Wirkt fehlplatziert

Gärten der Welt in Marzahn: Ist das der Anti-Amerika-Park?

In den Gärten der Welt werden viele Länder der Welt dargestellt. Nur ein Park ist hässlich: der US-Park. Der Grund dafür will nicht überzeugen.

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Das Gartenkabinett Los Angeles ist wohl der hässlichste Teil der Gärten der Welt.
Das Gartenkabinett Los Angeles ist wohl der hässlichste Teil der Gärten der Welt.Peter Althaus

Die Gärten der Welt in Marzahn gehören zu den Highlights unter den Parks in Berlin. Mit der Seilbahn ist der Landschaftspark nicht nur ein Schmuckstück für den ganzen Bezirk, sondern auch ein Aushängeschild der Grün Berlin GmbH, die für das Land Berlin die Parks pflegt und unter anderem nun auch den Spreepark renoviert.

In den Gärten der Welt können die Besucher eine botanische Weltreise unternehmen. Tee trinken in China, sich von den islamischen Gärten inspirieren lassen, sich für einen Moment wie auf der indonesischen Insel Bali fühlen. Und auch in den kleinen sogenannten Gartenkabinetten ist es gemütlich. In denen von Chile und Brasilien spürt man den Charme und Geist moderner Gartenbaukunst aus Südamerika. Im Garten von Thailand gibt es viel Wasser und schöne Formen zu sehen. Selbst der Garten für Australien ist interessant, auch wenn dort abgebrannte Baumstümpfe das traditionelle Fire-Stick-Farming symbolisieren sollen.

Im Gartenkabinett Australien wird das Fire Stick Farming nachgestellt.
Im Gartenkabinett Australien wird das Fire Stick Farming nachgestellt.Scherf/Imago

Los Angeles Garden ist einziger Garten mit Gesellschaftskritik

Doch ein „Garten“ sticht aus den Gärten der Welt besonders hervor, allerdings nicht gerade positiv: der Garten für die USA. Denn was als „Los Angeles Garden“ angepriesen wird, ist nichts weiter als eine nackte Asphaltfläche mit drei mittlerweile verwitternden amerikanischen Autos, einem kleinen Rasenausschnitt und sechs Palmen – die immerhin sogar echt sind. Wer das Gelände sieht, vermutet hier zunächst einen umzäunten Parkplatz für die Mitarbeiter des Parks, bis man sich nähert und sich die Fläche tatsächlich als eines der sogenannten Gartenkabinette entpuppt.

Dabei ist auch dieses Gartenkabinett von einem Künstler gestaltet worden. Der Architekt und Installationskünstler Martin Kaltwasser entwarf das Kabinett in den Gärten der Welt, die bereits 2017 eröffnet wurden. Kaltwasser machte sich zuvor vor allem mit Aktionen einen Namen, bei denen es um Wiederverwendung von Abfällen und um die Einbeziehung von Anwohnern ging. Der Garten sei ein „detailgetreuer Nachbau der Mini-Garteninsel des Car Parks des Bergamot Station Art Centers in Santa Monica“, heißt es in der Beschreibung auf der Website der Gärten der Welt. Die Aktion sei direkt im Anschluss an ein US-Projekt entstanden, bei dem es um die „Verdrängung der Natur durch die Industrie“ ging. Kaltwasser starb vor einem Jahr. Grün Berlin erklärt die Absicht hinter der Kunstinstallation des mittlerweile verstorbenen Künstlers auf Erklärungstafeln.

Doch nicht jeder versteht die kritische Kunst. „Hat der Schöpfer jemals den Central Park, den Golden Gate Overlook, einen der National- oder Staatsparks mit einer Fläche von fast 100 Millionen Hektar in den USA, oder einfach irgendeinen kleinen Stadtpark gesehen?“, schreibt ein englischsprachiger Besucher in einer Google-Rezension. Auch ein weiterer Nutzer findet: „Der unspektakulärste Garten. Hätte viel mehr Potenzial.“

Im gemütlichen Gartenkabinett China findet sich keine Kritik an der Umweltzerstörung in dem Riesenreich.
Im gemütlichen Gartenkabinett China findet sich keine Kritik an der Umweltzerstörung in dem Riesenreich.Peter Althaus

Keine Kritik an anderen Umweltzerstörer-Ländern

Das Hauptproblem: Die eigentlich hervorragende Kapitalismuskritik des Künstlers passt gar nicht zu den sonstigen Gärten. Denn so erscheinen nur die USA als unzivilisiertes Land von Naturhassern, während andere Länder ihre Vorzüge als Horte der Naturverbundenheit darstellen können. 

Schließlich werden in Brasilien weiterhin jährlich riesige Flächen des Regenwaldes abgeholzt. Und China, dessen Garten hier als beliebtes Kleinod besonders gewürdigt wird, steht in Sachen Umweltzerstörung und Motorisierung den USA in nichts nach. Auch die Brandrodung in Indonesien, wo für die Herstellung von Palmöl ganze Wälder und damit der Lebensraum von Orang-Utans vernichtet werden, findet keine Erwähnung.

Schön anzusehen sind die Fahrzeuge im Los Angeles Garden auch nicht gerade.
Schön anzusehen sind die Fahrzeuge im Los Angeles Garden auch nicht gerade.Scherf/Imago

Grün Berlin weist Kritik zurück

Selbst in der unmittelbaren Nachbarschaft des US-Parks fällt auf, dass beinahe alle Gärten von Landschaftsarchitekten und Künstlern aus den jeweiligen Ländern konzipiert wurden. Der US-Garten hingegen wurde von einem Deutschen gestaltet. Dabei befinden sich einige der weltweit bekanntesten urbanen Gartenprojekte in den USA. Man denke nur an die New Yorker High Line, den Park, der auf einer alten Güterzugtrasse mitten in Manhattan entstand. 

Danach befragt, warum ausgerechnet der USA-Garten so kritisch sei, entgegnet die Grün Berlin GmbH auf Anfrage des Berliner KURIER: „Beim Los-Angeles-Garten handelt es sich nicht um einen amerikanischen Garten, sondern um ein Kunstprojekt des Künstlers Martin Kaltwasser.“ Doch ob das bei den Besuchern auch so ankommt, ist fraglich. Denn in allen Karten, Tafeln und den in den Gärten der Welt kostenlos verteilten Übersichtsplänen, steht bei den Gartenkabinetten neben Chile und Brasilien nichts von Kunstprojekt. Dort heißt es nur „USA“.