Rettet Berlins Igel!

Igel-SOS: Hermsdorfer Station kämpft um jedes Stacheltier!

MIT VIDEO: In der Hermsdorfer Igelstation kämpfen Freiwillige täglich darum, Berlins Igel über den Winter zu retten. SO können auch Sie helfen!

Author - Veronika Hohenstein
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Gabriele Gaede, seit 42 Jahren im Einsatz für Berlins Igel, leitet die Hermsdorfer Igelstation. Unter ihrer Führung wurden Tausende Stacheltiere gepflegt und ausgewildert.
Gabriele Gaede, seit 42 Jahren im Einsatz für Berlins Igel, leitet die Hermsdorfer Igelstation. Unter ihrer Führung wurden Tausende Stacheltiere gepflegt und ausgewildert.Veronika Hohenstein

Die Igel sind stachelig, knuffig – und in Gefahr: Die Hermsdorfer Igelstation ist ein Rettungsanker für die Igel aus Berlin und Brandenburg. Tag für Tag kümmern sich Freiwillige um verletzte oder geschwächte Igel, versorgen sie medizinisch und bereiten sie auf die Rückkehr in die Natur vor. Doch die steigende Zahl hilfsbedürftiger Tiere bringt die Station an ihre Grenzen.

Igel sind zunehmend gefährdet – und das nicht nur durch den Verlust ihrer natürlichen Lebensräume, sondern auch durch menschliche Aktivitäten wie den Einsatz von Pestiziden, den Straßenverkehr und Gartengeräte wie Mähroboter. Diese Entwicklungen bedrohen die Population der Stacheltiere, die bereits von der Weltnaturschutzunion als „potenziell gefährdet“ eingestuft wurden.

Regine Schmidt, helfende Hand mit Herz: Als Freiwillige in der Hermsdorfer Igelstation kümmert sie sich liebevoll um die kleinen Stacheltiere – von der Fütterung bis zur medizinischen Versorgung.
Regine Schmidt, helfende Hand mit Herz: Als Freiwillige in der Hermsdorfer Igelstation kümmert sie sich liebevoll um die kleinen Stacheltiere – von der Fütterung bis zur medizinischen Versorgung.Veronika Hohenstein

Ende November oder Anfang Dezember noch einen Igel zu entdecken, ist kritisch. Die Tiere finden dann oft kein Winterquartier mehr. In solchen Fällen sollte man den Igel zu einer Station bringen, wo er untersucht und wird und gegebenenfalls überwintern kann. Denn jetzt, zu dieser Jahreszeit, sollte der Igel schon im Winterschlaf sein.

Es regnet in Strömen, als der KURIER die Igelstation in Berlin-Hermsdorf besucht. Drinnen herrscht reges Treiben: Sechs Freiwillige sind an diesem Morgen bereits im Einsatz, sie misten Käfige aus, bereiten Futter zu und kümmern sich um die medizinische Versorgung der stacheligen Bewohner. In einer Ecke hustet ein Igel leise – er ist krank und braucht besondere Pflege. Wie die anderen 80 Igel würde er den Winter alleine wohl nicht überstehen.

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Veronika Hohenstein
Igel-Fakten
1. Ein erwachsener Igel trägt zwischen 6000 und 8000 Stacheln auf seinem Rücken. Diese hohlen, aus Keratin bestehenden Stacheln dienen als effektiver Schutz vor Fressfeinden.
2. In den kalten Monaten halten Igel Winterschlaf, wobei sie ihre Körpertemperatur und ihren Stoffwechsel drastisch reduzieren, um Energie zu sparen. Dafür legen sie im Herbst Fettreserven an, die ihnen während dieser Zeit als Energiequelle dienen.
3. In freier Wildbahn erreichen Igel ein Alter von etwa drei bis sieben Jahren. Ihre Lebenserwartung wird durch Faktoren wie Nahrungsknappheit, Krankheiten und Straßenverkehr beeinflusst.
4. Igel sind hauptsächlich Insektenfresser und ernähren sich von Käfern, Regenwürmern, Schnecken und anderen wirbellosen Tieren.

Hustende Igel und harte Arbeit: Ein Tag in der Hermsdorfer Igelstation

Die Station platzt aus allen Nähten, doch Gabriele Gaede, von allen Gabie genannt, die Leiterin der Station, hat alles im Griff. Seit 42 Jahren widmet sie sich mit unermüdlichem Einsatz den kleinen Stacheltieren. Mehr als 1000 Igel wurden 2024 in der Igelstation beherbergt, die meisten wurden in einem gesunden Zustand bereits wieder ausgewildert. Aber um die 15 Prozent schaffen es leider nicht mehr zurück in die Natur und müssen erlöst werden – zu schlecht sei der Gesundheitszustand vieler Igel.

