Auf den ersten Blick scheint in Berlins Nobelkaufhaus KaDeWe alles seinen gewohnten Gang zu gehen, Kunden strömen in das Haus am Tauentzien, Touristen machen große Augen, Berliner futtern sich durch die sechste Etage. Und noch Anfang Februar hatte die KaDeWe Group vermeldet, dass 2022/23 das umsatzstärkste Jahr überhaupt gewesen sei. Doch hinter den Kulissen geht es ganz anders zur Sache.
Da ein Insolvenzverfahren mit Eigenverwaltung beantragt wurde, steht dem KaDeWe-Management ein Sachwalter zur Seite, zudem haben sich die Gläubiger mit vielen Beratern gerüstet, um einen Weg aus Krise finden. Und die Beratungsgesellschaft Roland Berger wurde laut einem Bericht der Wirtschaftswoche beauftragt, Käufer zu finden.
KaDeWe ganz in der Hand thailändischer Milliardäre?
Ob ein favorisierter Gesamtverkauf der Häuser an den Standorten Berlin (KaDeWe), Hamburg (Alsterhaus), München (Pollinger), Düsseldorf (Carsch-Haus) und Wien (Lamarr) Aussicht auf Erfolg hat, bleibt fraglich. Auch Einzelverkäufe der Luxus-Häuser seien möglich. Experten gehen allerdings davon aus, dass die thailändische Central Group, die bereits 50,1 Prozent der Anteile an der KaDeWe Group hält, zuschlagen wird.
Wer steckt hinter der Central Group? Wer einmal durch Bangkoks Shoppingmalls gegangen ist, kennt die Central Group. Dahinter steht der thailändische Milliardär Thos Chirathivat und sein Familienclan. Laut Berichten soll der Großvater von Thos in den 1920er-Jahren in Bangkok das erste Kaufhaus der Metropole gegründet haben. Zu dem Firmenkonglomerat gehören mittlerweile unter anderem zwei börsennotierte Unternehmen, Central Pattana (Thailands größter Shoppingmall-Betreiber) und Central Retail (Warenhaus- und Supermarktketten): eine Wirtschaftsmacht mit 40 Malls, mehr als 80 Warenhäuser und über 750 Supermarktfilialen. Geld ist also genug vorhanden.