Berlin braucht dringend Wohnungen, aber es geht nicht voran. Erst schafft es das Land nicht, genügend Einheiten zu bauen, dann gibt es Streit über die Nachverdichtung in der City. Jetzt mauert bei einem Prestigeprojekt in Köpenick das Eisenbahnbundesamt. Es könnte weitreichende Folgen haben.
Auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs in Köpenick sollen 1800 Einheiten entstehen. Wohnraum, der dringend benötigt wird. Die Häuser sollen modern aussehen, nachhaltig sein und mit grünen Anlagen versehen werden. Dazu kommt noch Gewerbe. Auch von zwei Schulstandorten und von Kitas ist die Rede. Der Müggelsee und die Müggelspree sind nicht weit, ein kleines Paradies also.
Wohnquartier in Köpenick: Im Herbst sollten die Bauarbeiten am Güterbahnhof starten
„In den kommenden Jahren entsteht hier ein innovatives Wohnquartier, das weitestgehend klimaneutral und autoarm sein wird“, frohlockte Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD). Eigentlich sollten im Herbst die ersten 150 Einheiten gebaut werden. Nun aber meldet sich das Eisenbahnbundesamt – und es meldet Bedenken an. Das Gelände könne nicht in Bauland umgewidmet werden. Zuerst berichtete die Zeitung Neues Deutschland darüber.
Somit droht einem der größten Bauvorhaben Berlins eine Verzögerung. Im schlimmsten Fall könnten sogar nur noch halb so viele Wohnungen am einstigen Güterbahnhof gebaut werden. Betroffen ist das Areal nördlich der Bahntrasse. Die Beteiligten an dem Projekt fühlen sich von dem Einwand des Eisenbahnbundesamtes etwas überrumpelt. Was überrascht. Denn das Eisenbahnbundesamt informierte den Berliner Senat bereits im Juni 2024 über die Absicht, der Umwidmung voraussichtlich nicht zuzustimmen. Die zuständige Verwaltung hat bereits Widerspruch eingelegt.

Wohnungen am Güterbahnhof in Köpenick in Gefahr
Schuld an der Situation ist eine 2023 vom Bundestag beschlossene Verschärfung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes. Bahnflächen dürfen demnach nur noch in Einzelfällen entwidmet werden. Der Gesetzgeber möchte so verhindern, dass die Bahn Flächen verliert, die sie selbst zum Ausbau ihrer Infrastruktur brauchen könnte. Sollte der Senat mit seinem Widerspruch nicht erfolgreich sein, sind weitere geplante Neubaugebiete gefährdet. Zum Beispiel der Stadteingang West (zwischen S-Bahnhöfen Westkreuz und Grunewald) und das Karower Kreuz. Am Donnerstag wird das Berliner Abgeordnetenhaus darüber beraten.
Das Gelände in Köpenick ist voller Geschichte. Der VEB Gamat hatte hier bis in die 1990er-Jahre seine Produktionsstätte. In vielen Wohnungen in der DDR gab es die Gamat-Gasheizungen. Nach den 90ern lag die Fläche brach und verkam. Streit gab es wegen der Zauneidechsen, die sich dort angesiedelt hatten. Aber für die wurde eine neue Heimat gefunden.
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