Regine Schmidt und Gabriele Gaede: ein starkes Team für Berlins Igel in Not. Mit Erfahrung und Herz kümmern sie sich um die Rettung und die Pflege der Stacheltiere – allein dieses Jahr wurden mehr als 1000 Igel aus Berlin und dem Umland gerettet.
Regine Schmidt und Gabriele Gaede: ein starkes Team für Berlins Igel in Not. Mit Erfahrung und Herz kümmern sie sich um die Rettung und die Pflege der Stacheltiere – allein dieses Jahr wurden mehr als 1000 Igel aus Berlin und dem Umland gerettet.Veronika Hohenstein

Helft jetzt! Hermsdorfer Station kämpft um jedes Stacheltier

Kleiner Frechdachs: Dieser putzige Igel erobert Herzen im Sturm. Nachdem er aufgepäppelt wurde, darf er zu einer Patin ziehen, die sich liebevoll um ihn kümmern wird – im Frühling darf er zurück in die Natur.
Kleiner Frechdachs: Dieser putzige Igel erobert Herzen im Sturm. Nachdem er aufgepäppelt wurde, darf er zu einer Patin ziehen, die sich liebevoll um ihn kümmern wird – im Frühling darf er zurück in die Natur.Veronika Hohenstein

Der Tag in der Igelstation beginnt immer um 10 Uhr. Am laufenden Band kommen Igel-Freunde durch die Tür, bringen eingesammelte Spenden oder einen neuen Bewohner. Wie Stefanie Schreier – sie bringt das Igelmädchen Irmi, das mit seinem geringen Gewicht nicht über den Winter kommen würde. Gabie wiegt Irmi und bestätigt Stefanies Sorgen: Die kleine Igelin frisst zu wenig. In den nächsten Monaten wird sie von Stefanie Schreier weiter betreut werden.

Hier ist es wichtig zu verdeutlichen, dass Igel geschützte Wildtiere und keine Haustiere sind. Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet es, sie ohne triftigen Grund zu fangen oder in Gefangenschaft zu halten. Ausnahmen bestehen nur für kranke oder verletzte Tiere, die nach Genesung unverzüglich wieder freigelassen werden müssen. Unterstützen Sie Igel durch Schaffung igelfreundlicher Gärten und wenden Sie sich bei Bedarf an lokale Igelstationen.

Gabriele Gaede und Regine Schmidt setzen sich mit Herz und Erfahrung für Berlins Igel ein – ein unermüdliches Duo in der Hermsdorfer Igelstation.
Gabriele Gaede und Regine Schmidt setzen sich mit Herz und Erfahrung für Berlins Igel ein – ein unermüdliches Duo in der Hermsdorfer Igelstation.Veronika Hohenstein

Futter, Wärme, Hoffnung: Hermsdorf rettet Leben

Ein anderer Patient, der junge Igel Linus, hat ein entzündetes Auge. Gabie nimmt ihn auf den Untersuchungstisch, doch Linus versucht sofort, sich wegzurollen. Geduldig trägt sie Salbe auf sein Auge auf. „Stell dich nicht so an“, murmelt sie. Er rollt sich zusammen. „Krieg dich ein“, sie lächelt. Igel Linus sieht beleidigt aus. Sein Käfig wurde in der Zwischenzeit von den Helfern gesäubert. Eine große Portion Katzenfutter und Insekten scheinen Linus wieder fröhlich zu stimmen.

An den Käfigen hängen kleine Schilder, die Auskunft über den Zustand jedes Igels geben. Hier wird notiert, wie sich die Tiere entwickeln, ob sie an Gewicht zulegen und welche Behandlungen sie erhalten. Dort trägt Gabie die neuesten Werte von Linus ein.

