen Job
Ein Shitstorm brach los in den Online-Medien. Leser entsetzt, dass ein Mordversuch gefeiert wird. Der Satiriker löschte die Posts nach 15 Minuten. Etliche Strafanzeigen gegen El Hotzo gingen bei der Polizei ein. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) beendete die Zusammenarbeit mit Hotz beim Jugendsender Fritz.
Als Angeklagter verteidigte er sich: „Ein Witz bleibt ein Witz, nicht jeder ist ein Volltreffer. Auch geschmacklose müssen straffrei erzählt werden dürfen. Das Spiel mit der Provokation macht meinen Beruf aus.“ Er sei als Satiriker „ein bisschen unseriöser“ als mancher Kollege. „Aber wenn sich ein bekannter Satiriker äußert, dann ist klar, dass es als Witz zu verstehen ist.“
El Hotzo nach einer Stunde wieder auf dem Gerichtsflur. Zum Scherzen aufgelegt. Ob er wieder witzig sein wird, fragte eine Journalistin. „Nie wieder, ich werde jetzt wieder Betriebswirt“, sagte er lachend und verschwand mit einem fröhlichen „Tschüss“. KE.