Ost-Berlin

Klima-Kleber besudeln Weltzeituhr am Alexanderplatz

Die Hauptstadt sieht Orange: Erneut wird ein Wahrzeichen Berlins mit Farbe beschmiert.

Author - Stefanie Hildebrandt
Teilen
Aktivisten der Gruppe Letzte Generation haben die Weltzeituhr am Alexanderplatz orange eingefärbt.
Aktivisten der Gruppe Letzte Generation haben die Weltzeituhr am Alexanderplatz orange eingefärbt.Paul Zinken/dpa

Erst war das Brandenburger Tor dran, nun haben sich die Klima-Protestler der Letzten Generation ein Wahrzeichen des Ostens ausgesucht: Die bekannte Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz ist von der Klimaschutzgruppe Letzte Generation mit oranger Farbe besprüht worden. Mehrere Mitglieder der Gruppe rückten am Dienstagmorgen gegen 9.00 Uhr an und versprühten aus Feuerlöschern großflächig die grelle Farbe. Die goldenen Ziffern, die auf der sich drehenden Uhr umlaufen, und auch die Säule sowie der Boden unter der Uhr bekamen viel Farbe ab.

In Sichtweite zur Weltzeituhr befindet sich die Polizeiwache auf dem Alexanderplatz, hier findet besonders viel Kriminalität statt. Doch die Anwesenheit der Beamten konnte die Klimaaktivisten nicht davon abhalten, ein Berliner Wahrzeichen zu beschädigen. Im Alltag der Berliner ist die Weltzeituhr noch immer ein beliebter Treffpunkt, der zudem unter Denkmalschutz steht.

Weltzeituhr am Alexanderplatz steht unter Denkmalschutz

Die Weltzeituhr, ein Werk des DDR-Formgestalters Erich John, steht nahe dem Bahnhof Alexanderplatz und ist ein gut sichtbarer Punkt im Gewühl des Alexanderplatzes. Sie taucht in Romanen auf und steht als Symbol für Berlin als Weltstadt, wie der Architekt in einem Interview sagte. „Ich dachte, es muss etwas sein, das deutlich macht, dass Berlin eine Weltstadt ist“, so Erich John.

Derzeit bekleckert sich Berlin als Weltstadt vor allem mit Farbe der Klima-Kleber: Mitte September hatte die Gruppe bereits das Brandenburger Tor mit Farbe besprüht. Die Polizei nahm damals 14 Klimaaktivisten fest. Die aufwendige und komplizierte Reinigung des Denkmals aus Sandstein soll nach Angaben des Senats mehr als 100.000 Euro kosten. Berlin will sich das Geld von der Gruppe zurückholen. Die Arbeiten sind noch immer nicht abgeschlossen.

Mitglieder der Klimaschutzgruppe Letzte Generation hatten am 17. September alle Säulen des Brandenburger Tors mit oranger Farbe besprüht.
Mitglieder der Klimaschutzgruppe Letzte Generation hatten am 17. September alle Säulen des Brandenburger Tors mit oranger Farbe besprüht.Paul Zinken/dpa

Am Dienstag kletterten bei der Aktion an der Weltzeituhr zwei Demonstranten über eine lange Leiter auf die Uhr und postierten sich dort mit einem Transparent, auf dem stand: „Uns läuft die Zeit davon“. Dazu teilte die Gruppe mit: „Die Bundesregierung verschwendet kostbare Zeit mit fadenscheinigen Klimaschutzmaßnahmen und verlogenen Lippenbekenntnissen.“ Die Polizei war im Einsatz und stellte Personalien von neun Demonstranten fest, wie ein Sprecher sagte.

Die Reinigung der Weltzeituhr dürfte sich aufwendig gestalten: Die Weltzeituhr besteht aus einem Zylinder mit 24 Ecken, der auf einer Säule steht. Jede der Ecken des rotierenden Zylinders ist mit geätzten Aluminiumplatten verkleidet und farbig emailliert. Die in die Aluminiumplatten eingefrästen Namen von Städten aus den Zeitzonen sind schwer zu reinigen. Übrigens: In einem Raum unterhalb der Uhr übernimmt noch immer ein umgebautes Trabantgetriebe aus DDR-Zeiten den Antrieb des Stundenrings. Der Boden zu Füßen der Weltzeituhr wurde mit einem Mosaik in Form einer Windrose gestaltet. Auch hier ist nun alles voller Farbe.

Klima-Kleber an deutschen Universitäten

Die Aktivisten der Letzten Generation hatten erst am Montag zum Semesterbeginn ein Gebäude der Technischen Universität (TU) und der Freien Universität (FU) ebenfalls großflächig mit oranger Farbe besprüht. Einige Täter wurden von der Polizei festgenommen. In der vergangenen Woche gab es bereits mehrere Farbaktionen der Gruppe an anderen deutschen Universitäten.