Igel sind geschützte Wildtiere, keine Haustiere. Sie dürfen nur bei Krankheit oder Verletzung aufgenommen werden, um sie zu pflegen. Nach der Genesung müssen sie jedoch unverzüglich wieder in die Freiheit entlassen werden, wie es das Bundesnaturschutzgesetz vorschreibt.
Igel sind geschützte Wildtiere, keine Haustiere. Sie dürfen nur bei Krankheit oder Verletzung aufgenommen werden, um sie zu pflegen. Nach der Genesung müssen sie jedoch unverzüglich wieder in die Freiheit entlassen werden, wie es das Bundesnaturschutzgesetz vorschreibt.Veronika Hohenstein

Auf dem Speiseplan der Igel stehen hier hochwertiges Katzenfutter, Rührei und gelegentlich Insekten. Milch hingegen ist tabu: „Das führt zu Durchfall und kann die Tiere gefährden“, erklärt eine der Helferinnen. Auch rohe Eier sind nicht geeignet.

Spenden in Form von Geld, Futter oder Materialien wie Küchenrollen, Handtücher, Desinfektionsmittel und Zeitungen sind immer willkommen. Besonders wichtig ist, dass Zeitungen keine Heftklammern enthalten, da diese für Igel gefährlich sein können. Auch Paten werden für die hilfsbedürftigen Igel gesucht.

Besorgt bringt Stefanie Schreier das untergewichtige Igelmädchen Irmi in die Hermsdorfer Igelstation. Hier bekommt Irmi die Pflege, die sie braucht, um stark genug für die Rückkehr in die Natur zu werden.
Besorgt bringt Stefanie Schreier das untergewichtige Igelmädchen Irmi in die Hermsdorfer Igelstation. Hier bekommt Irmi die Pflege, die sie braucht, um stark genug für die Rückkehr in die Natur zu werden.Veronika Hohenstein

Zu Hause können Sie Unterschlupfmöglichkeiten wie Laub- oder Reisighaufen schaffen, verzichten Sie auf den Einsatz von Pestiziden. Verzichten Sie darauf, Hecken oder Sträucher im Winter stark zu schneiden, um die Quartiere der Igel zu schonen. Bei Bedarf können Sie hochwertiges, fleischhaltiges Katzenfutter bereitstellen. Verwenden Sie keine Mähroboter, und wenn doch nicht in der Nacht, um die nachtaktiven Igel zu schützen.

Futter, Pflege, Liebe: Hier finden Berlins Igel Zuflucht

Wer die Arbeit der Igelstation unterstützen möchte, braucht keine spezielle Qualifikation. „Tierliebe, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit sind das Wichtigste“, sagt Regine Schmidt. Die tägliche Arbeit ist allerdings kein Zuckerschlecken: Käfige müssen gereinigt, Tiere versorgt und medizinisch behandelt werden. Das kann körperlich und psychisch belastend sein, besonders wenn ein Tier trotz aller Bemühungen nicht gerettet werden kann.

Freiwillige misten Ställe aus, reinigen Futterschälchen und retten Igelleben – für jede helfende Hand sind sie hier dankbar.
Freiwillige misten Ställe aus, reinigen Futterschälchen und retten Igelleben – für jede helfende Hand sind sie hier dankbar.Veronika Hohenstein

Vor 42 Jahren fing alles ganz klein an: „Mama, können wir nicht einen Igel überwintern?“, fragten Gabies Kinder. Aus einem wurden zwei – und dann immer mehr. Was damals in einer Wohnung begann, ist heute eine professionelle Igelstation in Hermsdorf.

Als der KURIER sich verabschiedet, trotzt eine Frau mit einem großen Karton unter dem Arm dem strömenden Regen. Sie tritt ein, schaut Gabie besorgt an und sagt: „Sie frisst nicht!“

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Veronika Hohenstein
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Checkliste für gefundene Igel: Erste Einschätzung: Hat der Igel sichtbare Verletzungen oder wirkt er geschwächt? Transport: Setzen Sie ihn in eine Kiste mit Zeitung oder Handtüchern. Wärmen: Unterkühlte Igel auf eine handwarme Wärmflasche legen, eingewickelt in ein Handtuch. Versorgung: Katzen- oder Hundenassfutter, alternativ ungewürztes Rührei. Kein Obst, Brot oder Milch! Wasser bereitstellen. Bei schwachen Tieren Fencheltee vorsichtig anbieten. Parasiten: Entfernen Sie Fliegeneier oder -maden, aber ohne chemische Mittel. Wann ist ein Igel hilfsbedürftig? Ganzjährig: Abgemagert, verletzt, apathisch oder tagaktiv. Herbst/Winter: Jungtiere, die nicht genug Fettreserven haben, oder Tiere bei Dauerfrost. Nach Absprache können Sie den Igel direkt bei der Igelstation Hermsdorf vorbeibringen. Mehr Informationen gibt es hier.