Die Villa von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels gerät wieder in die Schlagzeilen. Auch die später errichtete Jugendhochschule der FDJ (Freie Deutsche Jugend), die sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Die großzügige Liegenschaft am Bogensee im brandenburgischen Wandlitz steht unter Denkmalschutz. Goebbels nutzte sie als Rückzugsort von seiner in Berlin lebenden Frau und seinen sechs Kindern, wovon er gern und regelmäßig in seinen Tagebüchern berichtete. Sie gehört heute dem Land Berlin, aber es gibt Begehrlichkeiten.
Das Amt Wandlitz sucht gerade einen potenten Investor, der das historische Areal übernimmt und wieder flott macht. Gleichzeitig möchte die landeseigene Berliner Immobilien Management (BIM) verhindern, dass die Gebäude, die rund 40 Kilometer nördlich von Berlin stehen, zum Wallfahrtsort für die falschen Leute wird. Darum sollen sie möglichst bald abgerissen werden. Ein Konflikt, der jetzt an Schärfe zunimmt.
Dass die BIM am Mittwoch nach vorn geprescht ist und das Bogensee-Areal nun doch am liebsten endgültig schrotten und renaturieren möchte, sorgte im Amt Wandlitz für Irritationen. Das überraschende Abriss-Ultimatum kam überhaupt nicht gut an. Schließlich hatte es gerade erst einen Abriss-Aufschub gegeben. Der läuft seit sechs Monaten und gilt für drei Jahre.
Die BIM aber glaubt, dass sich zurzeit niemand wirklich für das historische Gelände interessiere und erwägt deshalb einen Verkaufsstopp.
Kulturamtsleiter Jörg von Bilavsky versicherte dem Berliner KURIER, die Suche nach einem Investor laufe, „wir haben aber noch keine Zeit gehabt, alle Angebote eingehend zu prüfen“. Was niemanden verwundert. Denn der potenzielle Investor muss nicht nur einen Haufen Geld mitbringen, er sollte eben auch ein gutes und tragfähiges Konzept haben.
Goebbels-Villa nur eines von vielen kostenintensiven Gebäuden
Die BIM-Vorgabe, dass das gut 17 Hektar große Gelände am Bogensee nicht zu einem Erinnerungsort für fragwürdige Hobby-Historiker wird, „spielt bei unserer Suche nach einem Investor grundsätzlich eine Rolle“, sagt Jörg von Bilavsky. Und genau das macht es eben so schwer.

Auch die geschätzten Kosten sind ein echter Brocken. Pro Jahr steckt Berlin 120.000 bis 250.000 Euro in die Bewirtschaftung der Gebäude, und das, obwohl sie leerstehen. Die Instandsetzung kostete noch einmal 4 bis 5 Millionen Euro, erklärte Birgit Möhring, die Geschäftsführerin der BIM. Für eine komplette Instandsetzung aller Gebäude wurden zuletzt gar 350 Millionen Euro veranschlagt. Die Zahlen stammen überwiegend aus einer Machbarkeitsstudie der BIM aus dem Jahr 2019. Inzwischen dürften die Instandsetzungskosten inflationsbedingt deutlich gestiegen sein, schätzt man auch im Amt Wandlitz.
Tatsache ist, je länger die Gebäude leerstehen und nicht genutzt werden, desto schlechter wird ihr Zustand. Berlin, so die BIM, habe nicht nur in Wandlitz, sondern auch an vielen anderen Gebäuden in der Hauptstadt selbst einen ungeheuren Sanierungsstau zu bewältigen und kann es sich nicht leisten, weiter das Geld der Steuerzahler zu verpulvern.
Vielfach geht es um Schulen, Polizei- und Feuerwehrgebäude, die komplett morsch sind. Auch die 120 maroden Brücken haben für Berlin jetzt Vorrang. Die BIM bezifferte den Sanierungsstau diese Woche auf 8,3 Milliarden Euro. Für das Bogensee-Areal bedeutet das nichts Gutes.
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