Neue Regeln in der U-Bahn

Kommentar: Türen aufhalten kostet Strafe: BVG, kassiert die Idioten ab!

Am Freitag verkündete die BVG, dass das Aufhalten von Türen künftig 50 Euro Strafe kosten soll. Vollkommen richtig, findet unser KURIER-Autor.

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Wenn Türen kaputtgehen, müssen sie gesperrt werden. Das kostet nicht nur Geld, sondern hält auch den kompletten Verkehr im Berliner Untergrund auf. Die BVG will für das Aufhalten der Türen deshalb jetzt Strafen kassieren.
Wenn Türen kaputtgehen, müssen sie gesperrt werden. Das kostet nicht nur Geld, sondern hält auch den kompletten Verkehr im Berliner Untergrund auf. Die BVG will für das Aufhalten der Türen deshalb jetzt Strafen kassieren.Sabine Gudath/imago

Diese Meldung dürfte viele Menschen auch in Berlin hart treffen: Am Freitag teilte die BVG damit, dass in den Berliner Öffis ab dem 1. Mai neue Regeln gelten. Die wohl wichtigste für alle, die gern mal zu spät dran sind: Es soll nun Strafe kosten, wenn man für sich selbst oder andere die Tür aufhält. Die Gründe für den Schritt sind nachvollziehbar: Immer wieder gehen im laufenden Betrieb Türen kaputt, was nicht nur teuer repariert werden muss, sondern auch den Verkehr behindert. 50 Euro soll blechen, wer erwischt wird. Ein richtiger Schritt? Ja, liebe BVG, kassiert endlich diese ganzen Vollidioten ab!

Aufhalten von Türen bei der BVG soll Strafe kosten: Kassiert die Idioten ab!

Jeder hat es bei einer Fahrt mit der U-Bahn schon einmal erlebt: Die Bahn hält im Bahnhof, Menschen steigen ein, Menschen stiegen aus. Soweit alles in Ordnung. Dann will sich die Bahn auf den Weg zur nächsten Station machen. Die Durchsage „Zurückbleiben, bitte“ ertönt, die roten Lampen über den Türen leuchten, dazu erklingt ein vertrautes „DÖÖÖÖÖT, DÖÖÖÖÖT, DÖÖÖÖÖT“! Mehr Warnsignale, dass man an den Türen nichts mehr zu suchen hat, gibt es eigentlich nicht. Und doch gehen die Idioten auch in einer Stadt wie Berlin nie aus.

In letzter Sekunde kommt jemand angelaufen, schmeißt sich in die Tür, schiebt sie mit den Händen noch einmal auf. Das sieht immer anstrengend aus. Die Türen werden dann oftmals nicht nur aufgestemmt, damit die Person selbst noch einsteigen kann, sondern auch aufgehalten, damit die besonders langsamen Freunde, die der- oder diejenige im Schlepptau hat, es ebenfalls noch schaffen. Dann kommt die ganze Gruppe in den Zug gepoltert. Meist sind es junge Menschen, die beinahe in das Abteil gestürzt kommen, dabei fast noch andere Passagiere mitreißen. Und dann wird laut gelacht und gejubelt, dass man es doch noch geschafft hat. Und ich frage mich: Sind die als Kinder eigentlich zu oft gegen die Wand gelaufen?

Damit die Bahnen planmäßig fahren, dürfen die Türen nicht aufgehalten werden. Wer es trotzdem tut, soll künftig zur Kasse gebeten werden.
Damit die Bahnen planmäßig fahren, dürfen die Türen nicht aufgehalten werden. Wer es trotzdem tut, soll künftig zur Kasse gebeten werden.Jürgen Ritter/imago

Die BVG spricht nun Klartext, was das vermeintlich harmlose Aufhalten der Türen für das Unternehmen bedeutet. „Im Schnitt kommt es allein im U-Bahn-Betrieb pro Monat zu etwa 200 Türstörungen – viele davon durch mutwilliges Offenhalten“, schreibt das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung. Geht ein Türmechanismus kaputt, müsse er aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Repariert werden können die Schäden nicht im laufenden Betrieb, sondern nur in der Werkstatt. „So fehlen die Züge im Liniennetz, und es entstehen der BVG in Summe hohe Reparaturkosten.“ Dass diese Kosten nun auf die Vollidioten umgelagert werden, die die Türen offen halten, ist nicht nur richtig, sondern auch überfällig.

