Kauft es Central-Gruppe?

KaDeWe muss Insolvenz anmelden – übernehmen jetzt die Thais?

Die KaDeWe-Gruppe mit den Luxus-Kaufhäusern KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb der Häuser soll weitergehen.

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Das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) ist insolvent.
Das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) ist insolvent.Stefan Zeitz/imago

Das teilte das Unternehmen am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. Beantragt wurde demnach ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Handelsunternehmen betonte, dass vor allem die Mieten an den drei Standorten das Geschäft belasten. Sie machten „ein nachhaltiges, ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich“, hieß es.

Die Insolvenz des Handelsunternehmens The KaDeWe Group GmbH folgt wenige Wochen, nachdem das Signa-Firmengeflecht des österreichischen Investors René Benko in finanzielle Schieflage geraten war. Signa ist an der KaDeWe-Gruppe mit 49,9 Prozent beteiligt.

Thais wollen KaDeWe übernehmen

Für den Miteigentümer, die Central Group des Thai-Milliardärs Tos Chirathivat, die 50,1 Prozent die knappe Mehrheit an dem Luxusgeschäft hält, kommt der Insolvenzantrag laut einem Bericht des „Spiegels“ unerwartet. Bis vor Kurzem habe Central mit dem Signa-Management über eine komplette Übernahme verhandelt, heißt es.

Laut Spiegel hält Central auch in der Insolvenz des KaDeWe weiter an dem Ziel fest, die gesamte Handelsgruppe und das historische Gebäude des Warenhauses in Berlin zu kaufen.

Eine Insolvenz in Eigenverwaltung anstatt mithilfe eines Insolvenzverwalters beantragen in der Regel Unternehmen, die gute Aussichten haben, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Es ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt auf eine Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt.

Fast die Hälfte der KaDeWe-Gruppe gehört zur Signa Retail

Signa Retail hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft „geordnet abzuwickeln“. Galeria Karstadt Kaufhof beantragte vor drei Wochen ein Insolvenzverfahren.

KaDeWe-Geschäftsführer Michael Peterseim hatte sich noch Ende November zuversichtlich gezeigt, dass die Gruppe nicht in den Sog der Signa-Krise geraten würde. „Operativ machen wir einen herausragenden Job. Alle Häuser verzeichnen auch in volkswirtschaftlich schwierigen Zeiten steigende Umsätze“, sagte Peterseim nun laut Mitteilung. „Die Indexmieten jedoch sind unverhältnismäßig hoch, sie sind nicht marktüblich – und sollen weiter ansteigen.“ Zahlreiche Gespräche mit dem Vermieter hätten daran nichts geändert.

Die KaDeWe-Gruppe ist die Betreiberin der traditionsreichen Luxus-Kaufhäuser in Berlin (KaDeWe), Hamburg (Alsterhaus) und München (Oberpollinger). René Benko ist über Signa quasi ihr Vermieter.

Kai Wegner will sich für das KaDeWe einsetzen

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) will sich um eine Lösung für das KaDeWe bemühen. „Der Berliner Senat wird sich dafür einsetzen, dass eine Lösung für Berlins berühmtestes Kaufhaus gefunden werden kann und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden“, sagte Wegner am Montag.

„Der Insolvenzantrag des KaDeWe zeigt, in welch schwierige Lage alle Kaufhausstandorte nach der Insolvenz der Signa Holding gekommen sind“, so Wegner. Er sieht in der Insolvenz auch eine Chance für Weiterentwicklung der Kaufhausstandorte.

Laut der Insolvenz-Mitteilung von Montag hat die KaDeWe-Gruppe im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von knapp 728 Millionen Euro erwirtschaftet – ein Plus von fast 24 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Geschäftsjahr 2018/2019. Die Gruppe beschäftigt eigenen Angaben zufolge etwa 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im KaDeWe in Berlin. Hinzu kommen etwa 200 Beschäftigte im Alsterhaus, etwa 300 Beschäftigte im Oberpollinger und weitere rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Berliner Unternehmenszentrale.

Geschlossene Türen am verkaufsoffenen Sonntag

Der Chef der Handelsberatung BBE, Johannes Berentzen, schätzt die Mietbelastung der KaDeWe-Gruppe je nach Standort auf 13 bis 20 Prozent des Umsatzes. „Für den Mehrheitseigner Central könnte sich eine Insolvenz lohnen, um aus den teuren Mietverträgen auszusteigen.“ Berentzen betonte: „Ich bin mir sicher, dass es in allen drei Häusern weitergeht.“ Luxus funktioniere trotz der Wirtschaftslage gut.

Zum verkaufsoffenen Sonntag am 28. Januar in Berlin blieben die Türen des KaDeWe jedoch anders als zunächst geplant geschlossen. Die Gründe dafür erfuhren die Kunden, die vor den Türen standen, zunächst nicht.

Insolvenz ist nicht gleich Pleite

Bei der Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsleitung im Amt, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter von außen zur Seite gestellt. Die alte Geschäftsführung behält damit große Teile der Verfügungsgewalt über das Unternehmen. Zugleich ist die Firma vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen von Gläubigern geschützt.■