Im Schnitt kommt es allein im U-Bahn-Betrieb pro Monat zu etwa 200 Türstörungen – viele davon durch mutwilliges Offenhalten.

Mitteilung der BVG

Denn ganz ehrlich: Was soll das? Diese Hohlköppe machen schließlich nicht nur Türen kaputt, sondern nerven auch die anderen Fahrgäste gewaltig. Ein ganzer Zug voller Leute will möglichst schnell von A nach B – und darf dann warten, nur weil einzelne Personen oder kleine Grüppchen der Meinung sind, dass sie das Recht haben, den kompletten Verkehr aufzuhalten? Euer Egoismus ist zum Kotzen! Und manchmal bleibt es nicht bei der Minute Verspätung, die entsteht, weil sich die Türen nochmal öffnen und dann nochmal schließen müssen. Ich habe schon erlebt, dass die Tür nach einer solchen Aktion gar nicht mehr schließen wollte, dann der Zugführer mit einem Warnschild vom anderen Ende des Zuges kommen, die Türen schließen und das Schild anbringen musste.

Strafe bei der BVG: Warum müssen die Türen in der U-Bahn aufgehalten werden?

Und übrigens: Warum müssen die Türen überhaupt aufgehalten werden? Manchmal, wenn es zu so einem Zwischenfall kommt, schaue ich verstohlen aus dem Fenster auf die Anzeigetafel im Bahnhof. Nächster Zug in fünf Minuten. FÜNF MINUTEN! Lieber einen Zug kaputtmachen als fünf Minuten warten? Wer so denkt, nutzt den eigenen Kopf auch nur als Hutständer. Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen, im letzten Winkel der sächsischen Provinz, wo um 17 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Rund 100 Einwohner, ein Zigarettenautomat als Einkaufsmöglichkeit und einmal die Stunde ein Bus – an guten Tagen! Bei einem solchen Verkehrssystem könnte ich es verstehen, wenn man auch im letzten Moment noch ein Verkehrsmittel bekommen will. Hätte ich mich dort beherzt in die Bustür geschmissen, hätte ich allerdings vermutlich lebenslanges Mitfahrtverbot aufgebrummt bekommen.

Wenn das rote Licht leuchtet, haben Fahrgäste in den Türen nichts mehr verloren. Die nächste Bahn kommt in wenigen Minuten!
Wenn das rote Licht leuchtet, haben Fahrgäste in den Türen nichts mehr verloren. Die nächste Bahn kommt in wenigen Minuten!Sabine Gudath/imago

Und noch ein Punkt ärgert mich am Aufhalten von Türen: Manchmal wird man selbst in Versuchung gebracht, weil draußen noch jemand angelaufen kommt! Auch das habe ich schon erlebt. Man steht an der Tür, draußen will noch jemand die Bahn erwischen. Kommt abgehetzt angerannt. Hält man nun die Türen auf, um der Person noch das Einsteigen zu ermöglichen, wird man selbst zum Blockierer. Tut man es nicht, ist die Schmach groß, wenn die Türen zu sind, die Bahn losfährt – und man den traurigen, bösen oder enttäuschten Blick des Menschen auf der anderen Seite der Scheibe ertragen muss. Gut, dass es hier nun auch eine klare Regelung gibt. Man muss sich also auch nicht mehr durch sozialen Druck nötigen lassen, anderen die U-Bahn-Tür aufzuhalten.

Wie man es auch dreht oder wendet: Dass die BVG nun endlich diese Idioten abkassiert, finde ich absolut richtig. Ich hoffe nur, dass die Maßnahme nicht, wie vieles, an der Umsetzbarkeit scheitert. Denn auch kontrolliert werden muss das natürlich. „Das Betriebs- und Sicherheitspersonal der BVG ist verantwortlich für die Umsetzung der neuen Regelung in U-Bahn, Tram und Bus“, heißt es dazu in der Mitteilung. Wer erwischt wird, zahlt 50 Euro. Ich hoffe, dass die U-Bahn-Chaoten damit ordentlich ausgebremst werden – und dass es im Berliner Unterkunft bald noch reibungsloser und zerstörungsfreier läuft. ■

Was denken Sie über das Vorhaben der BVG, künftig Strafen für das Aufhalten der Türen zu kassieren? Schicken Sie uns Ihre Meinung per Mail an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!